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2020 Von Berlin in das Land des Fado, dem Frühling entgegen

Ende Januar 2020 war es wieder so weit, wir entflohen dem nasskalten Wetter und fuhren dem Frühling in Nordspanien und Portugal entgegen. Unser alter  Goya Hund  ist natürlich auch wieder mit dabei, er ist erstaunlich fit und wir freuen uns sehr auf die gemeinsame Zeit!

Aber zunächst lagen gut 2000 Km vor uns. Wir wählten die direkte Route über Aachen, quer durch Belgien. In Reims machten wir Station, änderten aber wegen des anhaltenden Dauerregens unseren ursprünglichen Plan und verzichteten auf die Stadtbesichtigung. Der Stellplatz mitten in der Stadt ist zu empfehlen, allerdings war er bei unserer Ankunft belegt, sodass wir auf den Parkplatz am Fußballstadion ausweichen mussten. Kostenfrei, aber nicht ganz so leise. Bei Dauerregen ließen wir Paris links liegen, fanden auf der Höhe von Limoges einen wirklich empfehlenswerten CP municipal  (46°1’58“ N, 1°17’46″E), herrlich in einer parkähnlichen Landschaft gelegen, waren wirdie einzigen Nutzer. Nach Limoges klarte das Wetter auf, das Navi führte uns locker um Bordeaux herum, so dass wir am 4.2. nach 26,5 Stunde reiner Fahrzeit unser erstes Etappenziel in Spanien Hondarribia erreichten (dass wir Frankreich die mautpflichtigen Autobahnen mieden, muss sicher nicht extra erwähnt werden)

Leider hatte der von uns angepeilte CP im Ort (anders als im Internet angezeigt) noch geschlossen. Wir durften daher noch ein kleines Wendeabenteuer mit dem Womo vollbringen (sehr zur Freude der vom guten Wein schon recht beseelten männlichen Zuschauer). Unsere zweite Wahl,  der Platz direkt am Leuchtturm, war offen. IMG_2246

Die Lage des Platzes des CP „Faro de Higuer“ (Carretera del Faro, n.°58) ist herrlich, allerdings stehen  für WoMo’s nur Stellplätze zur Verfügung. Der ganze Platz ist mit Dauercampern belegt. Sympathisch: Für Zelte sind die besten Plätze reserviert.

Mittwoch, 5.2.2020

Herrlichster Sonnenschein! Vormittags führte uns eine Klippenwanderung zum neuen Fischereihafen.

Zum frühen Nachmittag kamen dann die Fahrräder zum Einsatz, um die Altstadt aufzusuchen. Hondarribia ist bekannt für ihre besondere, baskische Architektur der Herrenhäuser aus der Zeit der Renaissance und des Barock.

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Blick auf die Flussmündung des Bidasoa, in dessen Mitte die Grenze zwischen Spanien und Frankreich verläuft.

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Jasokunde eta Sagarrondoko Ama Birjinaren Eliza Nagusia

Wir bummelten durch die Altstadt, genossen die total entspannte Atmosphäre – es ist eben noch keine Saison. Der Nachteil: Viele Restaurants haben geschlossen. Aber das ist der Preis, den wir gerne zahlen.

Und einen guten, ersten Rosé konnten wir – in einer Bar mit passendem Namen 🙂 – genießen.

Donnerstag, 6.2.2020

Unser Plan für den heutigen Tag wechselte öfter…aber zunächst folgten wir dem Tipp des netten Mitarbeiters in der Touristikinfo von gestern: Wir fuhren die GI 3440 Richtung Pasaia (ca 30 km). Der Tipp hatte sich gelohnt, immer an der Küste entlang entdeckten wir auch noch einen wunderbaren Stellplatz (notiert für das nächste mal oder die Rücktour: Mirador Jaizkibel 43,35°N 1,84W).

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Ein letzter Blick auf Hondarribia

Wir konnten uns nur schwer von dem kleinen Idyll trennen. Weiter ging es an der Küste entlang, und dann die Entscheidung: Wir strebten als nächstes Santiago de Compostela an und ließen Bilbao aus (sowohl die Stadt als auch die phantastische Architektur des Guggenheim Museums kennen wir ja bereits). Wir wechselten auf die A 8, S 30 und „fraßen“ einige Kilometer. Hinter Bilbao ist diese Strecke mautfrei. Wir meinen, die Strecke gehört zu den schönsten Autobahnstrecken überhaupt. Nach ca 150 km ein vertrauter Anblick – die Picos di Europa. Die Erinnerungen an einen schönen Wanderurlaub  2009 kamen hoch. Folgerichtig  strebten wir die „Grüne Wiese“ als Übernachtungsort an (43,47°N 5,21°W).

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Irgendwie vertraut und immer noch so wunderschön! und komplett leer. Die  Pferde auf der Koppel und Kühe mit sehr jungen Kälbchen beäugten unseren Abendspaziergang und vor allem Goya . An diesem politisch in Deutschland chaotischen Tag herrschte hier Ruhe und Frieden. Wie genossen!

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Freitag, 7.2. und Samstag 8.2.2020

Der Tag begann mit einem morgendlichen Lauf bzw. einem Strandgang für Goya .

Und dann mussten wir uns um unser Womo kümmern – es hatte uns gestern eine kleine „Überraschung“ beschert: „Bitte Motoröl wechseln“??? Der letzte Ölwechsel war gerade ein 3/4 Jahr her und 11000 km mehr auf der Uhr? Aber es half nichts. Die nächste Werkstatt musste angefahren werden, weil ansonsten eine Motorabriegelung drohte. Und wer will schon mit 1500 Umdrehungen reisen. Dank Internet und netten Spaniern fanden wir in Gijón nicht nur eine Werkstatt sondern auch einen sehr netten Monteur – er setzte die Anzeige zurück und wir konnten weiterfahren. Wir hatten echt Glück, denn ab Freitag nachmittag ist hier Wochenende und dann geht nichts mehr.

Santiago de Compastelo stand auf dem Programm. Auf der total leeren A 8 immer der Küste entlang erreichten wir gegen 17.30 die Stadt. Im Universitätsgebiet gab es in den vielen kleinen Nebenstraßen tatsächlich noch einen Parkplatz (42,875°N 8,55°W). Der große Vorteil: Ein Spazierweg durch den Park von ca 700 m und schon waren wir in der Altstadt. Wir genossen den ersten Eindruck

Cathedrale

und fanden natürlich auch eine nette Tapas Bar – die galicische Spezialität hatte es uns angetan!

Pulpo a feira - vorzüglich!!!!
Pulpo a feira – vorzüglich !!!!

Unser Parkplatz eignete sich auch hervorragend für das Nachtquartier.

Am heutigen Morgen begrüßte uns herrlicher Sonnenschein.

der Blick von unserem Nachtquartier

Kultur stand heute auf dem Programm und natürlich hatten wir uns auch etwas mit der Geschichte des Ortes beschäftigt. Nicht nur, dass hier ein wesentlicher Endpunkt des Jakobswegs liegt, nein, die Gelehrten streiten sich immer noch darüber, ob die Gebeine von Jakobus dem Älteren tatsächlich im Schrein der Kathedrale aufbewahrt werden oder ob es sich eher um eine Legende handelt. Wie heißt es so schön? Glaube versetzt Berge! Also kurz hier zur Legende: Jakobus der Ältere (einer der der zwölf Apostel) wurde wohl im Jahr 44 auf Befehl von Herodes in Judäa enthauptet. Sein Leichnam soll in einem Boot nach Spanien getrieben worden sein. Seine Gebeine sollen in der heutigen Stadt Santiago beigesetzt worden sein. Eine andere Version berichtet davon, dass die Gebeine dem Sinaikloster durch Kaiser Justinian geschenkt worden seien. Mönche sollen diese vor dem Islam in Spanien in Sicherheit gebracht haben. Tatsächlich haben Ausgrabungen eine Nekropole gezeigt.

In den Jahren 818 bis 834 wurde das angebliche Grab entdeckt. König Alfonso II. von Asturien ließ an der Stelle eine Kirche errichten, die sich zu dem bekannten Wallfahrtszentrum entwickelt hat.

Zurück zur Neuzeit: Leider wird die Kathedrale umfänglich restauriert, d.h. das ganze Kirchenschiff ist mit Folien abgehangen und von dem eigentlichen Prunk kann man nur eine Ahnung haben.

Zurück in die Wirklichkeit genossen wir den blühenden Park (blühende Kamelienbäume und Kamelienhecken – zu Hause versuchen wir mühsam Kamelien zu päppeln…!


Nach einem Stadtrundgang widmeten wir uns dann der Moderne: Ausgesprochen spannend ist der Neubau eines Kulturzentrums – maßgeblich von Peter Eisenman verantwortet. Die Architektur ist ganz der Landschaft eingepasst und besticht durch ihre Materialien.

Die Bauten bilden die Hügellandschaft ab und passen sich perfekt der Umgebung an.

Derzeit sind noch nicht alle Häuser belegt, aber die Ausstellung über Galizien und seine Einbindung in Europa ist auf jeden Fall sehenswert.

So beseelt von der Moderne fuhren wir noch ca 60 km nach Arcade (kurz hinter Pontevedra), wo wir einen schönen Stellplatz direkt am Meer (42,338°N 8,61°W) gefunden hatten.

Eigentlich war das ja keine komplizierte Tour, sollte man denken. Allerdings hatten wir die Wette wieder einmal ohne google map gemacht – schickte uns das Navi doch prompt in ein Dorf als Abkürzung. War aber für das WoMO beim besten Willen nicht zu machen. Die Herausforderung? Ein Wendemanöver an einer schier unmöglichen Stelle. Aber Spanier haben Geduld und ließen mich gefühlt oxtrillionenmal Vor- und Zurücksetzen. Aber letztendlich zählt der Erfolg!

Sonntag, 9.2.2020

Der morgendliche Lauf fand bei leichtem Nieselregen statt, schon doof, wenn die Wettervorhersagen auch noch zutreffen. Ein letzter Blick auf die Bucht der Flussmündung des Rio Verdugo

und dann ging es zurück zur N 550. In Tui, dem spanischem Grenzstädtchen, kauften wir noch etwas ein und dann ging es über die Ponte internacional nach Portugal. Der Rio Minho ist der Grenzfluss. Lange Jahre war die Ponte internacional – im 19. Jh von Eiffel erbaut – die einzige direkte Verbindung zum Nachbarland (bis 1991). Die Portugiesen hatten aus der Vergangenheit gelernt und wollten sich so vor spanischen Übergriffen schützen.

Doppelstockbrücke- über den Autos verlaufen die Eisenbahnschienen –
zugelassen für Lkw bis 3,5 t, das passte, wenn auch etwas eng

In Valença do Minho besichtigten wir die alte Befestigungsanlage – heute ein Einkaufsidyll für Haushaltswäsche und Souvenirs. Aus welchem Grund hier fast jedes Geschäft Handtücher und Bettwäsche anbietet erschloss sich uns nicht. Die Spanier nutzten diese Einkaufsmöglichkeit jedenfalls sehr gern, fast jede/r lief mit einem vollen Paket herum. – Die in den Restaurants angebotene heiße Schokolade war übrigens ein Gedicht!

Der spanische Hahn, mit seiner eigenen Geschichte: Ein Brathähnchen, das ein Richter verspeisen wollte, soll zum Beweis der Unschuld eines des Diebstahls Bezichtigten gekräht haben…Nette Legende und der Gockel avancierte zu dem Souvenirobjekt.

Blick nach Tui

Für unser Nachtquartier hatten wir uns den kleinen Ort Vila Nova de Cerveira, direkt am Minho gelegen, ausgesucht. Leider hielt der Nieselregen an. Aber immer noch besser als die Orkanwarnungen, die für zu Hause ausgesprochen waren.

Montag, 10.2.2020

Leider hatte der Himmel noch kein Einsehen mit uns , es tröpfelte und nieselte so still vor sich hin. Dementsprechend zog es uns nach Porto, immer außerhalb der mautpflichtigen Autobahn. Allerdings stellte sich die Frage, ob das so eine gute Idee war. Die Straße ging von einem Ort in den anderen über, zwar immer an der Küste entlang, aber Tempo 50 km/h ist wirklich eine Reisegeschwindigkeit für retired people.

Für Porto hatte Ig einen Parkplatz municipale direkt an der Altstadt (UNESCO Weltkulturerbe) ausgemacht. Da wirklich noch keine Saison ist, war es keine Schwierigkeit diesen zu erreichen. Fußläufig konnten wir dann den Altstadtrundgang beginnen, zunächst genossen wir aber den Blick auf die Brücken über den Douro.

Eiffel hatte sich hier wieder einmal verewigt.

Die Besichtigung von Sé do Porto lohnte sich (Eintritt 5 €), vor allem die blauen Fayencen in den Kreuzgängen waren sehenswert – ganz zu schweigen von dem Kirchenschatz.

Der Hunger zog uns in die Altstadt – der morbide Charme war allgegenwärtig. In der Tat sind die Häuser fast alle aus Kostengründen nicht mehr bewohnt, nur in den unteren Etagen gibt es Geschäfte. Die große Überraschung: Obwohl in Portugal Hunde in den Lokalen nicht erwünscht um nicht zu sagen sogar verboten sind, fanden wir eine kleine Rarität:

Das war unser Lokal, zumal das Essen und der Portwein bestens mundeten.

Mit dem Stadtrundgang hatten wir Glück, der Nieselregen blieb aus. Für unser nächstes Nachtquartier zog es uns zurück in die Natur. Wir fuhren noch ca 60 km Richtung Aveiro. Der Rio Vouga bildet hier eine riesige Seen-und Sumpflandschaft aus. Auf einmal sahen wir unzählige Störche, die ihre Nester nicht nur auf sämtlichen Strommasten (manchmal drei übereinander) sondern auch in Astgabelungen der Bäume hatten. Es muss reichlich Nahrung für sie geben.

In Costa Nova, der Halbinsel zwischen dem Canal de Mira und dem Atlantik fanden wir ein ausgezeichnetes Nachtquartier. (40°36’37,9″N 8°45’12,3″W).

Dienstag, 11.2.2020

Die Sonne hatte uns wieder. Genau das richtige Wetter für eine ausgedehnten Strandwanderung – herrlich, ein Strand ganz für uns allein.

Goya auf Reisen – in seinem Element!

Die Räder des Womo’s blieben heute still stehen. Wir genossen diesen herrlichen Tag.

Mittwoch, 12.2.2020

Wir konnten uns von dem menschenleeren Strand und den wunderbaren Wellen noch nicht losreißen. Es zog uns erneut in Richtung Leuchtturm von Barra, ca 3,5 km immer am Wasser entlang. In einem Strandrestaurant war es dann soweit: Wir probierten Bacalhau lagareiro – phantastisch. Gegrillter Stockfisch auf Wirsingkohl, Möhren und gebratenem Brot in gaaaanz viel Olivenöl, serviert mit Pellkartoffeln. Echt super lecker!!!!

Auch hier durfte Goya wieder mit in das Restaurant und bekam sogar eine Wasserschüssel. Überhaupt: Unser altes Hundchen ist einfach nur selig, ein Strand voller Stöcker, Wellen, die ihn reizen und laufen, laufen, laufen.

Zum späten Nachmittag entschieden wir den nächsten Strandabschnitt aufzusuchen. Wir fuhren ca 60 km, vorbei an Figueira da Foz, passierten ehemalige Waldbrandgebiete (wir erinnertenuns, dass auch Portugal zu den Regionen gehört, die immer wieder von Waldbränden heim gesucht werden – keinWunder, bei den Kiefer- und Eukalyptuswäldern…) und fanden in Costa de Lavos einen Stellplatz mit Entsorgungsmöglichkeit – Kostenpunkt Null (40°5’16,0″N 8°52’29,5″W). Wir waren nicht die Einzigen, die diesen Platz entdeckt hatten – aber noch keine sommerliche Überfüllung. Und der Platz direkt am Strand. Was will man mehr.

Donnerstag, 13.2.2020

Heute morgen beim ersten Hundegang an den Strand war noch alles trübe und trotzdem wunderschön….

aber dann kam die Sonne heraus. Genau das Richtige für eine lange Strandwanderung – kilometerlanger Sandstrand und wirklich nicht eine Menschenseele.

Und passend zu diesem wunderbaren Tag (gekrönt mit Zitronenkartoffeln und Bratfisch) gab es auch mal wieder einen Sonnenuntergang (mit viel Lametta:))

bereit zur Einkaufsfahrt

Freitag, 14.2.2020

Beim morgendlichen Lauf überwog noch der Nebel mit seiner eigenartigen Stimmung…

aber schon nach dem Frühstück war der Sonnenschein zurück. Heute stand der Strand Richtung Figueira da Foz auf dem Plan. Die Dünenlandschaft wich einer Steilküste. Und an nur einer Stelle lagen Unmengen von Austernschalen am Strand, eine schöner als die nächste. Der Eiweißschaum, der von der Dünung angeschwemmt wurde, animierte irgendwie zum kindlichen Spiel.

So schön und entspannt dieser Platz auch war, uns zog es Richtung Nazaré.

nickender Sauerklee

Gegen 16.30 sattelten wir die Räder, vielen noch auf dem Weg in den Intermarché ein und erreichten dann – leider schon in der Dunkelheit – den Parkplatz unterhalb des Leuchtturms von Nazaré. Das Schild – für Wohnmobile verboten – ignorierte wir und waren mit dieser Entscheidung nicht allein. Wir fanden direkt an der Steilküste noch einen Parkplatz und stellten das WoMo noch auf die Keile.

Samstag, 15.2.2020

Als wir morgens die Rollos hochzogen hatten wir einen herrlichen Blick auf die Bucht von Nazaré und auf die anrollenden Wellen. Wahnsinn – kein Wind aber Wellen von bestimmt 5 m Höhe. Der Platz füllte sich und innerhalb kürzester Zeit waren die Straßenränder zugestellt. Die vorbeifahrende Gendarmerie kümmerte sich übrigens kein bisschen um unsere WoMos.

Wir beobachteten die Jet boats, die die Verrückten mit ihren Surfbrettern hinter die Brandung ziehen wollten, nach diversen Versuchen gelang das auch. Die jungen Leute am Strand, die ihre Arme in den Schlingen trugen bzw. Krücken nutzen mussten, zeugten von der Gefährlichkeit des sportlichen Unterfangens.

Da für Montag bzw. Dienstag Windstärke 4 vorausgesagt war zog es uns heute in das Landesinnere. Das Ziel war Tomar, die angeblich schönste Stadt Portugals. Eine sehr gut ausgebaute Straße IC 9 bzw. IC 2 führte uns nach ca 60 km dorthin.

Der Blick auf das zweistöckige Pegões-Aquädukt war beeindruckend. Es ist mehr als 6 Km lang und mehr als 30 m hoch. Erbaut in 1593 unter der Regentschaft von Philip I. v. Portugal wurde es 1614 von Pedro Fernando vollendet. In einer Halbröhre wurde Wasser für das Convento of Christo transportiert. Welch ein Aufwand.

Am Parkplatz 39°36’27,8″N 8°26’15,8″W konnte man herrlich picknicken. Sicher auch zum Übernachten geeignet. Aber wir wollten uns doch noch die schönste Stadt ansehen. Wir fanden in Tomas einen Parkplatz und dann führten wir Goya in denPark der Christusritterburg. Die Parkanlage führte uns leider etwas in die Irre, der Zugang zur Burg wäre über eine kleine Straße zu erreichen gewesen, über die Parkanlage ging es leider nicht.

Wir verzichteten und erkundeten lieber noch die malerische Altstadt.

Zur Stärkung fanden wir eine kleine Pinte, der Wein und der Schinken-Käseteller mundeten ausgezeichnet.

So ganz nebenbei erfuhren wir auch noch etwas über die jüdische Geschichte der kleinen Stadt. Die Synagoge wurde 1450 erbaut, aber bereits 1496 mussten die Juden Portugal verlassen. Das Haus erfuhr anschließend eine sehr wechselvolle Geschichte: Nach Leerstand wurde das Haus zum Gefängnis und zur Scheune (1885) und 1920 zum Weinlager umfunktioniert, 1939 schenkte der Besitzer das Haus dem portugiesischen Staat, der ein hebräisches Museum einrichtete.

Nach dem Abendessen wollten wir noch einen Stellplatz am Stausee (Bairro Fdundairo) aufsuchen. Nur leider führte uns das Navi in eine ausgespülte Schotterstraße, wir blieben prompt stecken, gut, dass der Spaten an Bord war. Trotzdem, der Spaß hielt sich in der Dunkelheit in Grenzen…Nachem Ig uns frei geschaufelt hatte wendeten wir und suchten den CP Parque de Campismo de Castelo de Bode auf. Besser das!!!

Sonntag, 16.2.2020

Die Überraschung bei der heutigen morgendlichen Hunderunde: Stoppelpilze im Winter! Das gibt ein lecker Abendessen.

Da uns gestern der Besuch des Cerca do Convento de Christo nicht gelungen war, machten wir heute den zweiten Anlauf. Wir fuhren die ca 15 km vom CP zurück, hatten einige leichte Schwierigkeiten, den Parkplatz direkt vor der Anlage zu erreichen und parkten schließlich am Straßenrand, ca 300 vor dem Eingang.

3 € (dem Alter und Ig’s Handicap sei Dank) ermöglichten uns die Besichtigung. Die Anlage ist riesig: Ursprünglich in 1162 als Templerkirche (Vorbild war wohl die Grabeskirche in Jerusalem) errichtet erfuhr sie 1515 einen Erweiterungsbau als Christusritterkirche – João de Castillo (heute zum UNESCO Weltkulturerbe gehörig). Dort, wo beide Kirchen aneinanderstoßen befindet sich das bekannte manuelitische Portal.

Die gesamte Anlage wurde in früheren Zeiten über das Aquädukt, das wir gestern besichtigt hatten, mit Wasser versorgt. Verrückt, da doch unterhalb der Anlage Wasseradern zu finden waren.

Von der Größe der Anlage und ihrem guten Zustand waren wir ganz gefangen, nicht umsonst hielten wir uns mehr als 3 Stunden in ihr auf. Neben den spektakulären Kreuzgängen konnte man auch die gesamte Anlage des eigentlichen Klosters besichtigen (Küche, Speisesäle und Novizenzellen).

Nach so viel Kultur berauschte uns dann auf dem Weg zum WoMo der Duft der blühenden Orangen und Zitronenbäume.

Schließlich war es soweit, es zog uns erneut nach Nazaré. Ca 70 km und dann hatten wir das Ziel erreicht. Viel zu früh! Die Idee, den Parkplatz am Leuchtturm aufzusuchen erwies sich als schwerer Fehler: Sonntagsverkehr, alles parkte kreuz und quer und wir mit dem WoMo mittendrin. Aber wie heißt es so schön? Jeden Tag ein Abenteuer. Heute also mal wieder Wendemanöver, dank Ignaz und sehr netter und vor allem geduldiger Portugiesen bugsierten wir die WoMo Kiste aus dem Getümmel heil wieder heraus, fanden auf einem Baustellenparkplatz im Ort eine Abstellmöglichkeit und erkundeten die Seepromenade. Überrascht waren wir von den vielen Frauen in Tracht. Der Grund? Sie tragen diese traditionell Kleidung nur zum Karneval.

Der Ort Nazaré ist stark vom Tourismus geprägt (wir mögen uns kaum vorstellen, wie hier im Sommer der Bär steppen mag): Von den alten Fischereihäuschen zeugen nur noch einige wenige, leider schon fast verfallene Häuschen. Die Bucht mit ihrem herrlichen Sandstrand zielt halt verständlicherweise reichlich Besucher an, und jeder möchte an dem Geschäft teilhaben.

Wir genossen den Sonnenuntergang etwas anders und machten uns dann auf zum Stellplatz an der Steilküste.

Jetzt hatten wir richtig gepokert: Gegen 21.00 Uhr waren alle Tagestouristen fort und wir konnten den uns schon bekannten Platz ganz entspannt einnehmen.

Montag, 17.2.2020

Windstärke 4, das blies ganz ordentlich, die Wellen wurden über den ganzen Strand getrieben. Prompt holte sich Ig nasse Füße und Goya nahm ein unfreiwilliges Bad.

Wir waren von den Wellen (schätzungsweise ca 10 m hoch) einfach nur fasziniert.

Wir enterten das Leuchturmplateau, mit uns viele weitere Naturbegeisterte. War gar nicht so einfach, einen Platz direkt an der Brüstung zu ergattern.

Wer einen Platz hatte, gab ihn so schnell nicht wieder auf. Die Bilder können die Wellenhöhe gar nicht so richtig wiedergeben. Gelernt haben wir auch, dass die Wellenhöhe gar nicht von der Windstärke abhängig ist, vielmehr sind die Monsterwellen auf den Canyon direkt vor der Küste und dem Leuchtturm zurückzuführen , der sich über eine Länge von 230 Km und eine Tiefe bis zu 5000 m erstreckt. Dieser endet direkt vor dem steilen Riff des Leuchtturms und schafft dadurch die idealen Bedingungen für den weltweit besten Surfspot überhaupt. Nur hier sind die bisher höchsten Wellen gesurft worden.

Wir schlürten noch durch den Ort und hatten einen herrlichen Blick auf die Bucht und unseren Stellplatz.

sucht das WoMo

Und zur Belohnung für den heutigen Tag gab es selbstgemachte Spätzle und die gestern gefundenen Stoppelpilze.

Dienstag, 18.2.2020

Der Wind frischte heute nacht erheblich auf und kam direkt von Norden. Aber strahlender Sonnenschein. Die Wellen, die teilweise gegeneinander liegen und einen wirklichen Hexenkessel bildeten, faszinierten uns so sehr. Fotos über Fotos. Heute Abend war das ehrliche Arbeit, die alle zu sortieren. Hier eine kleine Auswahl:

Mit den Jetboats wurden die Surfer hinausgezogen, ein ausgesprochen waghalsiges und auch mühsames Unterfangen

durch die starke Brandung bildete sich Schaum, der fast breiig wirkte

Zugegeben, ein fast fauler Tag, sieht man von der Strandwanderung und der Jogging Runde ab, die auch die kleinen Schönheiten des Küstenstreifens offenbarte:

Mittwoch, 19.2.2020

Der Wind hatte sich vorhersagemäßig gelegt, strahlender Sonnenschein und die Brandung eigentlich eher so, wie man sie erwartet…

Wie schon gestern überlegt, machten wir uns heute weiter auf gen Süden. Aber zunächst noch ein paar Eindrücke von Nazaré (früher Pederneira): Der Ort ist unterteilt in das heutige Nazaré, dem Ort, der direkt an der Bucht liegt, und dem alten Teil Sítio, der auf dem Felsplateau mit dem Leuchtturm (Carol de Nazaré- als Fort 1577 unter der Regierung von Sebatião zum Schutze der Bevölkerung errichtet) liegt (ein Höhenunterschied von immerhin 110 m). Eine bequeme Verbindungsmöglichkeit ist durch eine Bahn mit 42 % Steigung/Gefälle gegeben, die am 28.7.1889 eingeweiht wurde. Diese Verbingung diente in früheren Jahren vor allen den Wallfahrern, die das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Nazareth aufsuchen wollten.

Im Ort gibt es aber auch die beeindruckende Kathedrale, mit einem Marienbild und dem legendären Hirschen ( der Legende nach soll die Jungfrau Maria den Edelmann Dom Fuad Roupinho bei der Jagt auf einen Hirschen, als sein Pferd schon in den Abgrund springen wollte, gerettet haben.

So weit zur Geschichte Nazaré’s.

Wir machten uns also wieder auf die Räder, fuhren die ca 160 km Richtung Setúbal. Die Strecke führte uns durch das Salinengebiet von Sado Estuary. hunderte von Störchenpaaren bevölkerten wirklich jeden Strommast, teilweise waren vier bis fünf Nester auf diesen zu erkennen – und alle bewohnt. Hier muss es reichlich Nahrung geben.

Unser Zwischenziel war das kleine aber sehr feine Museum Moinho de Mare da Mourisca. Der Weg führte vorbei an Steineichenwäldern, die alle für die Korkproduktion „angezapft“ waren.

Gezeigt wird dort eine Gezeitenmühle. Das durch die Gezeiten angestiegene Wasser wird mittels eines Schiebers blockiert und kann nur zurückfließen, in dem es die sechs Mühlsteine der Getreidemühlen antreibt. Eine ausgesprochen ökologische Produktionsmöglichkeit, die heute leider nicht mehr betrieben wird. So ganz nebenbei ist das ganze Gebiet als Vogelbeobachtungsreservat zu empfehlen.

Von dort waren es nur noch ca 8 km bis zur Autofähre von Setúbal zum Troia Natrureservoir. Wir hatten uns diese Halbinsel als nächsten Stellplatz ausgesucht.

Für 32,50 € setzte uns die Autofähre nach knapp 30 Minuten Fahrzeit auf der Halbinsel ab.

Der Stellplatz in Comporta (38,378°N, 8.7857 ° W) hielt , was der Stellplatzführer versprochen hatte: V+E bestens und vollkommene Ruhe. Und alles für Null Euro.

Donnerstag, 20.2.2020

Zu gestern noch ein kleiner Nachtrag: Wir haben ganz bewusst Lisboa östlich umfahren. Vor eingien Jahren waren wir zu Ig‘ Geburtstag für einige Tage dort, waren von der Stadt begeistert, deshalb konnten wir sie bei dieser Tour auslassen.

Der heutige Tag war mal wieder der Natur gewidmet: Es zog uns an den Salinen vorbei zum Meer.

Zuvor konnten wir uns aber von den Störchennestern im Ort kaum losreißen. Die Altvögel bauten ihre Vorjahres- oder Vorvorvorjahresnester weiter aus, während die Jungstörche mit kleinen Ästen versuchten, Weibchen von ihrem – noch zu beweisenden – Können zu überzeugen.

Der Weg, der durch Dünenwald zum Strand führte, war vor allem für Ig etwas beschwerlich, aber wir wurden durch herrliches Pflanzen belohnt.

Am meisten beeindruckte uns das magentafarbene Löwenmäulchen (für dieses Naturreservat auch als Besonderheit extra ausgewiesen).

wild -auf Sand – wachsender Lavendel

Und dann, vorher noch nie gesehen, das Apenninen Sonnenröschen, das ein Angehöriger der Zistrosengewächse ist, und mit seinen großen – fast 8 cm großen Blüten ein echter Hingucker ist:

Der Strand war – schon fast gewohnt – menschenleer. Aber es hat eben alles seinen Vor- bzw. Nachteil – menschenleere Strände, leere Stellplätze aber leider auch viele noch geschlossene Restaurants….

Der Rückweg war dann ein kleines Abenteuer, dank MapOut konnten wir nach ca 2,5 km Strandwanderung querfeldein durch den Dünenwald zu der einzigen möglichen Stelle finden, die einen Durchstieg zu den Salinen ermöglichte.

Der Weg über die Salinenfelder zurück ermöglichte herrliche Naturbeobachtungen:

Comporta ist zu dieser Jahreszeit wirklich schön, allerdings können wir auch erahnen, wie hier in der Hauptsaison der Bär steppen mag. Es gibt zwar nicht viele Restaurants oder Bars, aber jede Menge neue Ferienwohnungen mit dem entsprechenden Vermarktungsangebot direkt vor Ort.

Wir konnten im Ort noch die zwei in ihrer Größe sehr unterschiedliche Strelitzienarten entdecken:

Zurück am Platz gegen 16.00 hatte es die männlichen Reiseteilnehmer dahingerafft:) – ich zog noch für einen kleinen Lauf die schnellen Schuhe an….

Freitag, 21.2.2020

Noch ein Nachtrag zu gestern Abend: Fast wäre unsere Suche nach einem netten kleinen Restaurant gescheitert, entweder noch geschlossen oder „wir haben komplett reserviert“. Aber schließlich fanden wir noch Eines, es lockte uns mit der Fischauslage an. Auf Ig’s Nachfrage bekamen wir dann auch zur Antwort, dass der Koch so gegen 19.00 Uhr erwartet würde… und wir dann auch gern zum Diner vorbeikommen könnten.

Unser pünktliches Erscheinen wurde mit einem freundlichen Lächeln bedacht, der Sportkanal des Fernsehers sofort auf das Programm umgeschaltet, dass die live Übertragung des Champions Leage Spiel Leverkusen gegen Porto zeigte, und mit gebrochenem Englisch das Angebot der Karte übersetzt. Und wir wurden fein bewirtet

Zum „Nachtisch“ kredenzte uns der Wirt eine portugiesische Spezialität: einen Aguardente, ein Obstschnaps, den man nicht in Supermärkten kaufen kann, sondern nur lokal in Restaurants oder Artesanato-Läden der Serra algarviana. Gewonnen wird der Brand aus dem Früchten des Erdbeerbaumes. Sehr lecker!

Heute führte uns der Weg weiter nach Süden, wir nutzten die landschaftlich schöne ER 261 um schließlich kurz vor Grândola auf die IP 8 zu wechseln. Vorher hatten wir aber noch einen Weineinkauf getätigt:)

Die Straße führte durch herrliche Korkeichenwälder. Portugal gilt ja als der weltgrößte Korkproduzent.

Wir umfuhren Sines. Zuvor hatten wir gelesen, dass Sines den größten Containerhafen Portugals neben diversen Raffenerien und sonstigen großen Industrieanlagen beherbergt. Diese Beschreibung reizte uns nicht so sehr zur Besichtigung der Stadt. Und die Begutachtung aus der Ferne gab dem Reiseführer und seiner Einschätzung recht.

Unser heutiges Ziel Vila Nova de Milfontes erreichten wir nicht. Warum? Wir hatten uns als Zwischenstopp den Parkplatz am Praia do Malhão Sul (37,783°N 8,800°W) ausgesucht. Eine 2,5, km Schotterstraße führte zu diesem hin. Welche Überraschung, als wir ankamen – ein wunderbarer Schotterplatz direkt im Dünengelände und an der Steilküste gelegen. Die Region hier gehört schon zum Naturpark der Algarve. Holzplankenwege mit Bänken führten zu Aussichtsplätzen über die Steilküsten und die Badebuchten (allerdings konnte man auch sehr gut beobachten, dass es hier eine starke Unterströmung gibt, die das Baden wohl nicht ganz so ungefährlich sein lässt – war für uns zu dieser Jahreszeit aber kein Hindernis:)

Wir entschieden hier,an diesem wundervollen Ort zu bleiben

Samstag, 22.2.2020

Wie schon gestern beschlossen, blieben wir heute an diesem phantastischen Platz, hatten gestern Nacht noch den wunderbaren Sternenhimmel bei der letzten Hunderunde genossen und starteten heute mal wieder zu einer Dünenwanderung. Einfach herrlich und komplett zum „runterkommen“. Beeindruckend, wie schön es ist, wenn eigentlich „Nichts“ los ist. Knapp 3 km durch Sand, rechts und links Teppiche von Mittagsblumen, die allerdings erst vereinzelt mit dem Blühen begonnen hatten, es ist eben gerade Frühling, und die bekannten kleinen gelben Zistrosen.

Am Wegesrand gab es nicht nur kleine Blumen, wie den zweiblättrigen Blaustern sondern, zugegeben auch sehr hübsche, Pinienschädlinge.

Nach ca 3 km zeigte der Blick von den Dünen auf den Küstenstreifen plötzlich keinen Sandstrand sondern rundgeschliffene Steine, dementsprechend war auch die Geräuschkulisse der herandonnernden Brecher. Überhaupt: Noch niemals vorher hatten wir Wellen gesehen, die im Dreieck auf die Küste zurollen… Wenn das keine Unterströmungen sind…?

Das Training im tiefen Sand ist für Goya Gold wert, er wird immer stabiler

Der Weg am Küstenstreifen entlang war ebenfalls speziell, ein echtes work out für Ig!

Zur Erholung gab es dann einen Lesenachmittag, durch einen kleinen Lauf für mich unterbrochen, und natürlich das Aufsuchen unseres „Lieblingsplatzes“, dem Balkon über der Steilküste, um „mal wieder“ einen Sonnenuntergang zu geniessen.

Was braucht Mensch mehr???

Zu den Temperaturen: Tagsüber 19 ° im Schatten, in der Sonne 28°, nachts 8°.

Für morgen haben wir schon heute beschlossen, es wird einen faulen Strandtag geben.

Montag, 24.2.2020

Nach einem Strandtag mit Wasserkontakt – ca 16 °:) und totalem Sonnenschein waren unsere Vorräte gut aufgebraucht und Einkaufen und Entsorgen standen auf dem Plan. Aber zunächst reizte es uns, das kleine Örtchen Vila Nova de Milfontes kennenzulernen. Direkt an der Mündung des Rio Mira gelegen wird es als das Zentrum für junge Leute und Aussteiger beworben. In der Tat: Eine entzückendes kleines Städtchen, zur jetzigen Jahreszeit noch erstaunlich ruhig – Parkplätze zu finden, war kein Problem). Die Altstadt strahlt durch die weiß gekalkten Häuser, die alle liebevoll blaue und manchmal gelbe Fensterumrahmungen haben (angeblich sollen diese gegen die bösen Geister helfen…Genau weiß es keiner, aber: Man kann ja nie wissen:)

Einen Platz für V+E zu finden gestaltete sich hier etwas schwierig…aber wir folgten dem Tipp, den wir von Babsi, einer mit Hund reisenden Deutschen erhalten hatten. Am Intermarché in Odemira sollte es eine Möglichkeit geben. Wir fuhren deshalb die ca 18 km zunächst auf der CM 1124, dann auf der EN 393, nahmen einige kleine Serpentinen und in der Tat, der Supermarché hielt das Versprechen (37°35’58,7″N 8°37’51,4″W).

Gut ausgestattet steuerten wir als nächstes Ziel den Leuchtturm Carbo Sardão an. Ca 15 km, zunächst auf der EN 393 retour und dann weiter auf der CM 1124, vorbei an landwirtschaftlich genutzten Flächen, Rinder- und Schafherden und modernen Bewässerungsanlagen erreichten wir die Steilküste.

Wir fanden ein feines Plätzchen für die Nacht (37°36’2,8″N 8°49’1,9″W) und waren von der wirklich beeindruckenden Steilküste mit den vielen Zerklüftungen und Abbrüchen total begeistert.

Die Größe des Leuchtturms lässt die Höhe der Steilküste (über 60 m) erahnen

Dienstag, 25.2.2020

Der Morgen nach einer stürmischen Nacht begann mit einer Wanderung entlang des Strandwanderweges der Küste – und ja, wir sahen sie! Die Störche, die wohl einzigartig in Europa, auf den Klippen der Steilküste ihre Nester bauen und dort auch brüten. Aber zur jetzigen Zeit war eher noch das Balzen angesagt. Welche Faszination! Was treibt die Tiere an, statt auf Strommasten im Landesinneren auf den den steilen Klippen der Felsenküste ihre Nester zu bauen, dem Wind und der Gischt ausgesetzt?

So – ganz nebenbei – fanden sich am Weg auch noch wilde Fresien, der Duft verriet sie!

Das im Unterholz der Zistrosen leuchtende Blau – das uns sehr an das leuchtende Blau der Enzianblüten in den Alpen erinnerte – entpuppte sich als die Blüten der „blauroten Steinsame“.

Uns trieb es heute weiter gen Südwesten- über die ER 268 fassten wir zunächst Vila do Bispo als Ziel ins Auge, dort gab es eine Möglichkeit, an einem ehemaligen öffentlichen Waschplatz, Frischwasser zu tanken.

Gedacht, getan. Im örtlichen Lidl erwarben wir noch Großgarnelen für die Vorspeise heute Abend und suchten dann einen Stellplatz direkt an der Steilküste auf (37°6’15,8″N 8°56’16,7″W)

Obwohl der Blick phantastisch war, überzeugte uns der stark böige Wind direkt aus Norden, hier nicht zu nächtigen.

Zumal ca 2 km zurück in das Landesinnere sich ein prima Parkplatz mit Bäumen und etwas windgeschützter für die Übernachtung anbot.

Mittwoch, 26.2.2020

Gestern schrieb ich noch „etwas windgeschützter“- was bestimmt richtig war, obwohl der Wind, mit ca 3-4 Beaufort komplett aus Norden kommend, in der letzten Nacht doch die diversen Geräusche gemacht hatte…

Bei der heutigen Morgenrunde mit Goya trafen wir überrascht auf eine Herde von Rindern (inklusive der Bullen) und Schafen, alle mit ihren Jungtieren unterwegs. Und gut sichtbar: 3 Hütehunde! Erst dachten wir, wir müssten mit Goya sicherheitshalber umkehren, aber dann entdeckten wir den Schäfer. Mit Händen und Füßen verständigten wir uns mit ihm, er rief sein Hunde zu sich, und wir konnten nicht nur passieren sondern auch das friedliche Bild genießen.

Wir hatten einen neuen follower

Nach den Feldern mit Zistrosen und eher karger Landschaft überraschte uns auf der Runde plötzliche die waldige Gegend.

Wie reizvoll die Gegend hier ist: Schroff abfallende Steilküste, karge Steinwüsten und geschlossene Pinienwälder – und alles im Umkreis von ca 5 km.

Bei strahlendem Sonnenschein legten wir die ca 18 km bis zu dem Leuchtturm am südwestlichsten Zipfel Portugals und dem kontinentalen Europa überhaupt – dem Cabo de São Vicente – (37°1’25,0″N8°59’42,1″W) zurück.

Die Legende besagt, dass im 4. Jh ein führerloses Schiff mit dem Leichnam des Heiligen Sankt Vinzenz, der in Valencia den Märtyrertod gestorben sein soll, auf das Riff aufgelaufen sei. Zwei Raben sollen ab diesem Zeitpunkt die Reliquie bewacht haben, bis sie 1173 in Lissabon eingetroffen sei. Der Name des Ortes erklärt sich damit.

Wir konnten sehr gut direkt vor dem Leuchtturm parken und uns von der Technik (eine 3000 Watt-Lampe, um die drei Fresnel-Linsen – aus hunderten von Glasprismen zusammengesetzt – kreiseln), beeindrucken lassen. Durch die Lichtbündelung ist es möglich die Lichtsignale bis zu 50 km über das Meer zu schicken. Ein sehr kleines aber feines Museum vermittelte die Geschichte dieses Ortes (leider war die Führung durch den Leuchtturm selbst nicht möglich, er wird gerade renoviert).

gut 60 m über dem Meeresspiegel

Wie auf den Hinweisschildern angekündigt konnten wir Albatrosse beobachten. Nach einer Kaffee- und Zitronentartepause machten wir auf dem Rückweg noch ein Stopp bei der Forte de Santo Antonio de Belize. Leider war die Anlage geschlossen, aber dank Wikipedia erfuhren wir, dass die Anlage Manuel I und seinem Nachfolger Johann II zugeordnet wird (also 1495 – 1557). Wie an so vielen Orte fanden wir auch hier den Hinweis auf das verheerende Erdbeben von 1755, das auch zu einer Zerstörung geführt haben soll. Der Wiederaufbau erfolgte im Rahmen der Feier zum 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer. Trotzdem leider gesperrt. Warum? Wegen Einsturzgefahr! Aber ich konnte auf einem sehr steilen Stufenweg die Steilküste herabklettern. Hatte auch was!

Uns trieb es heute weiter, die N 125 gen Osten. Zunächst stand Lagos auf der Agenda. Wir hatten den Hinweis erhalten, dass man dort an der BP -Tankstelle (37°7’11,2″N8°40’22,5″W) die eigenen Gasflaschen wieder auffüllen lassen könne. Da eine von unseren beiden leer war, war klar, dass wir die Tanke ansteuerten. Und in der Tat: Die Befüllung der Flasche war überhaupt kein Problem.

Nachdem wir den im WoMo Führer für die Besichtigung von Lagos vorgeschlagenen Stellplatz passierten und die ca 200 – 300 WoMo’s dort registrierten, war klar, dass wir diese Stadt links liegen ließen.

Ein Wort zur Algarve und ihrem Namen: „Al-Gharb“ – der Westen, nannten die Araber den westlichsten Teil ihrer europäischen Besitzungen. Wer sich heute also darum streitet, ob es DIE oder DAS Algarve heißt, sollte sich auf den arabischen Namen besinnen, der Artikel steckt also quasi im Namen schon drin.

Nachdem wir so erfolgreich die Gasvorräte auffüllen konnten steuerten wir einen CP an, Voraussetzung: Er sollte über Wachmaschinen verfügen. In Alvor wurden wir fündig (37°8’6,1″N8°35’17,3″W). Das kleine Städtchen direkt am Liberia da Torre gelegen werden wir morgen entdecken.

Donnerstag, 27.2.2020 und ‚Freitag 28.2.2020

Der CP ist spannend, im oberen Teil stehen die WoMo’s dicht an dicht auf markierten Arealen, und in dem etwas mehr im Tal gelegen konnte dann jede/r den Platz unter Bäumen suchen, wie es möglich war. Das passte schon besser zu uns. Der Platz selbst tip top sauber! Zu empfehlen.

Zunächst stand heute große Wäsche auf dem Programm (deshalb hatten wir den CP ja ). Dann machten wir uns auf in das Städtchen. Ja, wir waren an der Algarve angekommen, in dem alten dörflichen Stadtteil fanden wir ein Restaurant und eine Bar neben dem/der nächsten. Karaokeangebote eingeschlossen. Die vielen Souvenirläden nicht zu vergessen. Trotzdem, zur jetzigen Jahreszeit war es immer noch angenehm leer. Die Touristen bestanden zu 95 % aus überwinternden Rentnern aus allen sprachlichen Regionen Europas. Die Stadt hatte sich offensichtlich auf diesen Kundenkreis eingerichtet, überall fand man behindertenfreundliche Angebote. In der Tat trafen wir auf einige Menschen, die sich trotz Krücken nicht von einer Strandwanderung abhalten ließen. Großartig. Die Holzplankenwege ermöglichten einen unkomplizierten Zugang zum Strand.

Wir machten einen Rundgang durch den alten Hafen, der geschützt hinter einem Lagunengewässer liegt, entdeckten Muschelzuchten und gingen dann natürlich auch an den Strand. Goya war begeistert, zumal der Wellengang nur so hoch war, dass er endlich wieder schwimmen konnte.

Der beginn der klassischen Algarve-Küste

Nach einer ausgedehnten Wanderung gönnten wir uns in einem Strandrestaurant nicht nur einen feinen Portugieser sondern auch die dazugehörige Fischplatte:)

Auch hier war der Strand super sauber, kein Plastik, kein sonstiger Müll! Und dann entdeckten wir dieses Schild – was für eine hervorragende Idee!

Am Freitag haben wir den CP dann nach dem Frühstück verlassen und sind auf den Stellplatz direkt am Meer gewechselt. (Kosten für den CP 32 € für 2 Übernachtungen inkl. Strom, da kann „man nicht meckern“)

Heute war Badetag angesagt – zumindest für Goya und mich. Der alte Hunde war gar nicht mehr aus dem Wasser zu kriegen… Es ist so wunderbar, wie toll er sich erholt hat!

Eine Laufrunde in der Abendsonne um die Lagune rundete den heutigen Tag ab.

Samstag, 29.2.2020

Heute ist der Wendepunkt gekommen, ein letztes Frühstück an der Küste der Algarve und dann wendeten wir die Nase des WoMo’s Richtung Norden. Nicht ohne zuvor den Ort Porches aufzusuchen. Passend zu dem Wendepunkt unserer Tour zeigte sich der Himmel bewölkt. Porches, der Ort, in dem die Keramikwerkstätten angesiedelt sind. Der kleine Ort selbst sehr sauber, voller gepflegter Blumenrabatten, aber leider war die kleine Kirche Igreja Matriz de Porches geschlossen.

In der Pottery des Künstlers  Olawria Pequena wurden wir für unsere Erinnerung fündigJ. Gleich nebenan wirkte ein Künstler, der ausschließlich mit Eisen arbeitet. Aber wie….!


der Raum der kreativen Ideen und deren Umsetzung

Natürlich Gabe es in den Töpfereien auch viele Dinge für die im Sommer sicher zahlreich „einfallenden“ Touristen, da durfte der Hahn Portugals natürlich nicht fehlen:)

Danach fuhren wir ein kleines Stück der N 125 nach Westen zurück um dann auf die

EN 124 Richtung Silves abzubiegen. Mittlerweile sendete der Himmel feinen „irischen“ Nieselregen. Für die Stadterkundung waren tatsächlich die Regensachen gefragt.

Silves gilt als die älteste Stadt der Algarve. Bereits im 4. Jh v. Chr. soll sie unter dem Namen Cilpes von den Phöniziern und den Karthagern besiedelt gewesen sein. Unter den Römern gewann die am Arade liegende Stadt an Bedeutung. Unter der Herrschaft der Mauren von 713 bis 1031 hieß die Stadt Xelb. Dreimal wurde sie durch christliche Heere erobert bis sie dann 1242/1246 endgültig an Portugal fiel.

Aus dem 9.bis 12. Jh stammt das über der Stadt thronende, aus rotem Backstein gebaute Castelo dos Mouros, das ca 12.000 qm einnimmt. Durch die rund 60 Zisternen des Castells wurde die Stadt mit Wasser versorgt, die eine sehr wechselvolle Geschichte hat. Nachlesen lohnt sich.

Unser Ziel war es, das Kreuz von Portugal anzuschauen: Ein drei Meter hohes Kreuz aus hellem Sandstein mit manuelinischen Motiven. Spannend: Auf der einen Seite des Kreuzes ist Christus dargestellt, auf der anderen Seite die Pietà (die Schmerzensmutter Maria). Leider wird es derzeit restauriert und ist deshalb komplett eingerüstet. Schade. Bleibt es ein Ziel für eine weitere, zukünftige Tour.

Die Blüten der Magnolienbäume am Marktplatz entschädigten uns etwas.

Vorbei an Orangen- und Zitronenplantagen führte uns der weitere Weg über die EN 266 in die höheren Regionen der Serra de Monchique. Der Ribeira de Boina begleitete uns westlich der Straße. Und dann sahen wir sie wieder –im wahrsten Sinne des Wortes – Unmengen von Störchen. Wirklich,  jeder Olivenbaum einer Plantage wurde von einem Nest fast erdrückt. Wir waren begeistert. 

So ganz nebenbei entdeckten wir auf einer Wiese auch die ersten blühenden Iris.

Vorbei an der Therme Caldas de Monchique fanden wir in Monchique selbst einen feinen Platz für die Nacht.

Sonntag, 1.3.2020

Eine leichte Schlechtwetterfront begleitete uns an diesem Tag, Wolken, zwischendurch eine leichter Nieselregenschauer, aber  auch Sonnenschein. Nicht das schlechteste Wetter, um einige Kilometer weiter nördlich zu fahren.

Aber zunächst stand Monchique und die Suche nach dem Medronho, ein aus den Früchten des Erdbeerbaumes gewonnener Brand, auf dem Programm. Ursprünglich nur von den Bergbauern der Gegend der nördlichen Algarve schwarz gebrannt (sein Ursprung soll auf das XVI. Jahrhundert zurückgehen). Der Erdbeerbaum (auch Hagapfel, Landbeere, Meer-bzw. Sandbeere) gehört zu der Familie der Heidekrautgewächse, seine Früchte werden zu Konfitüre und eben durch Destillation auch zu Schnaps verarbeitet. Heute ist die Destillation legal. Die Bauern haben sich zusammengeschlossen und betreiben die Vermarktung gemeinsam.

Bevor wir das Geschäft aufsuchten, konnten wir auf dem kleinen Sonntagsmarkt noch Obst einkaufen und den lebenden portugiesischen Hahn und seinen Besitzer, einen seit 15 Jahren in Portugal lebendem Altenburger, bestaunen.

Auf dem Weg zum Medronho-Geschäft bewunderten wir noch die Arbeiten des örtlichen Keramikkünstlers und die Nachbildung einer traditionellen Wassermühle. Gedreht wurde diese früher von Eseln.

Auch Monchique ist als kleiner, unaufgeregter Ort sehr zu empfehlen. Goya genoss die volle Aufmerksamkeit. Welch ein Unterschied zu der touristischen Algarveküste.

Die Strecke führte uns dann weiter in das Bergland hinein. Unterwegs konnten wir in dem Dorf Alferce die Entsorgung durchführen. Offensichtlich  von der EU gefördert, hat das Dorf eine vorbildliche V+E Station errichtet, perfekt ausgeschildert und wirklich tip top sauber.

Über die EN 267 erreichten wir auf der Höhe von São Marcos da Serra die IC 1, um von Castro Verde aus den Miradouro do Pulo do Lobo zu erreichen. Die Landschaft wechselte von den bewaldeten Bergen der nördlichen Algarve zu den Weiten des Baixo Alentejo. Schaf- und Rinderherden und Dörfer, die kilometerweit auseinander liegen.

Ab Mertola war die Strecke eigentlich eher 1 1/5 spurig, aber da es fast keinen Verkehr gab, war dieses kein Problem. Bei dem Pulo do Lobo handelt es sich um einen Wasserfall. Der Guadiana hat sich tief in das aufgefaltete Gestein eingefressen und bildet innerhalb des Nationalparks ein kleines Highlight. Zu dieser Jahreszeit blühte überall der gelbe Ginster.

Wir fanden einen hervorragenden Schlafplatz und genossen noch die Sicht über die gelben Lupinenwiesen in den Sonnenuntergang 37°48’17,3″N 7°38’21,3″W)

Montag, 2.3.2020

Als erstes Ziel hatten wir uns  heute Serpa vorgenommen. Unterwegs wurden wir von Schafen begrüßt. Sie verhielten sich ein wenig wie „Wir sind das Volk“…kaum hatten wir das WoMo an der Weide angehalten kamen sie alle neugierig angerannt. 

Wir machten in Mértola einen kurzen Halt, um einen Blick auf diese kleine, reizvolle Stadt zu werfen. Die Besonderheit: Die Moschee, die nur durch den Anbau eines rechteckigen Glockenturms zu einer christlichen Kirche umgewidmet wurde.

Die Route führte durch eine ruhige Landschaft, Weidewirtschaft überwog. Serpa (im südlichen Alentejo gelegen) gilt als Hauptstadt des Cante Alentejano, seit 2014 als Kulturerbe der Menschheit durch die UNESCO anerkannt und für ihre Altstadt bekannt. Diese ist komplett von der alten Stadtmauer umgeben. Über dem Stadttor  porta de Beja verläuft über der Stadtmauer ein Aquädukt, mit dessen Hilfe die Bewohner der Burg mit Wasser versorgt wurden. Zwei Endlosschleifen aus Tauen, an denen Tonkrüge hängen, hievten das Brunnenwasser auf die Höhe des Aquädukts. Zwei hölzerne Getrieberäder sorgten für den Antrieb, dessen Kraft wohl von Eseln bzw. Gefangenen gestemmt wurden. 

Bemerkenswert die Höhe der kleinen Häuser…Decke weißen dürfte hier kein Problem sein.

Auch hier gab es wieder Zeugnisse der  Mauren, die  711 die Stadt eingenommen hatten. Zwischen 1232 und 1234 wurde die Stadt dann wohl christlich. Die Stadtrechte erhielt Serpa 1512 durch Manuel I. 

Das archäologische Museum war leider geschlossen; überhaupt machte die  Altstadt einen kompletten verschlafenen Eindruck. Es ist überhaupt keine Saison und außerdem: Man sollte eine Stadtbesichtigung nicht in der Mittagszeit planen.

Und dann hatte es uns erwischt, der Wunsch nach dem Porco de pata negra (portugiesisch für Schwarzklauenschwein). Oft wird dieser Schinken auch als Porco de raça alentejana (Alentejo-Rasse-Schwein) bezeichnet. Er ist nur dann echt, wenn er aus Barrancos (direkt an der spanischen Grenze gelegen) kommt, und dort richtig und mindestens 24 Monate gereift ist.

Unser Wunsch war uns quasi Befehl, d.h. wir schickten das WoMo gen Osten , fuhren die ca 70 km über total leere Straßen in das kleine Dorf, nur ca 2 km von der spanischen Grenze entfernt.

Blick nach Spanien

Im lokalen Mercado wurden wir fündig:)

Im Restaurante A Esquina bekamen wir, allerdings erst ab 19.30, ein sehr geschmackvolles Abendessen (als Vorspeise natürlich den wirklich hervorragenden Pata negra).

Nach dem leckeren Abendessen inklusive Wein stand fest, wir übernachteten am Rand des Ortes.

Dienstag, 3.3.2020

Voll guter Erinnerung an das gute Abendessen verließen wir heute morgen Barrancos und steuerten das nächste Ziel, den Riesenstausee Albufeira de Alqueva an. An der Strecke, die von Stoppellavendelfeldern gesäumt  war,  

konnten wir die Schinkenlieferanten bestaunen. Sie ernähren sich von den Früchten der Steineichen, waren aber unserem harten Brot  nicht abgeneigt. 

Die Landschaft, durch die die EN 386 und ab dem Abzweig in Amareleja  die EN 385 führte, war durch Weideflächen für Schafe und  Rinder und vereinzelt Ziegengeprägt. Weite, unendliche Flächen und die einzeln stehenden Steineichen bieten den Tieren wirklich eine artgerechte Haltung. Klar, dass alle Rinder hier ihre prächtigen Hörner tragen.

Wir waren von der Tour durch die nördliche Algarve, weiter durch die Region des  Baixo Alentejo hin zum Gebiet des Alto Alentejo und der Einsamkeit begeistert. Die Orte liegen mindestens 20 km auseinander. Tourismus? Eher Null. WoMo’s sahen wir  erst in Monsaraz wieder. 

Die Landschaft war nur durch die Zufahrten zu den einsam liegenden Gutshäusern durchbrochen. Nachvollziehbar, dass die reizvolle Landschaft aber auch zu den ärmsten Regionen Portugals zählt. Und trotzdem: Überall fielen die gepflegten Orte mit ihren weiß gekalkten Häusern und die Sauberkeit auf! Kein Müll an den Straßenrändern, selbst an den Stellplätzen der Müllentsorgungsbehälter (selbstverständlich besteht das Angebot zum Sortieren) liegt kein Müll herum…

Mit Erreichen des Stausees hatte uns dann leider auch das vorhergesagte Nieselregenwetter erwischt. Im Ort Monsaraz (dessen Besiedelung wohl auf die Bronzezeit zurück reicht – davon zeugen mehrere megalithische Monumente – machten wir auf den terrassenförmig angelegten Parkplatz Station und harrten der Wettervorhersage (ab 15.00 Uhr sollte es nicht mehr regnen).

Und richtig, bei dem Spaziergang durch den kleinen, von der komplett erhaltenen Stadtmauer umgebenen Ortskern, klarte es auf. Malerisch, die vielen alten, historischen Gebäude. Obwohl heute auf den Tourismus ausgerichtet, konnten wir uns dem Charme nicht entziehen.

Blick von der Burg

Als Übernachtungsplatz zogen  wir das Ufer des Stausees vor. Goya hatte wie immer seine Freude beim „Stöcke aus dem Wasser retten“ und wir genossen die Sonne

und die totale Ruhe. 

Mittwoch, 4.3.2020 und Donnerstag 5.3.2020

Wir erreichten gegen späten Nachmittag den  am Rio Mondego gelegenen Stellplatz in Coimbra – die Fahrt über ca 280 km hatte  uns weiterhin durch reizvolle Landschaften geführt, beeindruckend, die blühenden Wiesen unter den Steineichen. 

Wir passierten viele Orte, die fast alle über eine große,  auf der höchsten Stelle des Ortes gelegenen, Burganlage aus der Templerzeit verfügen. Irgendwie ein wenig wie in der Toskana…

Coimbras Ursprünge liegen auch bereits in der Keltenzeit. Von den Römern wurde die Stadt unter den Namen Aleminium gegründet, und war wohl eine wichtige Station der Römerstraße von Olisipo (Lissabon – Lisboa) nach Bracara Augusta (Braga). In der gut erhaltenen Altstadt findet man noch Zeugnisse aus dieser Epoche.

Aber wirklich bekannt ist Coimbra wegen seiner historischen Universität und ihrer  barocken Bibliothek, die Biblioteca Joanina .

Und natürlich dem Fado (der 2011 in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen wurde). Dieser ist vor allem in Lissabon, Porto und eben Coimbra beheimatet.

Ursprünglich hatte sich diese Musikrichtung wohl in den Armenvierteln Lissabons entwickelt, im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Fado Coimbra, Balladen, die von der Stadt, dem Studentenleben und der Liebe handeln. (Daneben gibt es heute auch die konzertante Form des Fado, mit festem Programm und professionellen Künstlern).

Wegen des Fado hatten wir den Weg nach Coimbra gewählt.

Gegen Abend machten wir uns daher auf den Weg, wechselten die Flussseite (kamen noch in einen Regenguss) und erklommen die Straßen der Altstadt. Coimbra bei Nacht hat ihren ganz eigenen Reiz.

Fußgängerbrücke über den Rio Mondego und blick auf die Universität
kein Geschäft für Schokolade sondern für den Verkauf von Sardinenkonserven!!

Natürlich gibt es auch hier reichlich touristische Angebote und viele Restaurants. Aber eben auch das „Fado ao Centro“ – jeden Abend gibt es dort von ständig wechselnden Künstlern ein kleines Konzert. Immer um 18.00 beginnend. Klar, dass wir zu spät dran waren.

Also suchten wir die Alternative. Suchten…im wahrsten Sinne des Wortes: Map out kannte die Baustellen der Gehwege und die damit verbundenen Sperren nicht und so dauerte unser Anmarsch etwas länger, um das „à Capella“ zu finden.

Wie der Name schon sagt, ist dieses Casa de Fado in einer alten Kapelle aus dem 14. Jahrhundert untergebracht, unter einer Glasplatte ist der historische Fußboden noch zu sehen. Verortet im jüdischen Viertel. Ein wirklich reizvoller Ort, an dem die Küche auch ein vorzügliches Menü zubereitete. Allerdings, wir waren die einzigen Gäste. War schon ein seltsames Gefühl. Aber: Wir bekamen unser ganz privates  live Konzert. Und das war einfach nur großartig, zumal wir nach dem Konzert auch noch die Gelegenheit hatten, uns mit den Künstlern zu unterhalten.

portugiesische 12-seitige Gitarre

Heute ging es dann die ca 50 km zurück zur  Küste. Windstärke 5, streng aus Westen kommend, sorgte dafür, dass sich die Wolken nicht lange zusammenballen konnten und der Sonnenschein wieder die Oberhand gewann.

Goya war mehr als hundeglücklich, wieder am Strand sein zu können. Wir werden jetzt hier 3 Tage einfach nur die Seele baumeln lassen und die vielen Eindrücke, die wir bisher schon gewonnen haben, Revue passieren lassen und ein wenig die „Maus Frederik“ spielen (Bilder sammeln und für später konservieren).

Sonnenuntergangsbild einmal anders.

Sonntag, 8.3.2020

Zwei herrliche Tagen mit Faulenzen, Lesen, Strandwanderungen, Laufrunden und ordentlich frischen aber kühlen Nordwind liegen hinter uns. Wir hatten das WoMo geschickt geparkt, sodass  wir im Windschatten die Sonne voll genießen konnten.  Morgens, durch das Hupen des Brötchenlieferanten geweckt, der sogar Herzchenbrötchen hatte, konnten wir draußen im Sonnenschein frühstücken. 

Das  kleine  Örtchen Costa de Lavos, das neben dem prima WoMo Stellplatz und  dem kilometerlangen Strand eher ein wenig verschlafen wirkt, hat wirklich sonst nicht viel zu bieten. Aber unbedingt hervorzuheben ist das kleine Lokal Xavega da costa marisqueira.

Die Cataplana de mariscos war ausgezeichnet!

Auch heute hatten wir voller Optimismus den Frühstücktisch draußen gedeckt. Die Vorhersage hatte einen weiteren Tag voller Sonnenschein prognostiziert. Wir staunten nicht schlecht, als der Himmel zuzog und die Temperaturen trotz nur noch Windstärke 1 15° anzeigten. Aber immer frei nach dem Motto „Nur die Harten kommen in den Garten“ zogen wir das Frühstück durch.  

Ein Check der Wetter App zeigte, dass tatsächlich für heute Regen an der Küste angezeigt war, dafür in den Bergen aber wechselhaftes Wetter und vor allem für morgen 9 Stunden Sonne.

Gesehen – Entschieden.

Eine prima Morgenrunde mit Goya am Strand, ein letzter Blick auf die herrliche, nun recht ruhige Brandung, mit schönen lang gestreckten Wellen, und dann nahmen wir das nächste Ziel ins Visier.

Von Babsi (der Deutschen die wir gefühlt vor Wochen mit ihrem Hunde kennengelernt hatten) hatten wir einen Tipp für die Serra  Estrela (dem höchsten Gebirgszug in Portugal, der höchste Berg erreicht immerhin 1993 m) bekommen.  Dem wollten wir folgen.

Wir umfuhren Coimbra und dann ging es auch schon in die Berge.

Bedrückend zu sehen, wie hier die früheren Waldbrände gewütet hatten. Ganz Berghänge sind kahl und baumlos. Die Trostlosigkeit der  schwarz  verbrannten Leichen der Eukalyptus Bäumen wurde von weiß blühenden Ginster  abgemindert.

Und überall konnten wir auch die Mühen der Aufforstungsarbeiten sehen. 

Gute 50 Kilometer Kurven auf der EN 230– Das WoMo musste zeigen, was es kann. Und es konnte. Hinter dem Pass und dem Restaurant Pedras Lavradas (unterhalb des Fonte Espinho auf ca 850 m Höhe) gab es dann wieder blauen  Himmel.

Nach insgesamt ca 160 km suchten wir den Stellplatz in Unhais da Serra auf (ca 600 m hoch gelegen) – 40°15’21,4“N 7°37’25“W

Montag, 9.3.2020

Strahlender Sonnenschein, glasklare Luft nach einer Nacht mit ca 4° und herrliche Fernsicht – ideal, um die Tour Richtung Norden fortzusetzen. Nach ca weiteren 16 km enger Kurvenfahrt erreichten wir kurz hinter Covilhã die EN 18. Überall sahen wir die Zeugnisse des Frühlings, Bäume,  die mit ihren hellen Grün der frischen Blätter leuchteten und Felder voller blühender Obstbäume. Das lila und rosa überwog (Pfirsich und Mandelbäume).

Hinter Guardo erreichten wir die IP 2, die uns zügig zum Abzweig kurz vor Vila Nova de Foz Cõa führte. Wir benötigten noch ca 9 km auf der EN 222 – kurvenreich aber mit phantastischen Blicken auf die Terrassen der Weinberge und Olivenplantagen.

Welch ein Aufwand, hier in dieser bergigen Region immer wieder die Terrassen und natürlich auch die Weinstöcke zu pflegen. Jetzt findet gerade der Rückschnitt der Reben statt. Auch die Olivenbäume werden großzügig zurückgeschnitten.

Hier an dieser Stelle, nach gut 2500 km kreuz und quer durch Portugal, müssen wir einfach erneut unserer Begeisterung über das Reisen mit einem WoMo Ausdruck verleihen. Portugal war ja für uns ein Land, dass wir vor dieser Reise überhaupt noch nicht kannten. Und gerade durch das Herumreisen und vor allem die Fahrten in das Inland haben wir einen so tollen Eindruck von diesem herrlichen Land erhalten. Und es hat so viel, weg von den üblichen, touristisch bekannten Orten, zu bieten,

Gesteinsformationen, die uns sehr an Sardinien erinnerten.

In Freixo de Numão war der Stellplatz  41°3’36,4“ N 7°13’16,8“W unser Tagesziel. Und dort klappte auch das Treffen mit Angelika und Fritz aus Berlin. Schon verrückt, sich mitten in der nördlichen Bergregion Portugals zu treffen. Aber die heutigen Medien machen es möglich.

Die Sonne meinte es weiter gut mit uns. So war der Nachmittag ausgefüllt mit einer großen Hunderunde (Feo und Goya verstanden sich großartig). Die Hunde der Bauern, die ihre Weinberge bestellten, waren zwar äußerst aufmerksam, stellten aber kein Problem dar.

Hinweis auf Jagdreviere

Zurück im Dorf wurden wir „angemessen begrüßt“.

Bei dem Bauern, der die Stellplatzgebühr von 5 € kassierte, bevorrateten wir uns mit weißem und roten Portwein und Honig (mit ein Grund, warum wir diesen Platz aufgesucht hatten), – ein ausdrückliche Dank geht hier an Babsi, von der wie diesen tollen Tipp hatten.

Dienstag, 10.3.2020

Bevor wir uns von Fritz und Angelika verabschiedeten, schauten wir fasziniert auf eine Linie am Boden, die sich fortbewegte.

Klar ist jetzt auch, dass der Prozessionsspinner seinen Namen zu recht trägt. Eine Raupe hängt mit Körperkontakt an der vorderen. Die Frage, wie sich der Anführer oder die Anführerin(?) für diese Aufgabe qualifiziert, mussten wir unbeantwortet lassen.

Dann trennten sich wieder unsere Wege, Fritz und Angelika werden weiter Portugal erkunden und wir orientierten uns weiter Richtung Heimweg.

Es ist nicht zu übersehen, unser Rückweg hat eindeutig begonnen.

Für den Übertritt nach Spanien haben wir uns die Route am Douro entlang ausgesucht. Konkret hieß das, zurück zur IP 2, weiter nach ca 24 km führte uns der Abzweig auf die IC 5. Wir konnten uns zu dieser Route nur gratulieren. Die Straße gut ausgebaut , quasi neu und vollkommen leer. Dafür mit herrlichen Ausblicken auf den Douro (den man ja üblicherweise mit Porto in Verbindung bringt), den wir immer wieder kreuzten.

Schließlich noch ca 7 km auf der EN 221 und schon waren wir in Mirando do Douro. Der Douro bildet hier den Grenzfluss zwischen Portugal und Spanien.

Blick nach Spanien

Wir bewunderten noch einmal die Landschaft und die immer wieder beeindruckende Statik einer Staumauer.

Schließlich fuhren wir die single road über die Staumauer (eine Ampel stellte sicher, dass es keine unangenehme Berührungen mit dem Gegenverkehr gab ) und waren in Spanien. Schon spannend. Die Grenzlinie geht mitten durch den Fluss. Die Turbinen und das Kraftwerk stehen ausschließlich auf portugiesischer Seite…

Unseren ursprünglichen Plan, am Embalse de Almendra Station für die nächste Nacht zu machen, verwarfen wir. Vielmehr reizte es uns (nach Sichtung der Wetterprognose die Rückreise über die Zentral – Pyrenäen  zu wählen).

Natürlich gab es nette Zwischenstopps, für Goya zum Schnüffeln und für uns, Kaffe und Sonne genießen und die Route festlegen.

Dementspechend stand heute „Kilometer fressen“ an. Wir schafften es bis nach Logroño (gute 500 km). Dazu benötigten wir nicht nur gute und freie Straßen sondern auch…

Alle, die mich kennen, wissen dieses Bild einzuordnen:):)

Mittwoch, 11.3.2020

Das Ziel,  das kleine Städtchen Ainsa klar vor Augen „rissen“ wir die nächsten 280 km „runter“ und konnten mittags bei strahlendem Sonnenschein das WoMo auf dem Parkplatz an der Burg abstellen. Ainsa’s Häuser in der Altstadt stammen aus dem 14. bzw. 15 Jahrhundert. Die Steinbauten weisen bis auf Dachbalken keinerlei Fachwerk oder sonstige Holzkonstruktionen auf. 

Aber bevor wir uns abends auf den Weg zum Restaurant machten, stand eine  Wanderung auf dem Programm. Der Blick auf den verschneiten Gipfel des Monte Perdido und die Gebirgsketten erfreute uns mindestens so, wie die blühenden Veilchen. 

Von einer Wiese mit nur 10 cm großen Narzissen (Osterglocken) ganz zu schweigen.

Eine kleine Rarität konnten wir auch noch entdecken, den gewöhnlichen Spinnen-Ragwurz, eine zu den Orchideengewächsen zählendes Pflanze.

Und dann konnten wir die Armada der Bartgeier  sehen, wie sie zurück in Gebirgskette flogen. Sie gehören zu den Größten Geiern, die es in Europa gibt, mit einer Flügelspannweite von über 3 m. Ernähren sie sich fast ausschließlich von Knochen der Schafe, waren sie durch die Umstellung der Weidetierhaltung auf Rinder fast vom Aussterben bedroht. Majestätisch, wie sie die Thermik nutzen und ohne einen Flügelschlag auf über 3000 m Höhe aufsteigen.

Die Region um Ainsa ist für die Bartgeierpopulation bekannt. Lebten sie um 1900 noch in vielen Gebieten über die iberische Halbinsel verbreitet sind sie jetzt nur noch in dem Teil der Zentral- und östlichen Pyrenäen (Pyrenäen Orientale) zu beobachten.

Nach gut 2,5 Stunden bergauf und bergab hatten wir uns das Abendessen verdient. Im Restaurant Casa al Forso, Piaza Mayor 17 wurden wir mit einem Menü und Paella verwöhnt. Das Highlight war die Vorspeise; Kleine Kartoffelkroketten mit Trüffelcreme. Einfach vorzüglich.

Donnerstag,  12.3.2020

Vormittags „begutachteten“ wir noch die Altstadt um dann in Richtung Bielsa weiterzufahren. Dort machten wir eine wunderschöne Wanderung am Embalse de Pineta (wieder ein Stausee) .

Ja, und wir müssen es hier auch einmal schreiben: Die Situation um die Coronavirus Krise treibt auch uns so langsam um. Obwohl unser WoMo ja quasi eine Petri Schale ist…

Aber das Thema können wir nicht mehr ausblenden.

Mit einem Blick auf die herrliche Bergwelt der Pyrenäen und dem Wunsch, hier nochmals längere Zeit zu verbringen ( gern erinnerten wir uns an unsere herrlichen Wandertouren im Val de Ordesa zurück) machten wir uns auf den Weg. Nicht ohne nochmals kurz vor der Grenze einzukaufen…:)

Gegen 18.30 erreichten wir durch den Tunnel Bouche nord Aragnouet Bielsa Frankreich in 1821 m Höhe.  Und staunten nicht schlecht. Totaler Nebel und Schnee. Goya genoss ihn total. Da wir von einer früheren Reise die Passstraße  auf der französischen Seite kennen entschlossen wir uns, die Nacht auf dem Parkplatz gleich nach dem Tunnel zu verbringen. 

Freitag, 13.3.3020

Letzte Nacht gab es Gewitter und Regen bei Temperaturen von ca 4°, aber heute morgen klarte dafür der Himmel auf. Wir setzten unsere Fahrt Richtung Toulouse und damit weiter gegen Heimat fort.

Nach wirklich herrlichen, beeindruckenden Wochen geht es nun Richtung Deutschland. Fest steht für uns, wir werden dieses herrliche Land Portugal sicher nicht das letzte mal besucht haben. Wir sind voller schöner Erlebnisse, freuen uns aber auch auf die Familie und Freunde zu Hause und schauen einmal, wie es mit der Krisenbewältigung weiter geht…

Wir verabschieden uns mit Albert Camus

Das Reisen führt uns zurück

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Von Berlin nach Marokko im Wohnmobil Winter 2019

Weihnachten wollen wir noch in Deutschland sein aber danach folgen wir den Isobaren durch Frankreich, Spanien, Portugal mit dem Ziel Marokko.

Und ehe man es sich versieht, ist das Jahr 2019 Realität geworden, die wunderbaren Weihnachtsfeiertage in der Familie und mit Freunden gehören nun schon zur Vergangenheit des vorigen Jahres…

Bekanntermaßen „kommt unverhofft ja oft“, und wir sind ja für unsere Spontanität bekannt. Gern haben wir daher die Einladung von Freunden, das Neue Jahr gemeinsam mit ihnen in Nizza zu begrüßen, angenommen und dort herrliche Stunden bei blauen Himmel und angenehmen Sonnenschein verbracht. Die Anreise nach Tarifa, von wo wir ja die Fähre nach Tanger nehmen wollen, gestaltet sich damit etwas umfangreicher. 

Aber heute am 2.1.2019 ging es dann los.

Nachdem wir die WoMo Kiste vom Grundstück der Freunde im wahrsten Sinne des Wortes heraus bugsiert hatten, einen Kaffee zur Entspannung und Abschied nehmen in Vence genossen hatten, starteten wir gegen 14.OO Uhr Richtung Arles. Wir wählten die Route von Vence über Grasse, genossen die Fahrt durch die wunderbare Landschaft, die Blicke auf die Préalpes d’Azur. Da dieses Schlendern aber doch zeitfressend war, wechselten wir bei Brignoles auf die A 8. Gegen 19.00 erreichten wir Arles und suchten den Stellplatz Chemin des Segonnaux , 13200 Arles (gebührenfrei) auf. Leider vertrauten wir zuerst dem Navi, ein echter Fehler: Es schickte uns über diverse enge Gassen und Parkplätze, durch Torbögen, bis wir so feststeckten, dass nur noch rückwärts fahren angesagt war. Mit gut 7 Meter und im dunkeln alles „kein Ding“.

Da Sturm aus dem Rhônetal aufgekommen war (bis zu 8 Beaufort waren angekündigt) nutzten wir die Windabdeckung des sich am Stellplatz anschließenden großen Schulkomplexes. Mit uns waren auch vier andere WoMo’s auf diese Idee gekommen.

Donnerstag, 3.1.2019

Die Nacht war erstaunlich ruhig, obwohl heute am Morgen beim ersten Hunderundgang reichlich Äste auf dem Boden lagen. Von dem Sturm hatten wir wenig gemerkt und ausgezeichnet geschlafen.

Nachdem wir Baguette gekauft und getankt hatten, haben wir in der Camargue im Irgendwo eine Frühstückspause gemacht. Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel: doch der stürmische Nordwind sorgte für – gefühlt – kalte Temperaturen.

Wir machten uns weiter auf den Weg Richtung Spanien. In Bages am Étang de Bages machten wir eine lange Pause. Von dem beschaulichen Ort waren wir begeistert.

Auf den vorhanden Parkplätzen hätten man auch gut über Nacht bleiben können, aber uns trieb es weiter Richtung spanische Grenze, vorbei an Leucate. Erinnerungen an Surfwochen tauchten bei Ignaz auf.

Blick auf Bages

Wir nutzten die D 900, fuhren an Perpignan vorbei und hatten einen wunderbaren Blick auf die Ausläufer der Pyrenäen. Am Col del Pertus verließen wir Frankreich. Die Gelegenheit zum günstigen Einkauf und tanken ließen wir natürlich nicht ungenutzt. Nun war das WoMo auch mit gutem Schinken, Wildschweinsalami und einem guten „Verdauerli“ gerüstet.

Als Nachtquartier hatten wir uns Figueres ausgesucht, der Stellplatz an der Zitadelle hatte es uns angetan (42°16’18,8“ N;2°47’4,5“E – 17600 Figueres).

Freitag, 4.1.2018

Bevor es heute weiter ging, machten wir eine lange Runde um die achteckige Zitadellenfestung herum. Erbaut im 18 Jahrhundert gehört sie mit ihren 32 Hektar Gesamtfläche wohl zu den ältesten Bollwerken Europas. Sie bot Schutz für 6000 Menschen und das entsprechende Zubehör.

Castell de Sant Ferran

Das Licht zu dieser Jahreszeit war phantastisch und so ganz nebenbei konnte man sich bereits an noch vorhandenen Beeren und dem ersten blühenden Ginster erfreuen.

Zur Mittagszeit schickten wir das WoMo wieder auf die Straße. Heute wollten wir dem nächsten Ziel Granada erheblich näher kommen – hatte doch unsere Spontanidee des Sylvesteraufenthaltes in Nizza die Anreise nach Tarifa etwas länger gestaltet. Aber wir haben ja Zeit! Ein unschätzbares Gut!

Um gut voran zu kommen, nutzten wir bis Valencia die Autopista, die anfallenden Mautgebühren waren mit insgesamt ca 42.00€ zwar heftig, aber anschließend war die Straße dafür gebührenfrei. Und weil wir gerade bei den Kosten sind: Die Benzinpreise sind vergleichsweise günstig: wir zahlten für 1 l Diesel 1,139 €.

Wir schafften noch die Strecke bis Valdepeñas. Ignaz hatte unter map out einen Stellplatz direkt am Museum Molina de Gregorio Preto ( 38°46’9,5“N; 3°23’15,2“W) gefunden (der in keiner StellplatzApp aufgeführt war). So konnten wir eine geruhsame Nacht verbringen. Die in den App’s aufgezeigten Plätze in der näheren Umgebung lagen alle direkt an der Autostraße.

Samstag, 5.1.2019

Heute führte uns der Weg nach Granada.

Was uns auffiel: Auch Olivenhaine können zur Monokultur ausarten! Kilometerlang begleiteten uns diese an der Autovia, unter den Bäumen kein Hälmchen von Gras oder gar Blumen zu sehen (klar, wenn man weiß, wie die Ernte erfolgt…trotzdem – eine ökologisch orientierte Anbauweise sieht anders aus!)

Wir nutzten nicht – wie zuerst geplant – den Stellplatz direkt an der Alhambra. Dieser sollte 32,00 € für 24 Stunden kosten (ohne Strom, Be- und Entwässerung ). Vielmehr folgten wir den Tipp des WoMo Führers Süd-Spanien und steuerten den CP Reina Isabel in La Zubia an. Ein kleiner aber komfortabler Platz, mit der Autobushaltestelle direkt vor der Tür.

Einen Eindruck über die Umgebung von Granada gewann ich bei der nachmittäglichen Joggingrunde. Sie führte zwischen landwirtschaftlich genutzten Flächen hindurch mit Blick auf reife schwarze Oliven und Kaki-Früchte sowie die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada mit über 3000 m hohen Gipfeln. Die Oliven reizten mich zum Einlegen und so führen wir nun eine Kiste voll mit. Werden diese brav wässern und dann entsprechend einlegen. Mal sehen, ob es gelingt.

die Früchte ergänzten unser morgendliches Müsli
im Hintergrund die Berge der Sierra Nevada

Sonntag, 6.1.2018

Tickets für die Alhambra zu ergattern war gar nicht so einfach! Man kann sie nur online kaufen, muss sich entscheiden, ob man nur die Gärten oder auch die Paläste ansehen will. Für letztere gibt es nur sehr konkrete Zeitfenster. Nachdem wir dieses alles verstanden hatten, wollten wir für morgen vorbuchen. Aber es sollte uns nicht gelingen. Eine längere Geschichte – hier nur so viel: Nachdem die Verwaltung hier ALLE persönlichen Daten von uns haben wollte (inklusive der online Zugänge zu der Kreditkarte etc.) haben wir uns gegen eine Buchung entschieden.

Wir sind mit dem Bus in die Innenstadt gefahren und haben dafür eine wunderbare Wanderung oberhalb der Festung vorgenommen und die herrliche Aussicht auf diese genossen.

Die Gärten wären wahrscheinlich im späteren Frühjahr oder Sommer sowieso interessanter. Dafür freuten wir uns über die blühenden Rosmarinbüsche am Wegesrand und die vielen Bienen!


Talwärts hatten wir einen prima Blick auf Sacromonte, das Viertel Granadas, dass für seine in die Felsen gehauenen Häuser und Flamenco-Shows bekannt ist.

Blick auf Sacromonte
abseits der Touristenroute

Montag, 7.1.2019

Die Nachtemperatur lag irgendwie so unter Null Grad! Die Morgenrunde mit Goya führte über rauhreifbedeckte Wiesen. Dafür erstrahlten die Berge in einer Klarheit, kein Wölkchen am Himmel.

Für den Weg nach Malaga wählten wir die gebührenfreie Autovia E 15 – landschaftlich reizvoll und immer dem Meeresspiegel entgegen (ca 800 Höhenmeter hinunter).

In Malaga hatte Ignaz einen Stellplatz direkt am Meer ausgemacht. Wir waren gespannt, sagte doch der Womo-Führer, dass es keine Möglichkeiten zum Parken in Strandnähe geben solle. Weit gefehlt. Als wir dem Navi gefolgt waren sahen wir einen großen, ebenen Parkplatz mit mehreren WoMo’s. Genau richtig für uns! Vollkommen unaufgeregt standen die unterschiedlichsten Nationalitäten in loser Nachbarschaft nebeneinander. Eine tolle Stimmung.

Goya genoss den Strand und rettete diverse Stöcke vor dem „ertrinken“ (beste Physio für seine lahme Hinterhand).

Dienstag, 8.1.2018

Mittags machten wir uns mit den Fahrrädern in das Zentrum von Malaga auf. Der Fahrradweg führte immer an der Strandpromenade, (viele Kinderspielplätze und Fitnessplätze, die sogar stark frequentiert wurden) abseits des eigentlichen Autoverkehrs, entlang.

Im Zentrum angekommen fiel uns als erstes die Kathedrale (Catedral Nuestra Señora de la Encarnacíon) auf. Der Eintritt von 5,50 (Seniorenrabatt) beinhaltete auch einen Audioguide. Mich persönlich beeindruckte die Ausstellung von Glockenstühlen im Garten der Kathedrale.

man beachte die Mandarinenbäume

Anschließend suchten wir das Picasso- Museum auf. Zuerst gestaltete sich die Unterbringung der Fahrräder schwierig, Anstellen an die Hauswände verboten, aber am Touristenbüro war es dann kein Problem. Das Museum beherbergt eine beeindruckende Zusammenstellung von Exponaten aus der gesamten Schaffensperiode von Picasso. Leider durfte man nicht fotografieren, aber für jeden Malaga Besucher aus unserer Sicht ein „Muss“!

Gleich nebenan erschloss sich der Blick auf das römische Theater des Castillo de Gibralfaro, ein Straßenmusiker überzeugte mit wirklich guten Darbietungen.

Auf dem Rückweg begleitete uns das Geschnatter der Sittiche, die zu Hunderten die Palmen entlang der Strandpromenade bevölkerten.

Mittwoch, 9.1.2019

Nach einem ausgiebigen Hunderundgang starteten wir Richtung Gibraltar. Als Route wählten wir weiterhin die Route mediterranea N 340/A7 – gebührenfrei und immer entlang der Küste. Diese war allerdings heftig verbaut, teilweise mit kleinen, netten Bungalowhäusern, teilweise aber eben auch komplex zugebaut.

Bei einem Zwischenstopp hatten wir schon einen herrlichen Blick auf die Halbinsel.

Von einem netten Stellplatznachbarn hatten wir am morgen noch gehört, dass die Einreise nach Great Britain mit erheblichen Wartezeiten verbunden sei….Wir versuchten es trotzdem. Und siehe da, nach dem zweiten Anlauf fanden wir die gewundene Grenzzufahrt. Der Übergang war komplett leer. Der nette, britische Grenzpolizist wies uns freundlicherweise darauf hin, dass es auf der Halbinsel sehr schwierig sei, mit dem WoMo einen Parkplatz zu finden. Wir sollten doch lieber umkehren….Erneut sprachen wir uns für den Versuch aus, querten die Start- und Landebahn für Flugzeuge!!! und fanden ca 100 m von der Seilbahn auf den berühmten Affenfelsen entfernt, einen engen, sehr engen aber machbaren Parkplatz.

Von dem Felsen hatten wir einen phantastischen Rundblick.

Schon alles ein wenig crazy: Eine Felsenhalbsinsel mit Stollen und Höhlen durchbrochen, für militärische und kriegerische Zwecke genutzt, wegen der Enge sicher die Hauptstadt der Motorroller:), im Yachthafen kein Platz für ein weiteres Schiffchen und heute vom Brexit und seinen Folgen betroffen.

Und natürlich die berühmten Affen!

Auch hier auf der Halbinsel blüht es schon, kaum zu denken, dass in den Alpen gerade Schneechaos herrscht.

Das Verlassen der Halbinsel gestaltete sich dann noch wieder etwas zeitaufwendig, auch wenn jetzt wahrlich keine Saison war: die Vielzahl der spanischen Werktätigen, die zur Rush Hour die Insel verlassen und die englischen Polizisten mit ihren besonderen Vorstellungen von einem geordneten Verkehr…man muss es erlebt haben.

Dem Tipp unseres Campingführers „Marokko – Mauretanien“ von Edith Kohlbach folgend steuerten wir Algeciras und dort die Agencia de Viajes Normandie (36°,10759 N; 05°26.474W) an um unsere Fährtickets nach Ceuta zu erwerben. Der Preis für die Hin-und Rückfahrt mit insgesamt 180 € überzeugte uns, gerade auch mit Blick auf die vorher erfolgte Internet Recherche, sehr.

Der Stellplatz lag gleich um die Ecke, frequentiert von WoMos (und auch Landis- schnief) aus ganz Europa.

Donnerstag, 10.1.2019

Der Weckruf ertönte um 5.00 Uhr (wirklich!). Wir wollten die Fähre um 7.50 nach Ceuta erreichen. Natürlich waren wir viel zu früh am Abfahrgate. Das gab uns aber die Möglichkeit, gemütlich im WoMo Kaffe zu trinken und zu frühstücken. Obwohl die Fähre längst nicht ausgebucht war, gestaltete sich die Auffahrt spannend. Niemand wusste so richtig, ob er und wann er fahren sollte.

Aber wie immer: Geklappt hat Alles!

Die Überfahrt dauerte eine gute Stunde. Und der  Sonnenaufgang über dem Meer hatte auch was. 

Ceuta gehört noch zu Spanien, ist aber zollfreie Region. Das erklärt den Wirrwarr an spanischen Menschen, die dort die Einkaufsmöglichkeiten nutzen. Auch Ig suchte noch einen Carrefour, die Angst,  nicht gleich nach der Einreise in Marokko  einkaufen zu können, trieb in wohl umJ

Anschließend fuhren wir die ca 6 km zur Grenze. Obwohl auf unserer Seite nur drei Autos vor uns warteten, dauerte es eine geschlagene Stunde. Auf der marokkanischen Seite mussten wir den Pass vorweisen, dann an der nächsten Stelle den Pass zeigen, dann anhalten und einen Stempel auf das Einreisedokument und in den Pass abholen, dann am nächsten Schalter die Kfz-Papiere und den Pass vorlegen . Dazwischen  immer wieder  diensteifrige Möchtegerngrenzer, die ihre Hilfe anboten . 

Und schließlich der  Zoll: der Beamte schaute sich alles ganz genau an, inklusive Handschuhfach, Schränke, Garage etc.. Aber schließlich durften wir durch!!!

Der Anblick des Stacheldrahtzaunes und der vielen Hundert Flüchtlinge, die auf eine Chance nach Europa einreisen zu können hoffen, erschütterte uns. Auch wenn man die Bilder aus den Nachrichten kennt…in der Realität sieht es dann doch noch einmal ganz anders aus.

Dazu zählen auch die Frauen, die sich quasi als Lastträgerinnen verdingen, um Waren aus dem spanischen Ceuta zu Fuß über die Grenze zu tragen.

Wir fassten das Ziel Chefchaouen ins Auge und fuhren auf der N 16 bis Martil immer am Mittelmeer entlang. Eine palmengesäumte Promenade, sehr gepflegt, und überall Bungalows und Hotelanlagen. Wir fühlten uns an Florida erinnert. So sieht die Realität für die aus, die sich Urlaub leisten können. Zwei Seiten einer Gegend: Hier die hoffenden Flüchtlinge und dort die den Hotelurlaub all inklusiv am Meer buchenden Europäer…

Hinter Martil führte uns die Straße dann über Tetouen (auf eine Besichtigung hatten wir verzichtet) nach Chefchaouen. Die Straße entlang des Er-Rif Gebirges führte durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet, blühende Obstbäume vermittelten den Eindruck von Frühling.  

Beackert werden die Felder mit Hilfe eines Holzpfluges, der in der Regel von zwei Maultieren gezogen wird. Wir kauften am Straßenrand Erbeeren! Frisch geerntet und sehr lecker!

Nach rund 160 km erreichten wir das malerische Städtchen. Gern folgten wir dem Rat des bereits erwähnten Camping-Führers und steuerten den CP Azilan an.

Zwei Sätze zum Namen des Ortes: Er erhielt diesen von den zwei Bergen, an deren Hängen der Ort quasi angeklebt ist – dem Djebel Tisou ( ca 2050 m ) und dem Djebel Meggrou (ca 1610m). Beide sehen wie die Hörner eines Stieres aus – chaouen. Das „chef“ kommt vom arabischen „schuf“ = schau. Also Schau die Hörner!

Chefchaouen ist ein Städtchen, das für seine blaue Farbe bekannt ist. In den engen Gässchen der Madina sind wirklich alle Häuser  blau angestrichen (und nicht nur an den touristisch orientierten Wegen), ein sehr reizvoller Anblick.

Das Abendessen über den Dächern der Stadt an der Kasbah in der Casa Aladin rundete den Tag ab.

Wir sind in Marokko angekommen!

Freitag, 11.1.2019

Der Vormittag war für Ig durch eine Fahrradfahrt in den Ort und den Erwerb einer SIM – Karte gekennzeichnet. Ich nutzte die Möglichkeit, mit Goya einen langen Marsch zu einem Aussichtspunkt, ca 150 m über dem Ort, zu machen. Der alte doggi war zwar sehr langsam, aber immerhin schaffte er es!

Die Wurzeln von Chefchaouen gehen auf  das 15. Jahrhundert zurück. Ursprünglich als Stützpunkt gegen die Portugiesen und Spanier geplant. Als Granada 1492 fiel, flohen die Mauren hierher. Aus dieser Zeit stammt auch die maurische, andalusische Prägung.

Am Nachmittag zog es uns dann noch einmal „ins Blaue“. Wir stromerten durch den Ort und konnten uns irgendwie an den verwinkelten Gassen, den unterschiedlichen Blautönen  und den Eindrücken abseits der Souvenirgeschäfte in den Hauptgassen nicht satt sehen.

Am Ende des Nachmittags blieb uns ein Blick in das, vielleicht, geheimnisvolle Morgen….:)

Samstag, 12.1.2019

Bei strahlendem Sonnenschein verabschiedeten wir uns von Chefchaouen und fuhren auf der N 13 bis Quezzane. Die kurvenreiche Strecke führte durch waldiges, bergiges Gelände, immer am Oued Loukas entlang. Hinter Ouezzane  bestimmte Landwirtschaft, nun auch in großen Feldern, die Landschaft. Die Olivenernte war – auf traditionelle Art, d.h. mit einem Tuch unter dem Baum –  im vollen Gang. Immer wieder lagen wirklich Berge von geernteten Oliven am Straßenrand. Einige Kilometer weiter fanden sich dann auch die Ölivenölfabriken. Schaf- und Ziegenherden sowie die Esel und Maultiere bestimmten darüber hinaus das Bild.

Und plötzlich änderte sich die Sicht, die Berge wurden sandiger.

Blick auf den Barrage el Wahda
ein Stopp bei der Polizeikontrolle- keine Überladung!

Apropos Polizei: Auffallend waren häufige Polizeikontrollen auf allen Straßen einschließlich Laserkontrollen. Aber wir wurden immer durchgewinkt. Die positive Wirkung auf die Fahrweise war nicht zu leugnen..

Auf der Höhe von Karia Ba Mohamed  wechselte die Ackerwirtschaft zu Orangen- und Mandarinenanbau. Die am Straßenrand gekauften Mandarinen und Granatäpfel waren einfach köstlich.

die leckersten Granatäpfel!

Unser Nachtquartier bezogen wir auf dem CP Diamant Vert (N33 59.235 W05 01253), in der Neustadt von Fes. Ein sehr sauberer und schon fast luxuriös zu nennender Platz. Wir „teilten“ ihn uns mit drei! anderen WoMo’s.  Wir mochten uns die Belegung  zur Hauptsaison nicht vorstellen, zumal direkt hinter dem CP ein Spiel- Schwimm- und Kinderparadies beginnt.

Das Abendessen nahmen wir im Restaurant des CP ein (gut und preiswert).

Sonntag, 13.1.2019

Wir trafen uns mit Elouafi Hanaf, einem deutschsprachigen Stadtguide. Er führte uns durch das Labyrinth der Medina von Fes.

Was sagt uns diese Tür? Zwei Handklopfer auf unterschiedlicher Höhe: der untere für bekannte Besucher, der obere für Fremde. Und die Hand Fatimas als Glücksbringer.

Auch wenn Fes bei dem Marokkoreisenden bekannt ist, lohnt es sich doch, hier einige Worte über die Stadt zu verlieren. Sie zählt zu den wichtigsten vier Königsstädten (neben Rabat, Marakech und Meknes). Als älteste Stadt Marokkos (gegründet im 9. Jahrhundert von Idris II, dem Sohn des eigentlichen Staatsgründers Moulay Idris) wird sie als Gründungsort des Landes angesehen. Die Mauren, die während der Reconquista von Spaniern hierher flüchteten, prägten gemeinsam mit den Arabern die maurisch-andalusische Kultur.

Daneben ist Fes eine sehr wichtige Stadt des Islams – hier steht die Kairaouiyine, die älteste Universität der Welt und zweitwichtigste islamische Instanz nach der Al-Azhar-Moschee in Kairo. Leider kann man die Sakralbauten nur von außen besichtigen, aber die reich verzierten Eingänge (im unteren Bereich Keramik-Mosaike, dann Gipsornamente und im oberen Bereich bemalte Holzschnitzereien und alles ca 900 – 1000 Jahre alt) sind prächtig. Deutlich ist zu sehen, dass seitens der Unesco viel Geld zum Erhalt dieses Weltkulturerbes geflossen ist und sicher auch noch weiter fließen wird. Nur dadurch ist der Erhalt dieses Kulturgutes denkbar.

Frauen sollen in diesen Schlitz Geld einwerfen, damit sie ihren Mann zurück bekommen!!!

Beim Schlendern durch die Gassen beobachteten wir das traditionelle Handwerk der Schmiede, Messingschneider, Schneider, Tischler, Schreiner und natürlich der für Fes berühmten Gärber und Färber.

Vier Schritte sind für die Herstellung des feinen Leders erforderlich. Um es mürbe zu machen und von letzten Fleischfasern zu befreien wird es für einige Tage in Kalklauge eingelegt. Diese Prozedur öffnet auch die Pooren, erleichtert das Abschaben der Fellhaare und ermöglicht am Ende des Prozesses  ein Durchfärben der Lederhaut. Anschließend wird es in einer Lauge aus Taubenmist gewaschen. Die Gerber sind stolz darauf, dass sie nach wie vor keine Chemie einsetzen. Man erklärte uns, dass viele Bewohner von Fes mit dem Sammeln von Taubenmist auf ihren Dächern einen Zusatzverdienst erzielen. Einmal wöchentlich kann dieser auf einem Markt verkauft werden. Zuletzt muss das Leder gespült und dann mit Naturfarben  (u.a. auch mit Safran- man benötigt 2 g für ca 100 Ziegen- und Lammfelle) eingefärbt  und in der Sonne getrocknet werden. 

die Kalkbottiche

Es handelt sich um harte Knocharbeit. Nur an den Kalkbottichen wird mit Gummischutz gearbeitet.  Das Waschen in der Taubenmistlauge erfolgt mit bloßen Händen oder der Gerber steigt in den Bottich und stampft mit seinen Füssen das Leder durch.

Der Lohn soll sich auf ca 700 -800 € im Monat belaufen.

Kakteenfrüchte – sehr lecker, färben wie rote Beete.
Tschüss – für heute:)

Montag, 14.1.2019

Wir hatten uns entschlossen, die „route des  kasbahs“ zu fahren – das Wetter war phantastisch, purer Sonnenschein und kristallklare Luft.  Die idealen Voraussetzungen für die Fahrt zwischen dem Hohem und dem Anti-Atlas.  Ungewöhnlich für diese Zeit, es lag kein Schnee mehr auf den Straßen!  Regen war für die nächsten Tage auch nicht voraus gesagt. Also gedacht, begonnen.

Doch erst einmal stand der Supermarkt auf der Agenda, es  fehlten so banale Dinge wie Küchenkrepp etc. 

Dann starteten wir zunächst mit Ziel Azrou auf der N 8. Kaum hatten wir Fes  ( ca 480 m hoch) hinter uns gelassen ging es durch Steineichen- und Zedernwälder.

Zunächst erreichten wir das Städtchen Ifrane.  Kaum zu fassen, wir kamen uns vor wie in den Alpen. Die Bauweise der Häuser mit Giebeldächern und Fensterläden aus Holz ähnelt denen Österreichs oder der Schweiz. Die Straßen sind pingelig sauber geputzt, nirgends! liegt auch nur ein kleines Stück Abfall herum. Ganz im Gegensatz zu vielen Teilabschnitten der Landstraßen – Plastik all überall. Und das, obwohl in Marokko seit 2 Jahren ein Plastiktütenverbot  gilt. Bei Zuwiderhandlung sind für hiesige Verhältnisse schmerzhafte Bußgelder zu erwarten.

Die nächste Stadt auf unserer Strecke war Azrou auf einer Höhe von 1300m. Hier wechselten wir auf die N 13 Richtung Midelt. Das Navi führte uns zunächst über eine Nebenstraße.  Nach ca 3 km stellte sich aber heraus, dass  diese für unser WoMo  absolut ungeeignet war.

Aber das Gute: Wir trafen auf die Berberaffen, für die die Gegend bekannt ist.

Und anders als die Affen in Gibraltar waren diese überaus freundlich und nahmen Nüsse und auch Kekse gern und vorsichtig aus der Hand und trinken aus gereichten Wasserflaschen.

Nach Azrou bestimmten dann Lavaformationen und Kraterkegel die Landschaft. An den Straßen trafen wir  statt auf Obst- auf Fossilienverkäufer.

Nach weiteren ca 55 km südwärts bogen wir von der N 13 ab und steuerten den Kratersee Aguelmame Sidi Ali an, ein als Feuchtgebiet ausgewiesenes vulkanisches Plateau, das hervorragend für einen Aufenthalt und Übernachtung geeignet war.

Goya war glücklich, ein See und Stöcker, die gerettet werden mussten!

Dienstag, 15.1.2019

Wir standen erst um 9.00 auf, als die Sonne hinter dem Berg aufgegangen war. Der Grund? Heute Nacht waren in immerhin 2000 m Höhe  -10°!! Gut, dass wir eine Heizung hattenJ

Der Schafhirte, der hier oben am See auch gleichzeitig die Wetterstation betreut, erläuterte uns, dass das Wetter absolut unüblich sei. Normalerweise würden um diese Jahreszeit 2 m Schnee liegen….

Nach einem längeren Gang mit dem Hundi, der überhaupt nicht begreifen wollte, dass der See am Rand gefroren war und „Stöcker retten“ damit eine besondere Herausforderung darstellten, starteten wir gegen 11.30. Der nächste Stopp kam nach der ersten Wegbiegung: Wir trafen auf die Amerikaner, die wir bereits in Chefchaouen kennengelernt hatte. Wie angenehm! 

Noch ein letzter Blick zurück und dann machten wir uns gegen 13.00  dann tatsächlich auf – die Fahrt durch das Ziz-Tal stand an.

Die N 13 führte uns weiter südlich über Midelt nach Er Rachidia. Dazwischen lagen drei Bergrücken des Hohen Atlas, die aber überhaupt kein Problem darstellten. Die Asphaltstraße war gut ausgebaut und in einem sehr guten Zustand. Bei den üblichen Polizeikontrollen wurden wir  immer  freundlich vorbeigewinkt. Die Aussicht war beeindruckend, kamen wir doch immer mehr in Berbergebiet. Leider lag auch hier auf den Feldern jede Menge Plastik herum. Der Wind treibt es überallhin. Die Orte waren jetzt ausschließlich durch Lehmbauten gekennzeichnet. Eine Gestaltungssatzung wird hier offensichtlich nicht benötigt:)

Auffallend war, dass die Straßen in den Orten immer besonders breit und als Palmenalleen ausgebaut waren.

Noch einige Sätze zu Er Rachidia: Provinzhauptstadt, wichtiges Verwaltungszentrum und einer der größten Militärstützpunke  – kein Wunder, die algerische Grenze ist nicht mehr so weit entfernt. Daneben ist Er Rachidia aber auch durch eine große Universität gekennzeichnet, dementsprechend waren bei  unserer Durchfahrt (die Stadt hat touristisch gesehen nicht viel zu bieten) auch sehr viele junge Menschen zu sehen.

Wir steuerten den CP Tissirt an, 27,5 km hinter Er Rachidia und mitten in einer Oase gelegen an.

Sehr gern nahmen wir das Angebot war, von der Frau des CP ein Abendessen zu erhalten. Schon schön, im WoMo ein Tajir zu erhalten – es schmeckte vorzüglich!

Mittwoch, 16.1.2019

Heute war „fauler“, d.h. Hauswirtschaftstag. Bei wieder strahlendem Sonnenschein (die Nachttemperaturen lagen aber wieder bei – 2°) machten Goya und ich einen ordentlichen Spaziergang durch die Oase. Beeindruckend ist das Bewässerungssystem – kleine Kanäle die die kleinen Feldeinheiten durch Lehmdeiche abgrenzten. Und die Dattelpalmen wachsen hier auch nicht als einzelne Bäume sondern immer in Gruppen aus 3 -5 Bäumen!

Gelesen hatten wir, das wir uns nun in dem größten, zusammenhängenden Oasengebiet Marokkos und wohl auch ganz Nordafrikas befanden. Die Haupteinnahmequelle stellt die Dattelernte dar. Geschätzte 1,4 Mio Palmen wachsen hier in diesem Gebiet. Dabei handelt es sich aber um keine Monokultur. Vielmehr wachsen zwischen den „Palmgebüschen“ auch Granatapfelbäume und die kleinen Freiflächen werden landwirtschaftlich bewirtschaftet.

Überreifer Granatapfel, am Baum aufgeplatzt, dient nun den Vögeln als Nahrung…

Donnerstag, 17.1.2019

Heute hatten wir uns viel vorgenommen: Wir hatten eine Exkursion gebucht. Waren wir zuerst etwas skeptisch, ob das nicht ein Touristennepp würde, wurden unsere Erwartungen  mehr als übertroffen! Hassan zeigte uns das wahre Marokko der Berber.

Pünktlich um 10.00 Uhr wurden wir am CP abgeholt. Der erste Stop ermöglichte die Besichtigung einer heute noch genutzten Kasbah, einer Lehmburg.

Das Eingangstor zur Kasbah

Sie gehört Privatleuten, die sie allerdings auch nur quasi als „Ferienwohnung“ nutzen. Aber in welcher Dimension. Trotzdem: Mit Hilfe der Eigentümer wird diese Kasbah erhalten. Viele sind dem Verfall preisgegeben; denn die Wände und Mauern aus Lehm müssen gepflegt werden. Lehm als natürlicher Baustoff ist gegenüber den Witterungsverhältnissen und besonders gegenüber Nässe empfindlich.

Die Innenräume umfassen immer wieder Atrien, in denen sich mit Mosaiken verzierte Brunnen befinden.

  Durch den Lehm als Baumaterial und der Raumansiedlung ist sichergestellt, dass auch in der großen Sommerhitze der Aufenthalt hier angenehm kühl ist.

Der Weg führte uns an einem Berbermarkt (Souk) vorbei. Klar, dass wir anhalten und die Atmosphäre schnuppern (im wahrsten Sinn des Wortes, vor allem an den Gemüse- und Gewürzständen) mussten.

Viel beeindruckender als den Besuch der Kasbah fanden wir das Durchstreifen eines Ksars, eines klassischen Lehmdorfes. Ausgehend von einem Haupteingang erreicht man zunächst den zentralen, aber ummauerten Platz, genutzt für Dorffestlichkeiten. Von diesem  führt ein Labyrinth von Gängen zu den einzelnen Wohneinheiten, die alle miteinander verbunden sind. Teilweise sind es echte Tunnel. Ähnlich wie früher in den alten Bauernhöfen Deutschlands sind auch hier die Tiere ebenerdig untergebracht, die Menschen leben im ersten Stockwerk. Ein leichter Geruch war wahrnehmbar. Eine hervorragende Dorfarchitektur, die einerseits Schutz vor der Sommerhitze bietet und andererseits die Dorfgemeinschaft insgesamt verbindet und schützt.

Anschließend konnten wir mit Hilfe Hassans eine Nomadenfamilie besuchen. Mitten in der Steinwüste hatten sie ihr Zelt aufgebaut.

Heute leben immer noch sehr viele Berber in der traditionellen Form des Nomadentums. Einerseits sicher eine alte Lebensform, andererseits hat sie aus heutiger Sicht natürlich sehr viele Nachteile. Durchweg sind die Nomaden Analphabeten. Die Kinder sind von der marokkanischen Schulpflicht  abgeschnitten, weil sie einfach nicht erreicht werden. (Internate, in der die Kinder Monate verbringen um dann in den Ferien zu ihren Familien zurückzukehren, gibt es hier nicht). Die Männer der Familie sind tagsüber unterwegs um Futter für die Ziegen zu finden, die Frauen kümmern sich um die Familie, die Kinder und schaffen Holz heran. Welch ein Gegensatz, zu den Neubauvierteln in Fes! Und alles nur ca 300 km auseinander. Wir wurden freundlich aufgenommen, erfreuten uns an dem servierten Tee, ließen die Bilder auf uns wirken und fuhren nachdenklich  weiter.



Auf der Rückfahrt konnten wir uns ausführlich mit den Aufforstungsprojekten befassen. In Größenordnungen werden Dattelpalmenfelder angelegt (die Palmen erbringen bereits im 5. Jahr nach der Anpflanzung die erste Ernte). Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem gehört natürlich dazu. Um  Wasser aus ca 20 -50 m Tiefe zu befördern, wird ausschließlich Solarenergie genutzt. Datteln stellen einen Haupteinnahmezweig der marokkanischen Landwirtschaft da. Der  Schwerpunkt liegt hier in dieser Region. Kein Wunder, dass der weitere Ausbau erfolgt. Natürlich sind damit auch Arbeitsplätze verbunden. Große Maschinen sieht man nicht. Vieles wird von Hand bearbeitet. Und damit sind eben auch Arbeitsplätze  für Nicht – oder Minderqualifizierte gegeben.

Schließlich führte uns Hassan in eine traditionelle Olivenpresse. Uns blieb ein wenig der Mund offen stehen.

Tatsächlich werden die Oliven mit Hilfe eines Mühlsteins, der von im Kreis laufenden Maultieren gedreht, zu einem Brei gemahlen.

Anschließend kommt dieser Brei in eine Art Korb. Ein Mann bedient per Hand eine Presse. Aus mehreren übereinander gestapelten Körben wird auf diese Art das Öl gepresst.

Das übriggebliebene Material wird in der Sonne getrocknet und dient zum Heizen.

Gern kauften wir drei Liter ein!

Abgerundet wurde der Tag mit einem Couscous Essen in der Familie. Eine alleinstehende Frau, die ihre 72 jährige, kranke  Mutter betreut, hatte es für uns gekocht.

traditionelle Zubereitung, im Hintergrund der kleine Lehmbackofen für Brot.

Sie lebt in der Dorfgemeinschaft eines Ksars und  ist in einer Frauenkooperative organisiert, die ihren Unterhalt mit der Herstellung von Dattelsirup und Dattelkonfitüre sicherstellen können. Der soziale Zusammenhalt ist gegeben. 

Die Berberfrauen sind offen und nehmen auch auf der Straße Kontakt auf und grüßen. Grundsätzlich gehen sie unverschleiert, auch wenn sie die traditionellen schwarzen Tücher, die mit bunten Bändern und Schleifen geschmückt sind, tragen.

Hassan hatte eine lehrreiche Tour für uns organisiert und wir empfehlen ihn gern weiter.

Freitag, 18.1.2019

Wir fuhren heute den Rest (ca 80 km) des Ziz-Tals immer entlang der Oasen, kauften unterwegs noch von den köstlichen Datteln und genossen die Blicke auf die herrlichen Kasbah. Schon nachvollziehbar, dass es um diese Mythen und Geschichten gibt. Die wirklich gut erhaltenen werden heute alle als Hotels geführt. Je weiter wir Richtung Erfourd kamen um so touristischer wurde die Gegend, aber wohlgemerkt, nicht mit den Küstenstrichen in Spanien oder Frankreich zu vergleichen. Es häuften sich nur die Souvenirläden und Hotels.

Mit aufwändiger Werbung wird auf die Fossilienläden hingewiesen.

In Erfourd suchten wir noch den Markt auf, allerdings hatten die meisten Stände wegen des Freitagsgebetes bereits geschlossen. Empfangen wurden wir am Eingang von einem jungen Berber, der uns gleich darauf hinwies, dass es auch in Deutschland eine Stadt mit dem gleichen Name gäbe, er meinte Erfurt.

Wir kauften im Gang der Metzger ein wenig Lamm, vor allem auch Beinscheiben für den Goya. Für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig, waren doch die ganzen geschlachteten Tiere mit komplett vorhandenem Kopf ausgestellt. Anatomiestudenten könnten hier ihre Studien betreiben.

Wir passierten noch Rissani – Moulay Ali Chéri- eine Kleinstadt, die wohl schon im 8. Jahrhundert gegründet wurde. Sie stellt heute das Zentrum von 114 Ksour da. Nach einer reichen Geschichte hat die Stadt heute noch aufgrund der „Wiege“ der Alawidendynastie, die heute noch an der Macht ist, einen Stellenwert für Marokko. Die Stadt ist sehr sauber und herausgeputzt. Das Einfahrtstor ist besonders hervorzuheben.

Unser Ziel, den Campingplatz Ocean des Dunes (nahe bei Merzouga), erreichten wir ca 28 km nach Erfourd. Eine gut ausgebaute Asphaltstraße ermöglichte auch für unser WoMo die Anfahrt durch die schon sehr wüstenähnliche Landschaft. Der Blick auf die rötlich schimmernden Dünen der Wüste von Erg Chebbi (Erg = Sandwüste) begleitete uns.

Schon in Erfourd sind uns die Vielzahl der Fahrradfahrer aufgefallen, ob jung oder älter, es waren sehr viele. Nur Frauen sah man nicht auf Rädern.

Der CP entsprach voll unseren Erwartungen – klein, nur ca 20 Stellplätze und sehr sauber.

Vom CP konnte man direkt in das Wüstengebiet gehen, die Dromedare lagerten vor dem Platz und warteten mit ihren Führern auf Touristen. Glücklicherweise blieb der im Reiseführer beschriebene Krach durch Quads und Musikbeschallung aus. Der setzt wohl erst zur eigentlichen Reisezeit ein. Wie gut für uns!

Wir machten einen ersten Spaziergang, plötzlich erklang fröhliches Geschnatter:

Wir ließen die totale Ruhe auf uns wirken. Die Wüstenlandschaft strahlte eine ganz eigene Stimmung aus. Interressant war auch der Blick in die Bewässerungsschächte, die alle sauber aufgemauert waren. Durch ein uraltes, ausgeklügeltes System wird das Wasser unterirdisch bis zu einer Tiefe von 50 m zur Bewässerung der Oasen geleitet.

Selbst für Goya sind die zur Zeit herrschenden Temperaturen gut. Tagsüber sind es nie mehr als 18° im Schatten, daher in der Sonne echt angenehm und nachts ist es kalt.

Die Stimmung in der Dunkelheit, die trotz des Mondlichtes unwahrscheinlich klar und hell leuchtenden Sterne, kann ich nicht mit Worten beschreiben. Die muss man fühlen.

Samstag, 19.1.2019

Heute stand Erkundung der Wüste auf dem Programm. Goya genoss den Sand unter seinen Pfoten, wir durchstreifen die Oase, erfreuten uns an der angenehm feuchten Luft unter den Palmen.


Es sind die ganz kleinen Dinge, die einen hier bezaubern können! Spuren von Käfern und Mäusen und auch kleine blühende Pflanzen mitten im Sand.

Joggen und Fahrradfahren entlang der Wüste- hat was!

Sonntag, 20.1.2019

Das Aufstehen lohnt sich hier erst ab 9.00 Uhr, vorher ist auf dem gesamten CP noch Nichts los. Warum? Die Sonne geht erst um ca 7.20 Uhr auf und bis sie über die Sanddünen gekommen ist, dauert es seine Zeit. Und erst dan wird es warm. Man stellt sich darauf ein. Da Goya schon früher raus wollte, hatte ich das Erlebnis des Sonnenaufgangs!

Mit den Fahrrädern waren wir noch zum Einkaufen im Cam-Cam, dem örtlichen magazin. Überraschenderweise sprach uns der Betreiber auf deutsch an. Der Ort lebt ausschließlich vom Wüsten-Tourismus.  Aber Niemand ist hier zu- oder aufdringlich . Die Menschen sind höflich und zugewandt. Klar versuchen sie, etwas von ihren Produkten zu verkaufen. Damit finanzieren sie ja ihren Lebensunterhalt. Aber wenn du nichts kaufen möchtest, wünschen sie dir trotzdem einen „guten Tag“. 

Als Reisezeit können wir den Januar nur empfehlen, die Tagestemperaturen stimmen und es ist noch leer.

Auf dem CP waren übrigens fast ausschließlich Franzosen, die sich scheinbar untereinander alle kannten.  Kein Wunder: Im Gespräch erfuhren wir, dass unser Nachbar – 78 Jahre alt – seit nunmehr 16 Jahren im Winter nach Marokko käme. Insgesamt lebe er für ½ Jahr zu Hause in Frankreich und das anderer ½ Jahr in Marokko. Sie fühlten sich hier zuhause.

Um 17.00 holte uns Omar mit seinen zwei Dromedaren ab. Spannend! Wir ritten in die Dünen hinein und erlebten dort den Sonnenuntergang.

Welch ein herrliches Fortbewegungsmittel. Die Tiere strahlen eine wunderbare Ruhe und  Gleichmut aus! Überraschend war nur das mit den Lippen schlappernde, gurgelnde, tief aus dem Bauch heraus erfolgende „grunzen“, als wir an den anderen Dromedaren vorbeikamen. Könnt ihr euch das Geräusch vorstellen? Sehr schwierig zu beschreiben. Wir hatten jedenfalls ein tiefes Grinsen im Gesicht. 

Bei der Rast, um den Sonnenuntergang zu bewundern, konnten wir dann Omar ausfragen: Er hat zwei Kinder, das Mädchen 14 Jahre alt geht auf ein Internat-College und der Junge, 10 Jahre alt, geht noch zur normalen Schule. Zahlen muss er nur für die Bustickets. Den Rest übernimmt der Staat.

Omar finanziert das Leben seiner Familie als Kamelführer. Die beiden Dromedare sind sein Eigentum. Jedes  kostete ca 1400 € . Wenn sie fünf Jahre alt sind, kann man mit ihnen arbeiten. Mit ca 24 Jahren werden sie „ausgemustert“, d.h. sie werden frei gelassen. Wenn sie zum Fressen oder Wasser trinken zurückkommen, werden sie selbstverständlich versorgt.

Wir fanden unseren Ausflug sehr beeindruckend, die Ruhe, die die Wüste gerade in den Abendstunden ausstrahlt, war herrlich. Wir verstanden jetzt den Begriff „Wüstenmeer“ ganz klar: Durch den Schattenwurf des Lichts zeichneten sich im Sand regelmäßige Wellen ab. Der Sand ist sehr fein, mit normalem Strand nicht zu vergleichen.

 Allerdings mussten wir manchmal auch die Geräusche der Quads ertragen. Wie die „Besengten“ tobten 3 -4 Fahrzeuge  durch die Dünen. Omar darauf angesprochen, sprach sich ganz eindeutig gegen diesen fun aus. Als in der  Region Geborenem denkt und fühlt er traditionell: zu Fuß oder mit den Dromedaren durch die Wüste – das ist sein Leben.  Und selbstverständlich muss der Müll auch mitgenommen werden. Wir konnten ihm nur zustimmen. Erfahren haben wir in dem Zusammenhang auch, dass die Monate April und Mai besonders schlimm seien, dann kämen die Spanier, die alle ihre Quads mitbrächten ..

Montag, 21.1.2019

Heute morgen kam leichter Wind auf. Er  vermittelte  uns einen Eindruck dessen, was passiert, wenn hier Sturm ist. Der feine Wüstensand lag in der Luft und drang auch durch die Ritzen des Womos. Der CP- Betreiber schloss die Tore und dichtete diese unten mit feuchten Lappen und Tüchern ab.  

Die von den Männer und Frauen getragenen Kapuzenmäntel (Djellaba),  Turbane , Tücher und Umhänge bekamen einen ganz klaren Sinn.

Gegen 11.30 starteten wir Richtung Dades-Tal, nicht ohne vorher auf das Netteste verabschiedet worden zu sein. Zunächst fuhren wir die Strecke nach Erfourd retour ( hier mussten wir unseren Eindruck vom letzten Freitag berichtigen – wir sahen mehrere, junge Frauen auf Fahrrädern!) , bogen dort auf die Landstraße R 702 Richtung Tinejdad ab.  Auf der Strecke machten wir einen Zwischenstopp bei Fezna. Entlang der Landstraße verlaufen auch hier in regelmäßigen Abständen Erdhügel. Dabei handelt es sich um Einstiegslöcher zu unterirdischen Wasserstollen, den sogenannten Foggeras bzw. Khettaras.

Die Seilwinde wurde mit Händen und Füßen gleichzeitig betrieben. Sei Dienste nicht zum Wasser schöpfen, sondern um Gestein und Geröll heraufzuholen.

Über diese wurde Wasser aus den Bergen über 140 km zu den tiefer liegenden Oasen befördert. Die Stollen, die bis zu 50 m unter der Erde verlaufen, haben ein leichtes Gefälle. Dadurch konnte das Wasser stetig fließen.

Blick in den 50 m unter der Erde liegenden Stollen

Die Stollen gehören den Familien. Sie mussten ständig gepflegt werden. Da der Grundwasserspiegel schon seit langem unter die Foggaras abgesunken ist, werden diese heute teilweise als Museum gepflegt. Ein interessanter Einblick, für den sich der kurze Stopp auf jeden Fall gelohnt hat.

Bei Tinejdad trafen wir wieder die N 10,  die uns durch Tinerhir (Verwaltungsstadt) führte. Auffallend wiederum, dass alle Städte sauber und aufgeräumt waren. Die Häuser gepflegt, zwischen ihnen stehen manchmal noch verfallene Lehmhausruinen, die aber unbewohnt sind. 

„Besonders hervorzuheben“ ist der kleine Supermarkt „Chez Michèle“ in Tinhir, verkaufte er doch Alkohol:) D.h. wir konnten seit langem etwas Rotwein, und zwar marokkanischen, kaufen.

Die Strecke führte uns durch endlose Steinwüsten. Schließlich erreichten wir Boulmalne Dades und fuhren in die Dades Schlucht ein. Laut Reiseführer sollte es die schönste Schlucht Marokkos ein. Und bereits der Einstieg war beeindruckend. Kleine Lehmdörfer, die alle in dem typischen Marokko-Rot in der Abendsonne leuchteten genau wie die Berge, eingerahmt von ausgewaschenen Gesteinsformationen.

Beim CP Tamlalte stoppten wir für die nächsten zwei Tage. Überraschenderweise trafen wir auf eine Engländerin und eine Frau von der Müritz, die beide mit ihren Campern und Hunden  Stopp machten. Wie nett. Goya war auch  begeistert.

Dienstag, 22.1.2019

Die Nacht hier oben in ca 1750 m Höhe war kalt. Da die elektrische Versorgung des CP nicht ausreichte haben wir mit Gas geheizt und eine prima Raumtemperatur gehabt. Wir mussten uns natürlich  auch am Hundi orientieren, der alte Herr mag es gar nicht so gern warm:)

Das  Frühstück nahmen wir auf der Sonnenterrasse mit Blick auf den Affenfelsen (den Namen hat er, weil die ausgewaschenen Felsen wie Affenfinger aussehen sollen) ein. In der Sonne war es gleich wieder herrlich warm.

Blick von der Sonnenterrasse auf den Affenfelsen

Anschließend machten wir uns auf den Weg, um durch die im Tal liegende Oase zu wandern. Allein der Weg hinunter war für Ig nicht machbar, sodass Goya und ich allein loszogen. Gefolgt von Yussuf, der – zu Recht – hoffte, eine Tour führen zu können.

Aus dem kleinen Spaziergang wurde eine Felsen- und Bergtour, allein wäre ich die nie gegangen.

Vor allem hätte ich Goya ohne die Hilfe von Yussuf  nicht über einige Schikanen gebracht. Aber wie immer hatte Hundi volles Vertrauen zu mir und zeigte, dass er immer noch etwas von einer Bergziege hat.

Die sich ergebenden Ausblicke waren faszinierend. Die wilden Felsformationen, der Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas und dazwischen die kleine Dörfer mit ihren zum Teil schon verfallenen Kasbahs.

Blick auf Ait Ouglif, Im Hintergrund die Schneegipfel des Hohen Atlas

Am Nachmittag sattelten wird die Drahtesel und fuhren die 12 km durch das Tal hinauf zum engsten Punkt der Schlucht auf knapp 1950 m.

 Wir konnten dem Reiseführer nur Recht geben. Diese Schlucht ist beeindruckend und muss im Sommer, wenn das Tal grün ist, ihren ganz eigenen Reiz entfalten. Auch jetzt begann in dieser Höhe bereits die Baumblüte.

Klar, dass diese einzigartige Landschaft auch die Touristen anzieht. Man merkte es auch an den vielen Cafés, Restaurants, Souvenirläden und den Hotels, von denen sehr viele auch Stellplätze für WoMo’s anbieten. Aber zu unserer Zeit war es herrlich leer.

Noch etwas zu der Bewässerung der Oasen: Dass es sich um ein ausgeklügeltes System von unterirdischer „Zulieferung“ und  Kanälen handelt, hatte ich ja schon geschrieben. Nun hatte ich bei Stefan Loose (Travel Handbuch Marokko) nachgelesen, dass die Wasserrechte in Marokko in den Familien vererbt werden. Diese liegen auf bestimmtem Grund und Boden. Der Grundbesitzer  muss aber nicht zwangsläufig identisch mit dem des Wasserrechtes sein.  Ein kompliziertes System, das wohl auch dazu führt, dass vielerorts sogenannte „Wasserwächter“ eingesetzt werden. Wasser ist eben ein sehr knappes Gut!

Die Erträge der Felder werden gefünftelt: der den Boden stellt, die Saat und die Maschinen zur Verfügung stellt, erhält jeweils 1/5 (meistens liegen diese drei Komponenten in einer Hand), der den Boden beackert – ebenfalls 1/5 wie auch der Wasserbesitzer!

Mittwoch, 23.1.2019

Wir verließen die Dades Schlucht wieder und bogen in Boulmalne wieder auf die N 10 nach Ouarzazate. Nördlich der Straße hatte man immer wieder phantastische Blicke auf die Gipfel des Hohen Atlas.  Die Straße selbst bewegt sich auf einer Hochebene in ca 1300 m Höhe. Wenn es keine Dörfer oder Städtchen gibt fährt man durch Steinwüsten. Auffallend war nach wie vor die Sauberkeit in den Orten, die Straßen gefegt und Müll lag nicht herum. Leider hielt sich dieser Eindruck nicht auf dem Land, auch hier wieder Plastik und Glasscherben, die in der Sonne funkelten. Durch die nicht so dichte Besiedelung hielt sich der Abfall zwar im Vergleich zu anderen Regionen in Grenzen, stimmte uns aber doch traurig.

In Ouarzazate suchten wir den CP municipal auf. Der Zwischenstopp erschien uns mit Blick auf die Überquerung des Hohen Atlas, um nach Marakech zu gelangen, sinnvoll.

am Assif Iriri, der nach einigen Kilometern einen riesigen Stausee, den Barrage Al Mansour Ad Dhabi speist.

Donnerstag, 24.1.2019

Mit Goya hatte ich bereits um 8.30 eine Feldrunde gemacht. Das war für hiesige Verhältnisse früh, erlebten wir doch Beide die Sonne, die gerade über  die Berge kam.

Nach dem Frühstück packten wir zusammen. Bevor wir Ouarzazate verließen, gönnten wir dem WoMo noch eine Wäsche. Für umgerechnet 5 € wurde es vom Dreck und Wüstensand befreit. Allerdings nahm das auch fast eine Stunde in Anspruch, so dass wir uns erst gegen 12.30 auf die Straße machten.

Wir wählten nicht die übliche Route über die N 9, sondern verließen  diese kurz hinter Ouarzazate, nicht ohne vorher noch einen Blick auf die Filmstudios geworfen zu haben (Lawrence of Arabia, Der Medicus und andere Hollywoodproduktionen wurden und werden hier erstellt).

Wir bogen auf die P 1506 ab. Eine sehr gute Entscheidung, nicht nur, weil auf der teilweise sehr engen Straße keine Lkw unser Tempo behinderten, sondern vielmehr, weil die Gegend wirklich herrlich war. Kleine Dörfer, deren Häuser komplett in den Farben der Berge erstrahlten, dementsprechend kaum aus der Ferne zu erkennen waren.

Im Tal der Oued Ounila, dessen Wasser die kleinen rechteckigen Felder bewässerte.

Und immer der Blick auf  die „bunten Berge“. Sie schimmerten in beige, grau, rot und grau. Da die Häuser aus dem Bergsteinen gebaut sind, ergibt sich die Farbeneinheit ganz von allein.

Hier in dem Tal wird die Wäsche noch klassisch im Fluß gewaschen. Der Fortschritt hat noch keinen Einzug gehalten. Bedenklich: Es gibt keine Altersversorgung, man ist auf die Familie angewiesen oder bittet um Almosen. Immer wieder konnten wir beobachten, dass auch coole, junge Leute den alten Menschen ein paar Dirham zusteckten.

Wir machten in Telouet einen Zwischenaufenthalt, hatte Ig doch vorher gelesen, dass der Ort – mehr ein großes Dorf – etwas Besonderes zu bieten hat. Eine alte Kasbah in Privatbesitz, schon fast eine Ruine, aber im Inneren mit drei herrlichen Räumen, die noch komplett erhalten sind. Für 20 DH Eintritt pro Person (das sind ca 2 €) konnten wir uns von der Pracht der vergangenen Jahrhunderte verzaubern lassen.

Besonders faszinierten uns die feinsten Gipsarbeiten.

Jedem der von Marakech über den Hohen Atlas Richtung Osten möchte (oder auch die andere Richtung, so wie wir, wählt), können wir diese Strecke nur empfehlen.

 Nach weiteren ca 25 km stießen wir dann auf die N 9 und erreichten bald den Pass Tizi n Tichka auf 2260 m Höhe. Während der Fahrt hatten wir immer wieder herrliche Blicke au die Atlas Gipfel. 

Nach dem Gipfel ging es dann in verschlungenen Serpentinen in Richtung Ebene.

Die reichlichen Bauarbeiten auf der Strecke, teilweise durch Bergrutsche nötig geworden, teilweise aber auch der Erneuerung der Straße insgesamt geschuldet, machten die Fahrt zu einem Geduldspiel. Nur gut, dass der Verkehr am späten Nachmittag nicht mehr so stark war ( es zahlte sich aus, dass wir erst so spät losgekommen waren.

Für unsere Verhältnisse spät, erreichten wir gegen 19.30 den CP  Le Relais de Marrakech. Die ohne Licht fahrenden Fahrrad- und Mopedfahrer stellten auf dem letzten Stück noch einmal eine Konzentrationsaufgabe dar….

Freitag, 25.1.2019

Wir legten einen faulen Tag ein, der Platz ludt auch zum relaxen ein. Der Betreiber, der selbst auf dem Platz in einer sehr netten Villa lebt, hat auch Hühner, Enten und Pfaue, die frei unter den Blumen und Bougainvillas herumwuseln. Und nette Nachbarn gab es auch. Viele sind auch mit Landis und sonstigem 4×4 Geräten da. Ein sehnsuchtsvoller Gedanke an den Landi zu Hause schoss uns schon durch den Kopf…

Samstag, 26.1.2019

Mit den Rädern vom CP Relais de Marrakech die ca 8,5 km zur Medina von Marrakech zu bewältigen, war kein Thema. An den großen Hauptstraßen gibt es abgeteilte Spuren für Fahrräder und Mopeds.  Zwischendurch konnten wir Weißstörche bewundern,  sowohl in der Luft kreisend als auch an einem Wasserloch. Spannenderweise bauen sie ihre Horste fast immer auf den viereckigen Minaretttürmen der Moscheen. 

Wir stellten die Räder an der Medina ab und stürzten uns in das Getümmel. Ganz bewusst suchten wir die Nebenstrecken auf. In der Gasse der Schmiede konnte man beeindruckend den Unterschied zwischen dem touristischen Bereich der Medina (alles glänzte, alles auf den Geldbeutel der Touristen ausgerichtet:) ) und dem tatsächlichen Leben erfassen. Tatsächlich wird auch heute noch der Alltagseinkauf hier getätigt. 

Aber natürlich trieb es uns auch zum berühmten Djemaa el Fna. Er ist ein unbedingter Touristenanziehungspunkt, auf dem nicht nur die Schlangenbeschwörer ihre eigenartige Faszination ausstrahlen. 

Bewegt man sich durch die Gassen der Medina befindet man sich im Einklang mit Moped- und Rollerfahrern, Fahrradfahrern und Eselskarren, Männern die ihre vollgeladenen Handkarren hinterher ziehen oder vor sich herschieben, ganz selten verschleierte Frauen, Frauen, die ihre Babies hinten auf dem Rücken tragen und zu dieser Jahreszeit wenig Touristen.

Zum Diner  fuhren wir mit dem Taxi erneut zur Altstadt und ließen uns verwöhnen. Anne und Lena hatten uns mit ihren Männern diese Überraschung im La  Sultana vorbereitet. Ein toller Abend.

 Schon ein irrer Widerspruch, hier der Luxus und das sehr gepflegte Ambiente mit wirklich ausgezeichnetem Essen und draußen vor der Tür  Leben mit niedrigem Standard. 

Sonntag, 27.1.2019

Heute hatten wir noch einmal einen faulen Tag gemacht und das schöne Wetter genossen (dafür, dass morgens totaler Nebel war, wurde es wieder ein schöner sonniger Tag). Und einen CP, auf dem die Pfaue frei herumlaufen, muss man auch erst einmal finden…

Abends trafen wir Marlene und Axel aus München im Restaurant des CP. Das Essen und die Gespräche waren prima, wir beschlossen im Kontakt zu bleiben.

Montag, 28.1.2019

Eigentlich wollten wir Marakech so gegen 10.00 Uhr Richtung Atlantikküste verlassen, aber die Suche nach einem Supermarkt machte dieses  Ziel ein wenig zunichte. Aber wir hatten ja Zeit… Nach einer kleinen Einkauftour  nutzten wir dann die A7 nach Agadir ( Maut für die knapp 200 km 12 € ). Die traumhaft leere Autobahn führte uns zügig zwischen den atlantischen Ausläufern des Hautes Atlas hindurch  (noch einmal beeindruckende Sicht auf die Gipfel) nach Agadir. 

Von dort ging es dann via N 1 entlang des Nationalparks  Sous-Massa zum CP Sidi Wassay Beach, direkt in den Dünen liegend. Erstaunt stellten wir fest, wie voll belegt der Platz war. Es gibt tatsächlich sehr viele Franzosen und Deutsche, die hier überwintern. 3 Monate immer auf demselben Platz…und dann in derEnge der hiesigen CP’e. Das muss man mögen! Aber ganz offensichtlich haben sich hier Gruppen gefunden, die sich jedes Jahr wieder am selben Ort treffen.

Wir machten eine erste große Runde entlang am total leeren Strand und hinein in die Dünen. Der Atlantik rollte – obwohl fast kein Wind war – mit großen Brechern an, herrlich! Goya war in seinem Element.

Zum Abendessen hatten wir  Congre découpe (Meeraal) gekauft – zwar lecker festes Fleisch, wenig Gräten aber auch wenig Ausbeute. Der Ausblick beim Kochen hatte dafür etwas.

Dienstag, 29.1.2019

Bei sehr angenehmen Temperaturen und herrlichem Sonnenschein wanderten wir heute den kilometerlangen Sandstrand bis zur Flussmündung des Oued Massa entlang. Rechts von uns lag die herrliche Dünenlandschaft, die dann in den Nationalpark überging. Dort blühte es, obwohl auch hier noch Winter ist. Wir konnten Falken und auch ein Käuzchen beobachten, obwohl wir „Profis“ mal wieder das Fernglas vergessen hatten!

Das Gebiet des Nationalparks ist durch einen Zaun sowohl vor den Schaf- und Ziegenherden als auch von den wanderwütigen Touristen geschützt. Zugang erhält man nur mit guide und Genehmigung.

An der Flussmündung erblickten wir eine große Kolonie von Ibissen.

Nachmittags kauften wir in der kleinen Boulangerie Teilchen. Die Bäckersfrau bat mich sofort in ihre kleine Küche und zeigte stolz, wie sie Brot anfertigt. Und so ganz nebenbei, fragte sie, ob wir nicht gebrauchte Kleidung für ihre Kinder oder auch sie hätten. Diese Frage ist uns schon öfter begegnet. Für die nächste Fahrt nach Marokko sollten wir unbedingt die für die Kleidersammlung vorgesehenen Bestände mitnehmen.

Mittwoch, 30.1.2019

Die Wettervorehrsage hatte Recht, heute Vormittag waren Wolken am Himmel. Die richtige Voraussetzung um einen Marsch über das Dünengelände südlich des CP immer an der felsigen Steilküste entlang zu machen. Die Felsen sind löcherig  wie Schweizer Käse, und der Sand ist komplett mit Muscheln durchsetzt. 


Der CP liegt schon am richtigen Ort: wendet man sich nach Norden kann man den kilometerlangen Sandstrand  bis zum nächsten Ort und weiter entlang wandern, wendet man sich nach Süden, fängt sofort die zerklüftete Steilküste an, wendet man sich in Richtung des Landesinneren kommt man an das Naturschutzgebiet. 

Aber so schön dieser Küstenabschnitt auch ist , wir können und wollen uns nicht der Realität verschließen. Selbstverständlich gibt es auch hier das Problem der Müllentsorgung zu lösen. Hinter dem Ort findet man an mehreren Stellen „Mülldeponien“. Ein ganz großes Problem ist die Ablagerung von Plastikflaschen, Getränkedosen und sonstigem Plastikmüll, die dort jahrhundertelang lagern werden und auf Verrottung hoffen.  Eine Aufgabe, die örtlich sicher durch recycling und das Bewusstsein dafür zu lösen wäre. An der Küste ist es das Thema des angeschwemmten Plastikmülls. Wie sollen Küstenbewohner den bekämpfen??

Klar ist aber auch, dass es sich hierbei nicht um ein marokkospezifisches Problem handelt. Wir sollten uns auch hüten, mit Fingern auf andere zu zeigen. Die illegale Müllablagerung und  die Plastikindustrie ist ja zu Hause, in unserem „aufgeklärten“ Land, auch ein Thema. Der Umweltschutz nimmt immer noch einen viel zu kleinen Stellenwert ein und die Politik greift aus meiner Sicht viel zu wenig durch!

Abends joggte ich am Strand zur Flussmündung und traf wieder auf die Ibisse.  Die seltsam aussehenden gänsegroßen Vögel mit ihrem abwärts gebogenen Schnabel – auch Waldrapp – brüteten  laut Wikipedia  bis ins 17. Jahrhundert noch im Alpenraum. Ihre letzten Brutgebiete befinden sich in Marokko. Ihr Lebensraum sind Landschaften mit langsam fließenden Flüssen bzw. stehenden Seen. Manche Arten lieben auch die Steppen und Savannen. Mit ihren Schnäbeln „gründeln“ sie nach Wasserinsekten, Kleinkrebse und Insektenlarven. 

Donnerstag, 31.1.2019

Wir mussten mal wieder Geld tauschen, der ideale Grund, um mit den Rädern nach Massa (ca 13 km eine Richtung) zu fahren. Per Zufall stießen wir dort auf ein kleines Restaurant, dessen Innenhof eine kleine Überraschung barg: mit größter Sorgfalt und Liebe zum Detail hatte die Familie ein Kleinod geschaffen: Zitronen-, Orangen- und Papayabäume und darunter kleine Landschildkröten. Der Boden war einen besonderen Blick wert – aus Bruchfliesen hatten sie über 3 Innenhöfe ein buntes makelloses Mosaikgeflecht geschaffen.


Der Besitzer zeigte uns auch stolz seinen 10 Jahre alten Arganbaum. Gerade in der Region um den Anti-Atlas wachsen diese, aus deren Früchten das Arganöl gewonnen wird. Dieses stellt eine kulinarische Besonderheit dar. Die Arganbäume sind sehr stachelig, ähnlich unsere Feuerbeerenbüsche. D.h. das Ernte der Nüsse wäre eine sehr aufwendige Sache, wenn es nicht die fleißigen Helfer der Natur gäbe: die Ziegen! Diese klettern bis in die Gipfel der Bäume, fressen die Nüsse und scheiden diese wieder aus.

Die so zu „erntenden“ Nüsse müssen dann noch von Hand geknackt werden, bevor man das Öl gewinnen kann. Der Prozeß erklärt, dass ein Liter guter Qualität ca 400 DH, also ca 40 € kostet. Spannenderweise gibt es mehrere Frauenkooperativen, die sich der Gewinnung und des Vertriebs des Öls verschrieben haben. Damit haben sie auch maßgeblich zum Bestand der Aganbäume beigetragen. Heute wird das Öl in den Delikatessenläden Europas gehandelt. Es schmeckt sehr nussig.

Freitag, 1.2.2019

Bevor wir uns heute auf die Fahrradtour in den Nationalpark aufmachten,

die Straße zum Oued Massa

bewunderten wir noch ein tolles Geschäftsmodell! Auf dem CP näht Ali mit seiner kleinen Haushaltsnähmaschine passgenaue Isoliermatten für die WoMos (Frontscheiben) und erneuert auch die Bezüge der Sitzpolster für die älteren Modell. Besser geht es nicht! Da könnte man glatt ein Start up daraus machen! Leider brauchten wir seine Dienste nicht (oder sollten wir sagen, noch nicht?).

Die Tour führte uns dann erneut über den Oued Massa

und dann auf der östlichen Flussseite zur Mündung. Der Weg war im Nationalpark natürlich nicht mehr asphaltiert aber zu bewältigen.

Von einem Aussichtspunkt hatten wir dann nicht nur Sicht auf die uns schon bekannten Ibisse und Kormorane, sondern entdeckten auch einen Löffler und eine nur hier heimische Bussardart.

Der Weg führte uns durch eine Kakteenlandschaft. Aber Achtung, bei der Ernte der Früchte sollte man unbedingt! dicke Handschuhe tragen. Kleine, kaum sichtbare Stacheln schützen die Früchte.

In dieser Landschaft, die karg, spröde und eigentlich unzugänglich wirkt, entdeckten wir Arganbäume (die aus bekanntem Grund auch „Ziegenbäume“ genannt werden und eine Lebenserwartung von 250 – 400 Jahre haben).

An der Flussmündung (die aber zur Zeit versandet ist) entschieden wir uns nach Side Rabat, dem kleinen Dorf hinauf „zu fahren“ . Von dort wollten wir über die P 1018 nach Agbalou zurück. Wir dachten, es sei eine gute Idee, weil der Weg durch den Nationalpark doch etwas beschwerlich war. Aber wie das mit dem Denken so ist… Der Weg hinauf zum Dorf führte über eine Düne, das hieß schieben! EBike mit Gewicht in den Satteltaschen (wir hatten die Fotoausrüstung inklusive des Spektivas dabei) durch zentimetertiefen Sand über ca 80 Höhenmeter hinauf schieben, da hilft auch die Schiebehilfe kaum. Wir wurden anschließend aber für unser Durchhaltevermögen mit einer guten Asphaltstraße belohnt , die auch eine prima Abfahrt für uns bereit hielt.


Samstag, 2.2.2019

Wir konnten es kaum glauben, es hatte in der vergangenen Nacht geregnet, um nicht zu sagen gegossen und gestürmt! Aber am frühen Morgen waren die Pfützen bereits wieder getrocknet und der Himmel erstrahlte im gewohnten Blau.  Die Wellen waren so groß und mächtig, wie  noch an keinem Tag zuvor.

Wir machten einen herrlichen Strandspaziergang, den Ig dank  Fehleinschätzung einer Welle auf Socken bewältigte.

Auf dem Rückweg  holten wir bei der Bäckerfamilie noch Teilchen – die wirklich alle und jeden Tag frisch von ihr per Hand gefertigt werden. 

Das Mürbeteiggebäck war herrlich.

Ansonsten war der heutige Tag durch Faulheit und Ruhe gekennzeichnet.

Sonntag, 3.2.2019

Wir machten uns – nicht ohne eine gewisse Wehmut  – selbst die Dorfhunde kamen heute früh beim Strandgang mit Goya fröhlich an um mich zu begrüßen und sich das erste Mal Streicheleinheiten abzuholen – nach Tiznit auf. Den Platz werden wir mit seinem wirklich netten Personal sowie das ganz Dorf in guter Erinnerung behalten. Die Freiheit für Goya und damit auch für uns und die entspannten Menschen auf dem Platz – wir verstanden, dass es Leute gibt, die es hier 3.4 und mehr Wochen aushalten.

Trotzdem, uns zog es in die Silberstadt. Dienten die Silberschmieden in früheren Zeiten auch zur Waffenproduktion sind sie heute ausschließlich auf Schmuck orientiert. Tiznit hatte nicht so viel an Sehenswürdigkeiten zu bieten, sieht man einmal von der Medina und der komplett erhaltenen 4 km langen Stadtmauer ab.

Schon bei der Einfahrt in die Stadt vielen uns die vielen WoMo’s auf und in der Tat fanden wir auf dem CP Targua gerade noch so ein Plätzchen. Aber Glück im Unglück, wir hatten zwar keinen Stromanschluss (don’t worry dank Solarpanel) dafür aber einen Garten zur Benutzung.

Mit den Fahrrädern war es ein Katzensprung bis zur Innenstadt. Leider waren im Silbersouk fast alle Geschäfte geschlossen. Aber wir fanden das im WoMo-Führer empfohlene Restaurant Mauretania und der Supermarkt war gut sortiert und hatte sogar Hundefressen!!! Vorsorglich konnten wir für Goya wieder einen größeren Vorrat bunkern.

Zum Abendessen fuhren wir mit den Rädern noch einmal in die „City“ und genossen ein wunderbares Couscous im .genannten Restaurant.

nicht nur das Essen war lecker, es gab sogar Wein!!!

Montag, 4.2.2019

Gestern abend hatten wir noch ein Treffen mit Marlene und Axel in Tafraoute verabredet. Wir wollte ja sowieso die Tour durch den Ant-Atlas legen. Nach der Abfahrt kauften wir bei den Läden in der Medina noch Fisch, Fleich für goya, Gemüse und Kräuter ein, tankten und nahmen dann zunächst die R 104 Richtung Tafraoute.

Kurz hinter Assaka bogen  wir Richtung Anezi auf die P 1900 und dort auf die P 1921 ab. Eine herrliche Bergstraße ohne weiteren Verkehr, von zwei Lastkraftwagen einmal abgesehen, die aber bei der  einspurigen Asphaltdecke eine kleine Herausforderung darstellten. 

Die Landschaft wurde bergig, schroff, Aganien und Kakteen“polster’“ bestimmten die Berghänge. Die Aganien waren hier richtig große Bäume, Dörfer gab es keine mehr, nur vereinzelte Gehöfte. Bei einem machten wir einen Zwischenstopp und füllten unseren Wasservorrat auch bei einem Ziehbrunnen auf. Eine alte Autofelge diente als Flaschenzugrolle. Eine Berberfrau hatte es mit ihrem Sohn uns vorgemacht. In der Tat müssen die Bewohner hier ihren Wasservorrat täglich über diesen Ziehbrunnen auffüllen.



Teilweise schon pompös anmutende Neubauten fielen uns  auf der Strecke auf. Mitten im Nirgendwo gepflegte und große Häuser mit Balkonen und Balustraden. Beim Nachlesen erfuhren wir, dass es sich hier um das Eigentum von ehemals in Europa tätig gewesenen Einheimischen handelt. Die Straße führte weiter am Fluss bergauf.

Immer wieder hatten wir einen Blick auf die mühsam von Hand angelegten Terrassen. Jede noch so kleine Möglichkeit wird genutzt, um der Steinwüste einen Ertrag abzutrotzen.

Die Mandelbäume, für die die Gegend bekannt ist, waren leider schon weitestgehend verblüht, in 1000 – 1200 m Höhe!

Hinter  dem Dorf Tafrout El Mouloud verließ uns bis zur Passhöhe die Asphaltstrecke. Die Schotterbahn war aber gut fest und die Steigung moderat, sodass wir auch die 8 km Schotter mit dem WoMo gut bewältigen konnten. Kurz hinter Tizoughrane schwenkten wir wieder auf die R 104 ein und erreichten gegen 15.00 den CP Tazka in Tafraoute. Von Bergen umgeben, mitten in einer grünen Oase gelegen, ein feiner Ort. Die Berge waren von rund geschliffenen Felsen, ähnlich wie im Dadestal, gekennzeichnet. Marlene und Axel hatten schon ihren Nachbarplatz für uns freigehalten.

Große Hunde – und für mich eine Joggingrunde rundeten den Tag ab. 

Dienstag, 5.2.2019

Tafraoute ist ein super Ausgangspunkt für Touren in die Umgebung:

Wir entschieden uns, gemeinsam mit Axel und Marlene und Hund Flaps in das Ait – Mansour-Tal zu fahren. Ca 30 km führten uns  zunächst durch Aguerd Oudad, einem kleinen Dorf umgeben von bizarren Felsformationen, Hochhausgroße kugelrunde Felsen lagen mitten auf einem Plateau. 

Anschließend ging es über einen 1670 m hohen Pass, einspurige Asphaltstraße mit wer weiß wie vielen Serpentinen, und plötzlich war die Mandelblüte da. Ein Aroma von en Blüten lag in der Luft, von dem Gesumme der tausend und abertausend Bienen ganz zu schweigen. Ringsherum Steinwüste.

wir fanden auch noch vereinzelt reife Mandeln der Vorjahresblüte

Nach weiteren Kurven und spektakuären Aussichtspunkten erreichten wir das Ziel – das Ait-Mansour Tal.

Eine Palmenoase, die wie ein Dschungel anmutete. Tief eingeschnitten, umgeben von steilen Felswänden mit Häusern, die direkt an die Felswand gepinnt schienen, und ein Bächlein, das für diese üppige Vegetation sorgt.

Das Leben der Berber hier ist karg und wird mit den einfachsten Mitteln bewältigt. Handarbeit wird groß geschrieben.

Der Wechsel von Steinwüste, in der wir aber auch Kräuter und Lavendel entdeckten, mit einem unvergleichlichen Aroma, mit plötzlich üppiger Vegetation war faszinierend.

Bei der Rückfahrt genossen wir den Blick über die Weite der Berglandschaft des Anti-Atlas.

Die Tour hatte sich wahrlich gelohnt.

Mittwoch, 6.2.2019

Heute stand ein Ausflug in den Ort an. U.a.  wollten wir auch die Felsgravuren finden.

Wir nahmen mit den Rädern die Straße westlich der R 107 aus Tafraoute hinaus. Nach knapp 2 Kilometern erkundeten wir ein altes Berberdorf.

Das Musée de Berber (bekannt als Maison traditionelle) interessierte uns. Wir hatten Glück: Mennad, Mitglied einer Berberfamilie sprach Ignaz beim Erkundungsgang durch das teilweise verfallene Dorf mit seinem ganz eigenen Reiz an.

Eingang zum maison traditionelle

Es stellte sich heraus, dass er zu der  Familie gehört, die das Berbermuseum gestaltet hat. In Wirklichkeit ist das Museum das Haus seiner Familie, das diese in der 40. Generation bewohnt. Liebevoll hat man Räume, wie die Vorratsräume, die Küche und Schlafräume erhalten. Mit entsprechenden Erklärungen versucht die Familie die Berberkultur Interessierten nahezubringen.

Besonders interessant fanden wir die Küche.

Der Rauchabzug oben in der schwarzgerussten Decke, die aus  Arganienholz in einem Stück hergestellte flache Schale, die ganzen Familien als Teller diente, die Kalebassen, in denen Butter mit Thymian und Aganienöl versetzt über Jahre aufbewahrt wurde. Diese Butter diente als Medizin. Noch heute war der Buttergeruch deutlich wahrnehmbar. Überhaupt die Butter: Sie wurde in einem Tongefäß, das mittels von vier Seilen an einem Haken aufgehängt werden konnte,  mindestens durch zweistündigem Schwenken und Schütteln hergestellt.

das Buttergefäß

Im Flur neben dem Kücheneingang hing die Babywiege.  Durch ein Seil, das an den Fuß der Mutter gebunden wurde, konnte die Wiege bei der Küchenarbeit durch diese geschaukelt werden, ohne dass das Kind den Küchendämpfen ausgesetzt war.

Knderschlafraum imit Korantafel aus Arganienholz


Arganiennüsse, jede einzelne Nuss muß erst von der harten Schale mittels eines Steines befreit werden bevor sie in den Mühlstein kommt (rechts hinten im Bild)

Einige Sätze zu dem Volk der Berber: Sie gelten zu Recht als die älteste Bevölkerungsgruppe Nordafrikas. Bereits als die Römer dort ankamen, besiedelten Berberstämme das Gebiet. Die Römer gaben den Berbern auch ihren Namen  – Barbari = die, die stammeln – da die Menschen eben kein Latein sprachen. Die Berber bezeichnen sich selbst lieber Amazirin = die Freien, d.h. eben nicht die unfreien Sklaven. Auch das Willkommenszeichen der Berber heißt Freiheit. Nach der Eroberung durch die Araber ab dem 7. Jahrhundert fand eine Durchmischung statt, so dass man heute nur noch in den entlegenen Bergdörfern „reine“ Berberfamilien findet. Noch heute ist der Zusammenhalt der Großfamilie gegeben. Heute definiert man sich dann als Berber bzw, Amazir, wenn man eine der  drei Berbersprachen spricht. 

Nach der wirklich sehr interessanten Führung zeigte uns Mennad dann noch eine echte Felsgravur, nicht ohne auf eine Kopie für die Touristen hinzuweisen. 

Donnerstag, 7.2.2019

So schön die Gegend um Tafraoute auch ist, der enge Platz ging uns doch etwas  auf die Nerven. Wild steht man an diesem Ort sehr viel besser! Und es wird von der Kommune geduldet. Vielleicht das nächste Mal, sollten wir hier noch einmal herkommen…

Deshalb starteten wir Richtung Guelmin. Gleich hinter Tafraoute (ca 5 km) hatten wir im Dorf Afella Adai noch einen „kitschigen“ Abschiedsblick auf seine leuchtend rot gestrichene Moschee.

Moschee von Afella Adai

Für Brennholz- und Tierfutterbeschaffung sind die Frauen zuständig

Die Strecke führte uns noch einmal durch die Bergwelt des Anti-Atlas, zunächst auf der R 104 bis kurz hinter Jamaa Idaoussemlal. Dort bogen wir auf die P 1919 ab, eine einspurige Asphaltdecke. Aber das kannten wir ja schon. An dieser Stelle einmal ein ausdrückliches Lob für die marokkanischen LKW- Fahrer. Nicht nur, dass sie selbst immer Platz machten, nein, immer bedankten sie sich, grüßten, winkten und hatten ein strahlendes Lächeln für uns. Und das lag sicher nicht nur daran, dass ich als Frau das WoMo fuhr.

Die Strecke führte durch bergiges Gebiet, gekennzeichnet von kleinen Dörfern, ohne touristische Infrastruktur. In den Dörfern fielen uns die  Steinmauern auf, die Kakteenfelder  eingrenzten und schützten. Wie wir ja schon in Fes probieren durften, dienen die Früchte der Marmeladenproduktion. Mein Selbstversuch, eine Frucht „einfach“ einmal so zu ernten, erwies sich als fehlerhaft: Winzige kleine Stachel, mit dem bloßen Auge kaum erkennbar, steckten in meinem Finger. Bei dem Versuch, sie herauszuziehen, klebten sie an den anderen Fingern.

In Ifrane de l’Anti-Atlas machten wir eine Pause. Da wir Hunger hatten, folgten wir den Düften, die durch die Straße zogen. Wir wollten auch ein paar der lecker aussehenden Fleischspieße probieren. Das Verfahren ging wie folgt:  Beim Metzger kauft man sich das Fleisch, gibt  es dem Grillmann, der es würzt, Tomaten und Zwiebeln hinzufügt  und alles zubereitet. Das angegliederte Restaurant stellt Tisch, Teller und Besteck zur Verfügung. Von dort erhält man natürlich auch die Getränke. Viele Menschen verdienen an einer Mahlzeit (die uns insgesamt  ca 6 € gekostet hat – für 4 Spieße, 2 Getränke, Brot und Trinkgeld). Und gemundet hat es auch noch!

Unser Ziel Abaynou hielt leider eine Enttäuschung für uns parat. Ausgesucht hatten wir den Ort, weil uns das Angebot der Thermalbäder und die Aussicht auf Massagen mit Arganöl sehr gereizt hatte. Leider waren die Bäder komplett geschlossen!

Wir steuerten den CP La Vallée an, der uns mit seiner schönen Lage, gepflegt, Bäume, Blumen und viel Platz entschädigte.

Freitag, 8.2.2019

Ein fauler Tag, sieht man einmal davon ab, dass wir das WoMo vom größten Staub befreiten. Bei einem Gang durch das Tal waren wir von den uralten Arganbäumen, die uns mit ihren verknorpelten Stämmen sehr an uralte Olivenbäume erinnerten, begeistert. Nur, dass diese auch Stacheln haben….  

und immer wieder kleine Blumen in der Steinwüste

Spannend auch, dass hier die Ohrenkakteen angepflanzt werden.

Unser Spaziergang war begleitet von den Atlashörnchen (in etwa so groß wie die heimischen Eichhörnchen), die immer wieder über den Weg huschten. Aber anders als in Fuerteventura (wo sie wohl in den 60’er Jahren eingeschleppt wurden) sind sie hier nicht zahm.

Samstag, 9.2.2019 und Sonntag, 10.2.2019

ich schreibe brav Tagebuch:)

Den Samstag hatten wir mit einer Fahrradtour in die Berge verbracht. Ig ist anschließend noch in das Dorf gefahren, die warme Quelle ist als kleiner Bach noch vorhanden. Unser CP-Betreiber hat uns den Tipp gegeben, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass sei nNeffe das Café im Dorf betreibe. UND: Ig hat sich einen Frisörbesuch gegönnt. Der Haarschnitt entspricht jetzt der letzten Mode, Ig könnte sich bedenkenlos als Fußballprofi anheuern lassen:)

Auf dem Platz haben wir noch Gisela kennengelernt, eine 77-jährige Frau aus Wiesbaden, die seit 9 Jahren mit ihrem Ducato (nachdem sie ihren gesamten Hausstand verkauft hatte) allein unterwegs ist. O-Ton: Ich habe mich 68 Jahre um andere gekümmert, jetzt will ich keine Abhängigkeiten mehr. Und ich habe „Zeit bis zum Tod“. Es gibt schon interessante Menschen und Biografien.

Am Sonntag haben wir wieder die Reifen gesattelt. Zunächst haben wir den Supermarkt in Guelmin angesteuert um anschließend  über die N 1 nach Tan-Tan und weiter an die Küste nach Tan-Tan Plage (also schon das zur West-Sahara gehörende Areal) zu fahren. Vorher gönnten wir uns aber tatsächlich einen neuen Besen (für unsere eingeweihten Freunde, den lilanen – in Polen 2007 erstandenen Kinderbesen – haben wir tatsächlich entsorgt – nicht ohne für seine Dienste gedankt zuhaben).  

 Wir überquerten den Oued Drâa (das im Reiseführer angepriesene Delta hatten wir uns für die Rücktour aufgehoben) und freuten uns über die wilden Dromedare.  

Der Oued Dra stellt die Grenze zwischen dem französischen Marokko und der spanischen Westsahara da. Anders, als noch im Reiseführer beschrieben hatten wir aber keine Polizeikontrolle, sondern wurden wie bisher einfach durchgewinkt.

Die Fahrt durch die Wüstenlandschaft war durch einzelne Schaf- und Ziegenhirten und ihre kleinen Herden gekennzeichnet. Und immer wieder lila Flecken – blühende Blumen! Nach ca 50 km hinter Guelmin hatte die Asphaltdecke erheblich ausgefranste Ränder. Bei dem entgegenkommenden Lkw-Verkehr war erhöhte Aufmerksamkeit angesagt, waren doch die Fahrspuren erheblich verengt. Glücklicherweise hatte dies ab Notfia ein Ende.

In Tan-Tan überraschte die Ortseinfahrt und die prunkvollen Gebäude.

In Tan-Tan Plag suchten wir den CP Sable d’or auf, hier bestand die Möglichkeit, direkt am Strandzugang zu stehen.

Abends machten wir noch einen Gang in das Dorf. Eine großzügig angelegte Strandpromenade ließ erahnen, wie es hier womöglich in 10 Jahren aussehen wird. Die gesamte Küstenregion soll für den Tourismus erschlossen werden. Dementsprechend gibt es viel Neubauten aber auch noch reichlich Baulücken im Ort …

auf den ersten Blick bestimmt nicht der Region West-Sahara zuzuordnen

Aber noch war die Promenade mit Einheimischen bevölkert. Uns beeindruckte die Stimmung. Goya wurde teilweise ängstlich beäugt. Die  aufgestellten Schaukeln und Rutschen wurde von einer großen Anzahl von fröhlichen  Kindern bevölkert, die Männer bedienten in der Regel ihre Smartphones, die Frauen trugen traditionelle Kleidung mit den typisch afrikanischen, bunten  Stoffen.

Übrigens: Tagsüber liegen die Temperaturen so um die 24° im Schatten, sehr angenehm. Nachts fällt das Thermometer auf 11 °.

Montag, 11.2.2019

Der Tag war mit Strandspaziergängen und Hafenbesichtigung  ausgefüllt. Tan-Tan plage oder El Ouatia, wie der Ort jetzt eigentlich heißt (aber alle kennen ihn noch unter dem alten Namen )verfügt über einen großen Fischereihafen. Den mussten wir natürlich ansehen, obwohl wir bereits am Morgen beim fliegenden Händler, der zum WoMo kam, zwei frische, große! Seezungen gekauft hatten. 

Um die Hafeneinfahrt passieren zu können mussten wir unsere Pässe hinterlegen.

Die Rückgabe der Pässe durch die Hafengendarmen erfolgte mühelos,  nicht ohne uns zu fragen, ob es uns gefallen hätte. Außerdem erging der Hinweis, wenn wir irgendwelche Fragen oder Probleme hätten,  könnten wir uns jederzeit an den netten Hafenpolizisten wenden.

Wir hatten heute beschlossen, große Wäsche zu machen. Problemlos – weil eine nette Frau auf dem Platz ihre Hilfe anbot und die fertig zusammengelegte Wäsche zum WoMo brachte. Hier ist die Dienstleistungsgesellschaft schon eingekehrt. Wir nutzten sie gern, nicht nur, weil sie unserer Bequemlichkeit entgegenkam, sondern, weil so wieder Jemand ein Einkommen erzielt hatte.

Nachmittags zog es uns dann erneut ans Meer,

um dann endlich einmal wieder den Sonnenuntergang – mit viel Lametta – zu bewundern. Auch wenn diese ja eigentlich total überbewertet werden:)

D

Den Abend hatten wir genutzt, um uns mit der komplizierten Geschichte der Westsahara mittels unserer Reiseführer etwas eingehender zu beschäftigen. Diese Region weist eine lange und nicht immer friedliche Auseinandersetzung vor. Im Jahr 1884 teilten die europäischen Mächte den Schwarzen Kontinent mit der sogenannten „Berliner Konferenz“ unter sich auf. Spanien behielt die vermeintlich „wertlose“ Westsahara sowie einige kleine Ecken in NordMarokko (siehe auch heute noch der Grenzübergang Ceuta) und ein kleines Gebiet bei Sidi Ifni. Entsprechend der „Berliner Konferenz“ sollte aber nur das Land Recht auf den Erwerb einer Kolonie haben, das dieses auch tatsächlich in Besitz nahm. Dementsprechend entwickelte und festigte Spanien Handelsposten entlang der Küste.

Frankreich wurde Protektoriatsmacht in Marokko, was eine Grenzziehung zwischen Marokko und der Westsahara zur Folge hatte. Es folgten Jahre der nicht immer friedlichen Auseinandersetzungen (Heiliger Krieg gegen die Kolonialisten). 1934 wurde der bewaffnete Aufstand in der Westsahara und Südmarokko durch die Franzosen endgültig niedergeschlagen. Nach der Unabhängigkeit Marokkos von Frankreich 1956 flammte der Konflikt mit Spanien erneut auf, mit der Folge, dass Spanien 1958 den nördlichen Streifen der Westsahara sowie Sidi Ifni an Marokko abgeben musste. Der große Rest der Westsahara wurde zur spanischen Provinz erklärt. Als Anfang der 1960 er Jahre bekannt wurde, dass die Westsahara über das größte Phosphatvorkommen in der Welt verfügt, wurden die Begehrlichkeiten – vor allem bei Marokko und Mauretanien – besonders groß. Vor dem Entkolonialisierungsausschuss der Vereinten Nationen wurde Spanien aufgefordert, ein Referendum durchzuführen, die Bevölkerung sollte entscheiden. Spanien stimmte ebenso wie Marokko und Mauretanien diesem zu, allerdings ist es nie zu einer Durchführung gekommen. Am 6.11.1975 marschierten 350 000 unbewaffnete Marokkaner – mit der roten Flagge mit grünen Stern und dem Koran in der Hand – auf spanisches Territorium. Es sollten die Ansprüche des Königshauses auf die Region geltend gemacht werden („Grüner Marsch“-: al massiert al akhdar). Gesichtswahrend einigten sich Spanien und Marokko und Mauretanien auf eine Abtretung der Westsahara. Konkret bedeutete das die Teilung der Westsahara: das nördliche Gebiet ging an Marokko, die südliche Hälfte an Mauretanien. Im Dezember 1975 kam es zu Gefechten in und um El Aayoune zwischen den Marokkanern und der Polisario (spanische linksgerichtete Befreiungsbewegung, die von Algerien unterstützt wurde). Am 27.2.1976 wurde die Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS) ausgerufen, die heute noch von 46 Staaten anerkannt wird. Der von Mauretanien 1979 unterzeichnete Friedensvertrag mit der Polisario führte dazu, dass Marokko umgehend auch diese Region besetzte. Damit war aber nicht verhindert, dass die Polisario mit ihrer Guerillataktik der marokkanischen Armee hohe Verluste an Menschen und Material zusetzte. Dies führte zum Bau eines Walls (der sogenannte „Hassan Wall“), der sich auf insgesamt 2700 km Länge von Nord nach Süd durch die Westsahara erstreckt. 1987 wurde er fertig gestellt. Auch heute noch ist dieser Wall mit Soldaten besetzt, kommt moderne Überwachungstechnik zum Einsatz. Der 1991 auf Vermittlung der UN erwirkte Waffenstillstand wird von der MINURSO (Mission des Nations Unies pour l’Organisation d’in Référendum au Sahara Occidental) überwacht. Der Waffenstillstand hält, nur ist das wesentliche Ziel, nämlich ein Referendum durchzuführen, in dem die Bevölkerung über ihren Status abstimmen darf, bis heute nicht realisiert. Das größte Problem liegt darin, dass man sich nicht einig ist, WER abstimmen dar. Die Polisario besteht darauf, dass nur die Sahraouis, die in der Zeit der spanischen Kolonialherrschaft in der Westsahara lebten, abstimmen dürfen, während Marokko darauf besteht, dass auch die Mitglieder der Stämme, die früher in Südmarokko gelebt hatten, als wahlberechtigt gelten sollen. Ein schwieriges Unterfangen, besonders, da viele Menschen zu dem fraglichen Zeitpunkt Nomaden waren. Ein Problem, dass wohl noch lange Zeit nicht gelöst werden wird.

Marokko baut seinen Einfluß in dieser Region suksessive aus, es besetzt den wirtschaftlich interessanten Küstenstreifen. So konnten wir selbst sehen, dass das erklärte Ziel, entlang der N 1 eine Autobahn zu bauen, bereits in der Realisierung ist.

Dienstag, 12.2.2019a

Nachdem wir uns gestern so viel mit der Region Westsahara beschäftigt hatten zog es uns heute noch weiter südlich. Wir fuhren die N 1 noch ca 130 km bis zum Nationalpark Khnifiss à Naila. 

Unterwegs trafen wir dann wieder auf eine große Herde Dromedare. WoMo mal nicht mit Schafen und ZiegenJ

Wir querten mit der N 1 zwei Flüsse, den Oued Chbika und den Oued Noun, gleichzeitig Provinzgrenze. Laut Reiseführer benötigt man für die Provinzgrenze eigentlich ein Fiche, d.h. ein Anmeldeformular mit sämtlichen persönlichen Angaben. Man kann Vorsorge treffen und dieses bereis ausfüllen und ausgedruckt an dem Kontrollpunkt aushändigen (oder man stellt sich auf eine ausführliche Befragung, die auch längere Zeit in Anspruch nehmen kann, ein ). Nun hatten wir natürlich keinen Drucker dabei…Aber volles Risiko…Und siehe da, das moderne Zeitalter hatte auch hier bereits Einzug gehalten: Der Kontrollpunktpolizist fotografierte mit seinem Smartphone einfach unsere Pässe : „angenehmen Aufenthalt“ und peng, hatten wir die Kontrollstelle passiert. Nicht ohne gute Wünsche für einen angenehmen Aufenthalt erhalten zu haben.

In Akhfenir machten wir einen Stopp- nach kilometerlanger Fahrt durch quasi unbesiedeltes Gebiet tauchte plötzlich dieser Ort auf, voller Leben, Restaurant und Cafés, ganz zu schweigen von den Hotels. Das Tanken ist hier besonders günstig, weil keine Steuern erhoben werden. Unterwegs waren uns schon die vielen Toyotas-Pickup mit den vielen Dieselkanistern aufgefallen. Nun wissen wir auch warum!

Wir nahmen einen prima calamari fritti Snack ein und schauten neidvoll auf die vielen alten Landrover Defender.


Ca 20 km hinter Akhfenir bogen wir von der N 1 ab und erreichten einen wunderschönen Stellplatz, oberhalb einer Wasserlandschaft, zum Meer durch Sanddünen abgeschirmt. Ein Vogelparadies, Flamingos, Reiher und die unterschiedlichsten Wasservögel. Das Fernglas kam einmal wieder zum Einsatz.

Die Kommune gestattet hier das Parken für 20 DH (knapp 2 €).

Mittwoch, 13.2.2019

Sonnenaufgang um 8.30 Uhr, nach einem genüsslichen Frühstück in der noch sehr gut auszuhaltenden Sonne starteten wir zu einem ordentlichen Rundgang . Uns reizte die einsame Bucht bis hin zu den Wüstendünen.

im Hintergrund unser Ziel: Die Wüstendünen

Die Temperaturen waren gut auszuhalten, eine angenehme trockene Hitze.

Ziel erreicht!

Und zum Abendessen gab es lecker Fisch, frisch vom fliegenden Händler erstanden.

Am Morgen hatten wir noch sehr angenehmen Besuch: ein Nationalparkmitarbeiter (wie das auch immer hier zu werten ist…) sprach uns an und wollte unsere Meinung zum dem Platz wissen. Wir waren voll des Lobes, mussten aber auch auf den vielen Abfall, vor allem Plastik, am Ufer hinweisen. Er sprach ausgezeichnet Deutsch. Die sich ergebende Diskussion zum Thema Umweltschutz und Nano-Plastikteilchen, die sich nach seinem Wissen auch in der menschlichen Nahrung- und Stoffwechselkette nachweisen ließen, erstaunte uns. Stolz wies er auf unsere Frage darauf hin, dass er Sahraoui sei, also zu den Menschen gehört, die auch schon zur Zeit der spanischen Kolonialherrschaft Bewohner der Westsahara waren.

Donnerstag, 14.2.2019

Es hatte schon die ganze Nacht ordentlich geweht, Windstärke 6 und mehr waren vorhergesagt und prompt eingetroffen! Der Sand fegte über das Felsplateau. Wir entschieden, den Platz zu verlassen. Bei diesem Wind und dem quer fegenden Sand hatte es wenig Sinn, zu bleiben. Also verließen wir den südlichsten Punkt unserer Reise.

Das Einräumen mit Offenhalten der Türen machte einige Mühe.

 In der Sanddüne auf der Zubringerstraße zur N1 setzten wir uns kurzfristig fest, damit hatte der mitgenommene Spaten auch seinen Sinn erzielt!

Im Rückspiegel konnten wir dann sehen,  dass ein deutsches WoMo sich so richtig in den Sand eingerammelt hatte. Da man ja jeden Tag eine gute Tat verrichten soll, ging ich mit Spaten zurück und fing an zu buddeln. Ehrlich, ich habe selten sooo viel Sand um mich rum und in der Luft gesehen und gefühlt. Die Turbane erklärten ihren Zweck jetzt von selbst. Leider war meine Mühe dank „der Fahrkünste“ des betagten Ehepaares vergebens. Erst dank des Einsatzes der Sahraouin, die  mit Wagenheber und unserer, noch von der Nizza – Aktion mitgeführten Holzbohle agierten,  bekamen wir die Kiste frei!

Die ganze Aktion gipfelte in dem Spruch des Fahrer: „Hei Jungs, vielen Dank, aber wollt ihr nicht wenigstens ein Bier haben??“

Die „Jungs“ hatten mir zuvor erklärt, dass es sich nicht um einen Sandsturm handelte, sondern nur um „ein bisschen“ Wind. Sturm sei erst gegeben, wenn man die eigene Hand nicht mehr erkenne. Ok. Wieder etwas dazu gelernt!

Wir machten, dass wir davon kamen und fuhren  die N1 nach Guelmin retour. Ständig starker Seitenwind und ausgefranste Fahrbahndecke, die wir ja schon vom Hinweg kannten. Konzentration pur war angesagt.

Hinter Guelmin schlugen wir die Richtung Mesti ein. Die Fahrt führte zurück in die Berge.

noch Fragen?

Wunderbar, zwar windig, aber kein Sand mehr.  In Sbouya suchten wir die Kaktuskooperative „Aknari“ auf. Die Kooperative der Landfrauen stellt aus den Opuntien, die im 16. Jahrhundert aus Mexiko eingeschleppt worden sind und die wir eher unter Ohrenkakteen kennen, delikate Kakteenmarmelade und Gemüse her.  Diese Kooperative ist wirklich beachtenswert: Frauen haben die Fähigkeit, die sie als Hausfrauen sowieso haben, genutzt, um als Unternehmerinnen am Markt agieren zu können. Sie erhalten mittlerweile auch internationale Unterstützung. 

Die Fahrt führte uns weiter nach Sidi Ifni  durch eine landschaftlich reizvolle Gegend. Die Bergrücken und Hügel erinnerten uns an die Toskana, nur statt Weinstöcke wuchsen hier  Kakteen. Eine geschlossen Decke. 




noch nie vorher gesehen: Berghänge voller Kakteenbewuchs. Kultivierte Kakteenlandwirtschaft.

Und zwischendurch immer Bienenvölker. Das macht Sinn! Die Bienen benötigt man zum Bestäuben der Kaktusblüten. Diese werden zu Marmelade verarbeitet und so ganz nebenbei produzieren die Bienen auch noch feinen Honig.

Gegen 19.00 kamen wir in Side Ifni an und fanden einen Platz auf dem CP El Barco, direkt am Meer gelegen.

Wir rundeten den Tag mit einem feinen Abendessen im Restaurant „Nomad“ ab. Überraschenderweise konnten wir zu einem feinen Fischmenü sogar einen Wein ordern.

Und zum Nachtisch gab es Crep
es mit feiner, leicht bitterer Orangensosse

Freitag, 15.2.2019

Nachts weckten uns Sturmböen, dementsprechend räumten wir Stühle und Tisch, waren mit dieser Aktion aber nicht allein.

Wir nutzten den Tag für eine ausgedehnte Strandwanderung. Die Wellenreiter nutzten die langen Brandungswellen, Meister ihres Fachs.


Die Geschichte Side Ifnis geht auf das 15. Jahrhundert zurück. Die Stadt, die direkt oberhalb der Felsküste erbaut wurde, gehört zu den Städten, mit der best erhaltenen maurischen Architektur in Marokko. Die Farben blau und weiß dominieren. Die Handschrift der ehemaligen spanischen Kolonialherren ist noch eindeutig erkennbar.

Samstag, 16.2.2019

Heute war Souk im Ort, da mussten wir natürlich hin. Eine gute Gelegenheit, den Ort etwas genauer zu betrachten. Es gibt wirklich viele schöne Ecken, er unterscheidet sich maßgeblich von dem Berberland.

Blick auf den CP

Gepflegte Plätze und Platz für Straßenkunst…


Auf dem Souk erstanden wir frisches Obst und Gemüse und auf dem Fischmarkt das Abendessen (Sardinen satt, kaum zu glauben, das Kilo für 70 ct!) Der Nachmittag war wieder mit einem langem Strandspaziergang ausgefüllt. Da Wochenende war, waren auch viele Einheimische unterwegs.

Wir machten Bekanntschaft mit drei jungen Studentinnen aus Agadir.

Sie sprachen sehr gut englisch, obwohl in der Schule natürlich Französisch angesagt ist. Aber alle drei erklärten mir, wie wichtig es sei, englisch kommunizieren zu können, „schließlich sei dieses die Sprache, die überall auf der Welt verstanden werde…!“

Montag, 18.2.2019

Nachdem wir den Sonntag mit Faulsein, Strandspaziergang und joggen verbracht hatten, zog es uns weiter (und ehrlich gesagt, hatten wir beide auch genug von dem Platz – zu viele gut reichende Hündinnen machten Goya und uns das Leben schwer….

Wir verließen daher heute Sidi Ifni Richtung Agadir. Bevor wir aber so richtig starteten, machten wir ca 10 km hinter Sidi Ifni schon den ersten Zwischenstopp bei Leghzira beach. Kurz vor dem neu entstandenen Bungalowpark (man sieht an jedem Ort, dass Marokko in Richtung Tourismus prosperiert und weiter wachsen will) konnte man über eine Schotterpiste einen Stellplatz oberhalb der Steilküste erreichen.  

Mit ein wenig Mut ging es diese dann hinunter an den Strand um die Felstore zu bestaunen.

Wir hatten Glück, es war noch keine Flut, sodass wir durch das Felstor durchlaufen konnten.

Der Strand wird neben einigen Touristen auch von vielen Lebenskünstlern bevölkert.

frisch gepresster Orangensaft direkt unter dem Tor!


Anschließend fuhren wir die kurvenreiche Küstenstraße über Tiznit nach Agadir und trafen auch wieder auf Dromedare!

Ungezählte Kreisverkehre führten zunächst zum Supermarkt und von dort weiter Richtung Essaouira. Die Gegend um Imsounane ist bekannt für ihre Bananenplantagen. Speziell die Gegend der Bucht um Tamri ist für die kleinwüchsigen, voll leckeren bekannt.

versteht sich von selbst, dass wir uns mit einem kleinen Vorrat eindecken mussten!

Kaum zu glauben, aber es regnete! Eigentlich wollten wir noch den CP Kaouki Beach erreichen, ca 15 km vor Essaouira gelegen. Wir hatten uns wegen der vielen schönen Ausblicke

und der doch etwas längeren Strandwanderung in Leghzira  jedoch etwas mit der Zeit verpeilt. Ca 50 km hinter Agadir sahen wir einen Pistenabzweig (die meisten Strandstellflächen sind in der Zwischenzeit für WoMos gesperrt, offensichtlich hatten die Überwinterer doch etwas Überhand genommen). Aber hier gab es eine Möglichkeite. Und in der Tat, wir hatten endlich einmal wieder viel Luft um das WoMo herum!

Und was für ein traumhafter Platz

Genau zum richtigen Abendlicht war der abendliche  Klippenspaziergang Genuss pur.

Ja, und dann heute einmal keinen Sonnenuntergang sondern Mondaufgang!

Dienstag, 19.2.2019

Es hatte doch in der vergangenen Nacht tatsächlich geregnet, ein ungewohntes Geräusch, plattern auf dem Dach! Dafür staubte es beim Morgenspaziergang kein bisschen. Uns zog es noch einmal zu den Felsen und tatsächlich, wir hatten uns gestern Abend nicht getäuscht, eine große Kolonie von Ibissen hatte in der großen Felsenklippe ihre Nester. Wir trafen auf einen Naturschutzranger, der uns erklärte, dass es sich um ca 120 – 130 Vögel handele, ca 62 Brutpärchen. Eine der größten Kolonien in Marokko. Die Flügelspanne beträgt ca 120 -130 cm, die Größe 70-80 cm und das Gewicht ca 1 -1,5 kg. Die Brutzeit beginnt im März.

Wir verließen diesen traumhaften Platz und fuhren auf der N 1 zurück über die Berge. Eine faszinierende Landschaft und dann auch endlich die Ziegen in den Arganbäumen.

Um an die delikaten Nüsse heran zu kommen, ist den Ziegen offensichtlich jeder Weg, selbst der, auf die Bäume zu klettern, recht. Die Ziegenhirtin freute sich sehr, dass wir ihrer Bitte um einige Dirhan nachgekommen waren.

Überhaupt, immer wieder wurden wir auf gebrauchte Kinderkleidung angesprochen, die wir leider nicht dabei hatten…

Ca 100 km Fahrt zwischen Berghängen voller sehr alter  Argan-Bäume und natürlich dem entsprechenden Angebot an der Straße: Öl, Kosmetikartikel und Arganhonig.

Nachmittags erreichten wir den CP Sidi Kaouki, der wieder direkt am Strand lag und eine Kite- und Surferdomäne repräsentiert.

Mittwoch, 20.2.2019

Wir verbrachten einen mehr oder weniger faulen Tag von langen Strandspaziergängen und einer prima Joggingrunde am Abend einmal abgesehen.

Donnerstag, 21.2.2019

Mit den Rädern zog es uns heute in das nächste Dorf, das auf unserer Karte noch gar keinen Namen hatte, aber herrlich auf Felsen an einer Steilküste liegt. Marokko in seiner ganzen Ursprünglichkeit, dachten wir so lange, bis uns eine ganze Gruppe von Touristen auf geliehenen Quad daherkam. Begleitet von einem Einheimischen auf seinem Esel.

Immer wieder begegnen uns diese Gegensätze, hier die auf fun und lifestyle ausgerichteten Touristen, dort die Alteingesessenen, die immer noch auf alte Art und Weise ihren Lebensalltag bestreiten.

Freitag, 22.2.2019

Wir fuhren die knapp 30 km nördlich nach Essaouira. Leider hatte der CP Sidi Magdoul für immer seine Arbeit aufgegeben. Auch der Stellplatz direkt am Strand stand nur noch tagsüber für WoMo’s zur Verfügung. D.h. in ganz Essaouira gab es keine Möglichkeit mehr in den WoMo’s zu übernachten. Auch  auf dem Parkplatz direkt am Hafen ist die Zufahrt für WoMO’s verboten. Es gibt die Möglichkeit an der Straße bis 20.00 Uhr für 10 DH zu parken, aber spätestens dann kommt die Polizei und vertreibt die WoMo’s. 

Egal, wir hatten ja die Fahrräder dabei. Und fanden auch in einer Nebenstraße einen guten Schattenparkplatz. Goya konnte so mit gutem Gewissen im Auto auf uns warten.

Essaouira (oder As Sawira – frei übersetzt „welch schönes Bild“) genießt den Ruf als Stadt mit besonderer Atmosphäre vollkommen zu Recht. Maßgeblich von den Portugiesen und Spaniern geprägt (bis zur Unabhängigkeit hieß die Stadt Mogador) erhielt sie das blau weiße Erscheinungsbild. 2001 erhielt die Stadt den Welterbestatus der Unesco zuerkannt. Immerhin gehen die Wurzeln der Stadt bis in das 7. Jahrhundert v. Chr. zurück. Belege für eine so frühe Besiedlung sind vorhanden. Ein geschichtsträchtiger Boden.

Heute ist die Stadt mit ihren Gassen geprägt von Cafés, Restaurants, kleinen Lädchen, Souvenirgeschäften, Keramik-, Teppich- und Holzarbeiten werden feilgeboten.

Aber, verlässt man die Hauptrouten und lässt sich einmal durch die Nebengassen treiben stößt man noch auf die alten Durchgänge.

Man trifft auf die Handwerker und kann die Menschen dabei beobachten, wie sie aus dem öffentlichen Brunnen Wasser holen. Dann gibt es das alte Essaouira noch.

Der Handwerker, der aus Thuja Holz die herrlichsten Intarsienarbeiten fertigt (für die Einlegearbeiten verwendet man das Zitronen- und Ebenholz , zeigte uns sehr gern seine Kunstfertigkeit, auch wenn wir den Verlockungen seines Angebotes nicht erlagen.

Fossilien und Katze, kaum zu unterscheiden!

Wir ließen uns treiben und plötzlich waren wir an dem Platz vor dem Hafen. Die Wellen brache nsich an den vorgelagetern Felsen. Bei der Suche nach dem besten Platz zum Fotografieren, die mich natürlich auf die Felsen geführt hatte, hatte ich mir fast sehr nasse Füße geholt. Die Flut kam und mit ihr Wellen, die urplötzlich auch diese Felsen erreichten. Beeindruckend!

Natürlich führte uns der Weg in den Hafen, nicht ohne zuvor die Wehrtürme bestiegen zu haben und die dort ausgestellten Kanonen zu betrachtet zu haben.

Da es Zeit für Goyas Fresserchen war, fuhren wir zunächst zum WoMo zurück. Ein wirklich breiter Radweg entlang der Strandpromenade führte zwischen Blumenrabatten hindurch. Die Strandpromenade hätte auch an der Cote d’Azur liegen können.

Wir entschieden, zum Abendessen noch einmal in die Stadt zu gehen (Ignaz nahm noch erneut das Fahrrad und Goya und ich marschierten am Strand entlang). Auf einer der Dachterrassen des Restaurants Atros beschlossen wir diesen Tag. Fast.

Denn uns führte der Weg noch zu einem CP, ca 25 km östlich von Essaouira, direkt im Wald gelegen. Ein Glückgriff, der CP Esprit nature kann mit dem Prädikat hervorragend bedacht werden (auch wenn er nur über eine Staubpiste zu erreichen war)

Samstag, 23.2.2019

Heute trieb es uns zunächst nach Moulay Bouzerktoun, einem kleinen Fischerdorf ca 25 nördlich von Essaouira. Das Dörfchen ist ein verschlafener kleiner Ort, laut Reiseführer tummeln sich hier die Kite- und Windsurfer. Da fast Windstille herrschte, war der Ort menschenleer.  Nur eine kleine Herde Schafe und die üblichen Hunde bevölkerten den Strand.  Leider gab es auch keinen Fisch zu kaufen.

Wir fuhren deshalb erneut nach Essaouira und suchten den Hafen auf.  Welch ein Treiben!

Professionell aussehende Stände mit unterschiedlichsten Angeboten (Muränen, Rochen nicht ausgenommen) und dazwischen alte Frauen, die offensichtlich den mageren Fang ihrer Männer verkaufen wollten.

Wir kauften einen Drachenkopf, ließen ihn am Nebentisch für 10 DH ausnehmen und trugen ihn zum Grillstand

Dort wurde er hergerichtet und uns mit Brot, Tomatensalat und Wasser serviert.

Die Abfälle bekamen anschließend sofort die Möven. Viele Menschen finden so ihren Verdienst und Abfall wird auch sofort beseitigt. Für die Möven ist hier jeder Tag ein Festtag!

Ein herrlicher Tag!

Sonntag, 24.2.2019

In Had Dra gibt es sonntags den wohl größten Souk in ganz Marokko, der noch überhaupt nicht auf Touris eingestellt ist. Der reizte uns sehr.

Wir sattelten  heute Morgen die Räder und machten uns auf den Weg dorthin, 10,6 km staubige Piste – aber eine Landschaft, die sich wieder von der bisherigen unterschied. Bewirtschaftete Felder zwischen den Bäumen, die Felder mit Kakteen parzelliert  und sehr viel grün!

Und dann der Souk! Welch ein Treiben! Wir stellten unsere Räder bei den Viehhändlern ab. Sogleich kam ein freundlicher Mann, der uns signalisierte, dass er ein wachsames Auge auf diese hätte. Die 2 DH (ca 20 ct. ) nahm er als Trinkgeld gern an. Als wir nach unserem Rundgang zurückkamen hatte er tatsächlich gewartet und freute sich, uns wiederzusehen.

Viehmarkt und reiner Gebrauchsmarkt, sauber eingeteilt nach Schmiede-, Schreiner-, Metzger-, Gemüse- und Obstmarkt. Die Zeit schien hier noch stillzustehen. Bei den Werkzeughändlern hätte das alte Werkzeug von Gerhard reißenden Absatz gefunden.

Aus Altreifen werden Schüsseln für die Tiere hergestellt.

Glöckchengeklingel kündigte den Schamanen an, der seine Dienste anbot. Medizinmänner mit ihren Mittelchen waren ebenfalls stark gefragt. Fotografieren war hier nicht erwünscht, und wir haben uns selbstverständlich daran gehalten.

Und wer diese Seile wieder entfreitelt…?

Aber irgendwie klappt das Alles. Und jeden Sonntag wieder. Der Gemüse- und Obstmarkt hatte  es uns natürlich angetan, mussten wir doch unsere Vorräte sowieso wieder etwas auffüllen.

Besonders zu bemerken, der Handel wird ausschließlich von Männern betrieben.

Auch hier fiel uns wieder auf, wie entspannt vergleichsweise leise der Markt ablief, Marktschreierei gab es nicht, kein Drängeln  und Schubsen. Junge und alte Männer – und auch Kinder – boten ihre Dienste an, die eingekauften Waren mit Handkarren zu transportieren.

sucht den Ignaz

Zurück auf dem CP stieß uns die Gegensätzlichkeit zwischen der prosperierenden Stadt Essaouira und dem Souk in Had Dra noch einmal so richtig auf.  Und diese Welten liegen nur ca 40 km auseinander!

Montag, 25.2.2019

Maja’s 13. Geburtstag!

Wir verließen diesen wirklich netten Platz und machten uns auf den Weg, die Küste entlang zunächst Richtung Safi.

Die Straße gehört Allen!

Einen besseren Schutz vor möglichen Eindringlingen gibt es wohl kaum!

Die direkt an der Küste entlang führende Landstraße 301 war herrlich leer. Es fährt sich eben nicht so bequem, wie auf der Autobahn…aber um  so viel schöner. Immer wieder boten sich herrliche Ausblicke auf die von kilometerlangen Sandsstränden unterbrochene  Steilküste und die anrollenden Brecher. 

Kurz vor Safi sahen wir dann auch schon die ersten Industrieanlagen. Safi ist für seine Phosphatverarbeitung bekannt. Offensichtlich hat der Ort auch ganz erheblich davon profitiert. Alles sah neu und gepflegt aus. Aber es lag auch Staub in der Luft. Schlangen von  voiturees de personell standen vor den Fabrikeingängen, Arbeiter werden hier offensichtlich direkt hergefahren.

Wir schlängelten uns durch Safi  ohne Zwischenstopp durch und folgten weiter der 301. 

Ignaz hatte Oualidia als neuen Zielort ausgesucht, ein wirklich guter Vorschlag.

Wir steuerten nicht den örtlichen CP an, sondern fuhren zu dem neu erstellten Stellplatz mitten im Ort. Im Reiseführer hatte Ignaz gelesen,  dass dieser Platz von der Kommune für WoMo’s zur Verfügung gestellt würde. Der Grund: Franzosen, die in Scharen dort „einfallen“ um die Austern, für deren Produktion Oualidia bekannt ist, zu genießen.

Wir entschieden uns ebenfalls für 10 DH pro Tag auf diesem Platz zu bleiben.

Der erste Rundgang „haute“ uns fast um: in 3 Minuten hatte man die Lagune erreicht, von dort erschloss sich der Blick auf die Klippendurchbrüche zum freien Meer.

An den Felsen brachen sich die Riesenbrecher.

Ein Stück am Strand entlang entdeckten wir einen Grillstand. Plastikstühle im  Sand, frisch gefangener Fisch, Salad marrocan und der Fisch am Strand gegrillt. Herrlich! Mit einer Aussicht – wir konnten uns an den Wellen, die wie Mauern auf den Strand zurollten, nicht satt sehen.

Da Flut war, brachen sich diese an den Felsklippen bis zu 30 m hoch. Gigantisch!

Der Ort sicher im Sommer ein Touristenmagnet, vor allem auch für Marokkaner, zu unserer Zeit aber noch ein wunderbar verschlafenes Nest.

Auf dem Rückweg zum Platz konnten wir dann dem fliegenden Händler mit seinen Austern nicht widerstehen! Groß und sehr lecker!

Und na klar: Zum Sonnenuntergang noch einmal an den Strand, mit etwas „Eigenblut“ …:)

Dienstag, 26.2.2019

Zuerst machten wir eine Bootsfahrt durch die Lagune, vorbei am der Ruine des alten Sultanpalastes (durch Polizei und Militär bewacht und fotografieren verboten… warum? Keine Ahnung!) und an den Austernbänken entlang. So ganz nebenbei gab es auch die Vogelwelt zu beobachten.

Goya war wieder in der Lagune schwimmen. Die Koordination mit seinen Beinen funktioniert wieder. Welche Freude für uns!

Zum Lunch gab es Salat und natürlich frische Austern!

Für nachmittags hatten wir am Grillstand wieder Fisch bestellt. Das kann ja bei der Aussicht auch echt zur Sucht werden. Wir haben  uns beide in den Ort richtig verliebt. Wo findet man auch schon auf so engen Raum eine sanfte Lagune zum Schwimmen und das tosende Meer, das mit seinen sich immer wieder verändernden Wellenkämmen und -brechern zum Bestaunen einlädt? – aber auch sonst ist der Ort liebenswert!

Mittwoch 27.2. und Donnerstag 28.2.2019

Der Ort hatte uns gefangen genommen – zauberhafte Lagune, tosendes Meer, sauber und im Ort jede Möglichkeit zum Versorgen (sieh einmal vom Service der Fliegenden Händler ab). Die letzten beiden Tage waren mit „Nichtstun“ ausgefüllt, außer am Strand langwandern, Wellen bewundern, Goya Stöckchen retten lassen, Austern schlürfen, joggen und was einem sonst noch so alles einfällt. Sicher Nichts Aufregendes – deshalb hier an dieser Stelle einige Bildimpressionen:

Lunch Angebot im Ort, es duftete mehr als verlockend…. aber wir wollten wieder Austern

sprichwörtlicher „Klotz am Bein“
Die Störche hatten nicht nur die Minarette sondern auch die Funkpalmen erobert! Die Netzabdeckung ist in ganz Marokko übrigens hervorragend!

Samstag, 2.3.2019

Und schon ist März!!!!

Gestern hatten wir noch einen Rundgang um die südlich gelegenen Seen gemacht und neben den Mohnfeldern auch die Wasservögel bewundert.

Es ist schon ein sehr netter Ort – vielseitig! Zum Abendessen hatten wir mit Muscheln zugeschlagen, mit Nudeln einfach super fein!

Heute ist es dann soweit  gewesen, wir steuerten El Jadida an. Der Küstenstraße folgend (die von der Qualität eher mit einem „mangelhaft“  zu bewerten  ist) erreichten wir zunächst den großen Hafen mit seinen Förderbändern zu den Phosphorfabriken um dann in der Altstadt (2004 zum Weltkulturerbe erhoben) an der Medina zu parken. Unser Ziel war die portugiesische Zisterne in der Zitadelle. Diese diente im 15.- 18. Jahrhundert als Befestigungsanlage. Die Cîterne Portugaise ursprünglich als Waffenlager genutzt wurde später als Wasserlager für die befestigte Stadt genutzt. Das rippengewölbte Gebäude ist mit seinen 4 inneren Säulen und 12 äußeren Pfeilern beeindruckend. Besonders, weil wir in der Mittagszeit das Glück hatten, dass durch die Sonneneinstrahlung eine wunderbare Spiegelung im geringen Wasserspiegel  gegeben war.

Die Medina selbst unterscheidet sich durch den eindeutigen portugiesischen Einschlag von denen der anderen Städte Marokkos. Ein Rundgang über die Mauern der Zitadelle ermöglichte Blicke auf den Fischereihafen und den portugiesisch geprägten Stadtteil.

Von El Jadida waren es noch kurze 25 km bis Azemmour.

Dem WoMo Führer hatten wir den Hinweis auf diesen sehr ursprünglichen, und aus unserer Sicht sehenswerten, Ort entnommen. Die Medina ist überhaupt nicht touristisch geprägt. Sie ist ein ganz „normaler“, bewohnter Altstadtteil. Wir konnten das Badezeremoniell der Kinder beobachten: Eine große Schüssel am öffentlichen Brunnen an dem zusätzlich ein Schlauch angeschlossen war. Schon konnten die Mütter ihre Jüngsten einer Säuberung unterziehen.

Die Häuserwände waren teilweise bemalt. Im Gegensatz zu den Aussagen im Reiseführer störte uns dieses überhaupt nicht. Vielmehr erlebten wir es als Ausdruck der gelebten Künstlerszene.

Wir ließen diese Kleinstadt bei einem kleinen Lunch auf uns wirken. Gegenüber von seiner Grillstube hatte der Betreiber in einem kleinen Park seine Tischchen aufgestellt. Von dort konnten wir das Treiben auf der Straße bestens beobachten: Eselkarren mit einer Ladung voller Mandarinen, Fahrradfahrer, Handkarren, vollbeladen mit Hühnereiern und daneben der funkelniegelnagelneue  Lexus! Hier der Bettler, der die Hand mit der Bitte um ein paar Dirham ausstreckte und gleich daneben der Jugendliche mit Nike Klamotten, dem Smartphone plus Kopfhörern. Es ist immer wieder faszinierend, diese Gegensätze zu erleben. Wie wird diese Gesellschaft in Zukunft mit diesen Gegensätzen klar kommen. Fragen warfen sich auf…..

Wir hatten keine Lust, der Empfehlung, neben  der Stadtmauer auf dem öffentlichen Parkplatz zu schlafen, zu folgen und fuhren deshalb noch bis Dar Bouazza und steuerten einen CP an. Allerdings hatte unser Navigationssystem mal wieder  eine Abkürzungsüberraschung für uns parat. Es führte uns über eine „ausgefranste“ single road, durch Häuser Ansammlungen, die den Namen Dorf nicht verdienen. Einerseits ärgerten wir uns, andererseits ist das eben auch Marokko – teilweise „Leben im Müll“!

Sonntag, 3.3.2019 und Montag, 4.3.2019

Wir haben den CP früh verlassen, der Platz war weder von der Lage noch der Ausstattung (auch wegen der vielen frei herumlaufenden Hunde und ihrer Hinterlassenschaften alles andere als heimelig)  und den direkten Weg nach Moulay Bousselham angetreten. Knapp 300 km waren zu bewältigen. Dafür war die Autobahn angesagt. Casablanca und Rabat haben wir bewusst links liegen gelassen. Die Autobahngebühr war vergleichweise moderat, insgesamt fielen für die Strecke nicht einmal 10 € an.

In Moulay Bousselham nutzten wir den CP  Intenational, ein schöner Ort, auf dem jeder sich seinen Platz unter Bäumen und zwischen grünen Büschen suchen konnte.

Blühende Iris rund um das WoMo- hatte was!

Fast schon wie wild stehen, zumal auch die Schafherde durchzog. Leider hat die Infrastruktur sehr gelitten, kaltes Wasser in den Duschen und  die Sanitäreinrichtungen insgesamt sehr einfach. Aber die Lage, direkt an der Lagune, und der Platz an sich machten das wieder wett.

Wir machten am Montag eine Runde durch das Dorf,  kauften Fisch und machten eine große Abendrunde mit dem doggi. Die einsamen Strände werden uns wohl fehlen….

Dienstag, 5.3.2019

Und dann ging alles plötzlich ganz schnell!

Der Rückweg nach Europa stand an. Da wir nach den Erfahrungen der Einreise den Rückweg nicht über Ceuta  antreten wollten (zumal wir die Schlange von ca 10 km auf der Ausreiseseite noch gut in Erinnerung hatten) wollten wir in Tanger med port (dem neuen Fährhafen) eine Umbuchung versuchen (wir hatten bei der Einreise ja schon das Rückbillet für Ceuta  – etwas vorschnell – mit gekauft. Deshalb stand zunächst die Fahrt nach Tanger med an. Ca 180 km durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet führte die Autobahn immer dicht an der Küste entlang. Eine immense Bautätigkeit fiel auf. Die Küste wird hier in einigen Jahren wohl auch komplett zugebaut sein. Wer will diese Entscheidung kritisieren? Die Nachfrage nach Urlaubsquartieren direkt am Meer und dann noch ein „günstiges“ Reiseland… Wer will es den Marokkanern verübeln?

In Tanger med wurden wir von  einem hochmodernern und mit hervorragender Logistik geführtem Hafen überrascht. Von afrikanischem Chaos war Nichts zu spüren. Klar, dass da ein Umbuchen (auch gegen ein kleines Bakschisch) nicht möglich war…

Trotzdem: Wir kauften ein einfaches Ticket für 130 € , durchliefen die Polizei- und Zollformalitäten. Das WoMO wurde komplett gescannt, muss man auch mal gesehen haben…Um 17.00 sollten wir die Fähre nach Algeciras nehmen. Das war er dann, der Abschied von Afrika.

Dass die Fähre dann 3 Stunden Verspätung hatte tat Nichts zur Sache. Bei der Einreise hatte der Zoll entweder Mitleid oder die Zollbeamten hatten keine Lust auf weitere Überstunden: Ein kurzer Blick in die Pässe und schon befuhren wir wieder europäischen Boden. Goya war gar nicht bemerkt worden..

Wir fuhren noch ca 30 km auf der A 7 Richtung Malaga und fanden direkt am Meer einen prima Stellplatz für die Nacht. 

Mittwoch, 6.3.2019

Es waren Wolken am Himmel! Deshalb – gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf die Räder mit Ziel Córduba. Ca 250 km auf der Autopista, Andalusien zeigte sich von seiner monokulturellen Seite, Olivenbäume über Olivenbäume, riesige Felder, welch ein Unterschied zu der kleinteiligen Bewirtschaftung mit Esel und Holzpflug in Marokko.

Der erste richtige Regenguss (nach zwei Monaten) spülte den Staub aber nicht wirklich den Schmutz vom WoMo.

In Córduba suchten wir den Stellplatz bei der Altstadt direkt neben einem Park auf. Ideal für Goya. Für nachmittags stand der Besuch der Mezquita-Catedral (seit 1994 UNESCO-Weltkulturerbe) an. Ein weiterer Regenguß war abzuwarten.  

Die Kathedrale – ein nicht nur architektonisch interessantes Gebäude: 784 wurde das Bauwerk als Moschee errichtet und mehrfach erweitert. Mit seinen Ausdehnungen von ca 23.000 qm und seinen 800 Marmorsäulen wäre sie heute die drittgrößte Moschee der Welt. Interessant sind maurische Anteile und die byzantinischen Mosaiken. 

1236 wurde die Moschee zur christlichen Kirche geweiht und mittig in das Gebäude,  quasi hineingepflanzt, im Stil der Renaissance ein Kirchenschiff hineingebaut. 

Wir waren uns einig, der Bau hat eine Ausstrahlung, wirkt aber insgesamt  durch seine vielen unterschiedlichen Kapellen, die wie zufällig zusammengetragenen Gemälde und die Ausstellungen mehr wie ein Museum. 

Wir warfen noch einen Blick auf de Puente Romano , die um 45 v. Chr. von den Römern errichtet wurde und den Guadalquivir überquert. Mit insgesamt 16 Bögen ist sie auch heute noch ein Bollwerk.

Auf jeden Fall hat sich Córduba  für einen Zwischenaufenthalt gelohnt.

Donnerstag, 7.3.2019 und folgende Tage

Nachdem wir die letzte Nacht auf dem CP Pico de la Miel in La Cabrera, gekrönt mit einem leckerem Abendessen in gut 1000 m Höhe verbracht hatten, sahen wir dicke, schwarze Regenwolken. Wir machten uns flugs Richtung Burgos auf und suchten dort den örtlichen CP municipale Fuentes Blancas auf (4 Sterne und sehr zu empfehlen). Mitten in einem Naturpark am Fluss Rio Arlanzón gelegen,  mit hervorragendem Radweg in das Stadtzentrum – sehr für einen Zwischenstopp – auch einen längeren geeignet. 

Wir hatten uns etwas festgebissen, hatten uns  an den wilden Narzissen und den ersten Veilchen erfreut.

Nun ging es konsequent aber mit Ruhe an den Rückweg. Auch in Südfrankreich war der Frühling schon eingezogen – auch wenn die Temperaturen mit ca 14 – 16 ° eher mäßig waren, die Wolkenbrüche wie im April über uns herfielen, war er nicht zu leugnen: Blühende Kamelienhecken und –bäume, in den Orten farbenfrohe Blumeninseln , Glyzinien, die uns an zu Hause mahnten und vor allem Alles sattgrün!

Dieses satte Grün zauberte uns  Marokko und die unterschiedlichsten Bilder und Erinnerungen vor das Innere Auge. Marokko und der Versuch, den kalten Temperaturen in den Wintermonaten etwas zu entfliehen, war eine gute Erfahrung. Die Temperaturen, die tagsüber immer angenehm warm aber nie heiß waren, die Kälte der Nächte waren angenehm. Besonders sind die Erfahrungen mit den durchweg freundlichen, aufgeschlossenen Menschen hervorzuheben. Die Gegensätze, die dieses afrikanische Land  bietet, muss man annehmen: hier die pure Armut, Schaf- und Ziegenherden, die in den Steinwüsten der Berglandschaften an dürrem Gestrüpp nagen und trotzdem für ihre Besitzer den ganzen Reichtum darstellen, Kinder aus den kleinen Bergdörfern und auch der Nomaden, die nach Bonbons fragen und das glücklichste Kinderlachen zeigen, wenn sie eines geschenkt bekommen – und in Agadir und den nördlichen größeren Orten der Bauboom, Häuser, die mit ihrer Architektur jeder deutschen Vorstadt alle Ehre machen würden, die europäischen, neuen Autos, der einsetzende Wohlstand. Unvergessen beleiben werden die plötzlich am Straßenrand auftauchenden Dromedare aber auch die gurgelnden Geräusche,   die sie von sich geben und die Lachmuskeln herrlich reizen. Und natürlich die vielen Kulturgüter, die über längst vergangene Zeiten Zeugnis ablegen. 

Und dann die Erinnerung an die herrlichen Bergwelten des Rif-Gebirges, des Kleinen-, Mittleren- und Hohen  wie auch des Anti- Atlas. Ganz zu schweigen von der unendlich langen und abwechslungsreichen Atlantikküste. 

Aber da ist auch der Eindruck von Plastikmüll und Glasscherben in den Wüstenstrecken – der Widerspruch zu den äußerst sauberen Orten. Ständig wurden die Straßen gefegt, Reinlichkeit war hier groß geschrieben.

Da sind die kleinen und kleinsten Krämerläden, die für wenig Geld alles anbieten, was zum Leben wichtig ist. Und überhaupt: Erneut die Erfahrung, sich auf  die Landesgewohnheiten einzustellen, mit und von dem  zu leben, was das Land zu bieten hat. Für Marokko hieß das in unserer Reisezeit Granatäpfel im Gebiet de Rif-Gebirges, später  Mandarinen  und nochmals Mandarinen (kernlos und supersüß), Bananen, Erdbeeren , Kartoffeln, Möhren, Blumenkohl, Zwiebeln, Zucchinis und Erbsen. Auberginen und Paprika sowie Avocados gab es, aber diese waren zu unserer Jahreszeit nicht regional. Und Fisch! Frisch und teilweise unbekannte Sorten. Und natürlich Couscous und Brot. Davon kann man gut leben!

Unser fast 12 Jahre alter Goya hat die Reise gut „überstanden“, die Zeit mit seinen Menschen genossen. Und der Sand, sei es in den Wüsten oder am Meer, hat seinen Pfoten gut getan und war quasi die geeignete Physiotherapie. Das WoMo war uns wieder gute Unterkunft und hat brav und zuverlässig auch die engsten Bergstraßen bewältigt. Zwar muss das Autoradio zu Hause neu angeschlossen oder repariert werden, aber Musik unterwegs wird eh‘ überbewertet. Außerdem konnte Ig über das iPhone und externem Lautsprecher für halbwegs adäquaten Ersatz sorgen.:)

Wir werden diese Eindrücke mitnehmen in unser altes Leben.

Mit dem Blick auf den Frühling, die blühenden Weidenkätzchen und Butterblumen verabschieden wir uns hiermit aus dem Blog. Es liegen noch ein paar Hunderte Kilometer vor uns und ja, wir freuen uns  auch auf unser Zuhause und alle lieben Menschen, die auf uns warten. Wir danken euch Allen aus Nah und Fern für euer Interesse.

Hatte es im Vorfeld der Reise auch von Vielen und auch uns Fragen und vielleicht auch Zweifel  gegeben (eine Tour durch den Hohen Atlas und in das Wüstengebiet mit einem WoMo usw) verabschieden uns nun mit einem     

Pourquoi pas? – Warum nicht?

Standard
Reisevorbereitung

2018 von Berlin nach Georgien

Der Landy-Umbau:

Gereist sind wir (Ignaz, Elona und Labrador Goya) schon immer gern. Und am liebsten autark und mit dem Kochtopf im Gepäck in die Natur. Natur mit all ihren Reizen! Für die Zeit des Zeithabens (also nach dem aktiven Arbeitsleben) ließ uns die Idee, die Welt mit einem Defender zu erkunden, nicht mehr los.

Nach längerem Suchen fanden wir „unseren“ Defender 110. Es galt ihn in ein Reisefahrzeug zu verwandeln.  Nach längerer Recherche entschieden wir uns den Umbau durch ExTec durchführen zu lassen. War schon ein seltsames Gefühl, als das Dach  abgesägt wurde.  Aber das Hubdach war unumgänglich, schließlich wollen wir ja in dem Auto schlafen. Aus dem 5-Sitzer wurde ein 2-Sitzer!

Nach diesem Umbau machte sich Ignaz an den Elektroblock.  Konnte ja für  den Elektroingenieur und Tüftler schon nicht so schwierig werden…Denkste! Das Dopelbatteriesystem mit Banner-AGM wollte mit Trenn-MOSFET und Solarladeregler und 220V-Konverter und Natoknochen nicht in den Batteriekasten passen. Ging dann doch, irgendwie.

Der Einbau des 40 l Kompressorkühlschranks und des  Mini-Klöchen waren dagegen ein Kinderspiel. Dann noch Matratzen nach Maß anfertigen lassen und fertig!

Und das Platzangebot für Goya ist auch komfortabel.

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Ostern 2016 in Holland war dann die Jungfernfahrt: eine Woche Windstärke >= 6 mit Böen größer 70 km/h und nächtlichen Temperaturen von ca 1° . Für den Anfang ein guter Test!

Im September 2016 folgte dann der längere Test: 6 Wochen England und Schottland inklusive der äußeren Hybriden. Wir genossen die off road Möglichkeiten unseres Landis und freundeten uns mit der Enge des Raumes auch bei wiederkehrenden Regentagen an.

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Der Defender im Vollausbau auf einer schottischen Campsite.

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Und dann ging es an die Planung für die große Tour mit dem Ziel Georgien!

Der aktuelle Stand: Großer  Durchcheck beim Landydoc und der Einbau von 2 LED Scheinwerfern sind erledigt. Goya hat sein super Tollwutzertifikat, sodass seiner Rückkehr in die Europäische Union Nichts im Wege stehen dürfte.

Die möglichen Routen sind im Prinzip auf den Landkarten mehrmals durchgesehen und die ersten Highlights auf der Wegstrecke schon einmal ins Auge gefasst worden. Nun haben wir noch 1 Woche für die Packaktion. Und wir brauchen noch 8 verschiedene Balkan-Vignetten, 2L Super-Benzin für den Coolman Kocher, eine gute Auslandskrankenversicherung für Ignaz, gut ausgestattete Konten, ……………

Route

schaun mer mal

 

Sonntag, 6. Mai 2018:

Es geht los! Fertig gepackt und hoffentlich Nichts vergessen starten wir bei strahlendem  Sonnenschein, verabschieden uns von Berlin noch mit einem Blick auf die Läufer des 25 km Laufs und machen dann erste Rast im Elbsandsteingebirge. Erinnerungen an unsere Novembertour, noch mit der alten Rappelkiste, kommen hoch…heute ist das Wetter erheblich besser!
Dann fahren wir die Elbe aufwärts: Erstaunlich, je weiter wir kommen um so breiter! wird sie. Die Elbe auf der Höhe von Magdeburg ist da schon fast ein „Rinnsal“…..der Grund? Sie wird hinter der tschechischen Grenze aufgestaut und bildet eine seenähnliche Landschaft.
Wie geplant lassen wir Prag links liegen und fahren weiter Richtung Brünn (Brno) und finden einen feinen Übernachtungsplatz

 

Montag, 7. Mai und Dienstag 8. Mai:

Die Nacht zum 7. war echt kalt, aber die Morgensonne wärmte sofort wieder auf – nur mussten wir dafür den Landi etwas umsetzen….Hat man davon, wenn abends der Platz nach der schönsten Aussicht gesucht wird:)

 

 

Die Weiterfahrt durch wunderbare Landschaften, wenig besiedelt. Die Straßen- und Autobahnränder haben im Bewuchs von Ginster auf Flieder, Raps  und nun auf blühende Akazien gewechselt. Alkohol brauchte man nicht, um sich beschwipst vom Geruch zu fühlen. Nur, wo waren die Bienenstöcke um Akazienblütenhonig zu produzieren?

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Reisen bildet, wie man ja weiß und eröffnet den Horizont, auch für neue Fortbewegungsmittel:

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Abends am 7.5. sind wir in Budapest gelandet, vorher haben wir den Weg über Österreich statt der Slowakei genommen. So bekamen wir einen Eindruck vom Burgenland. Die riesigen Felder mit Monokultur  ohne ein Unkrauthälmchen haben uns echt erschreckt und passender weise blieb auch die Frontscheibe sauber!

Dafür ist der Ave Natura Campingplatz eine Juwel. Ganz wenig Plätze, jeder steht, wie es der Platz hergibt und die Besonderheit: Die Sanitärräume sind im ehemaligen Bunker des 2. Weltkrieges untergebracht. Wenn das keine Wiederverwertung ist!

Am 8.8. haben wir dann Budapest touristisch erobert. Der ÖPNV ist gut ausgebaut und für Menschen über 65 Jahre kostenfrei! Auch eine Möglichkeit, das Thema mit der Fahrfähigkeit von alten Menschen sehr charmant anzugehen.

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Ein „Muss“ ist die Matthiaskirche….Statt Gold herrliche Wandbemalung, die an Nepal oder Tibet angelehnt zu sein scheint.

Hungrig auf dem CP angekommen gab es ein kräftiges Gewitter, gut dass wir eine wasserdichte Markise haben.

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Was noch für zukünftige Budapestbesucher interessant ist: Vom CP AveNatura kommt man nach einem Fußweg von ca 600 m zur Bushaltestelle der Linie 291, die direkt bis in die City auf der Pest-Seite/Bahnhof fährt. Dort kann man die Tageskarte am Automaten für 1650 Forint = ca 5,30 € erwerben. Der sehr freundliche CP-Betreiber hat ebenfalls Tickets bereit und preist im Übrigen alle Sehenswürdigkeiten für die nächsten 7 oder mehr Tage an….!:) Ach ja und Kosten für den CP sind in Höhe von 15 € pro Tag angefallen ( die ACSI Karte wurde mit 10 % belohnt).

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Wir haben uns entschieden, es bei dem einem Tag zu belassen. Vielleicht sehen wir uns auf dem Rückweg wieder.

 

Mittwoch, 9.5.

Das Stehen unter Bäume bei Gewitter hatte seinen Preis..heute früh war erst einmal saubermachen dran (Markise, Heckzelt). Um 10.30 machten wir uns dann auf nach Belgrad. Es ging noch einmal um km-Fressen…Also alles über die Autobahn. Das heißt fast schnurgerade durch die Pußta (wie wir gelernt haben, ehemals eine Waldsteppe die sich vor fast ca 3000 Jahren zu einer Wiesensteppe gewandelt hatte und heute landwirtschaftlich genutzt wird) bis zur Grenze. Serbien ist  EU-Beitrittsland und prompt wurden wir bei  der Einreise  nach zu verzollenden Waren gefragt. Übrigens im schönsten Wiener Dialekt:)

Auf der serbischen Seite setzte sich dann die Eintönigkeit als Vojvodina fort, aber der Zweck heiligt die Mittel. Vor Belgrad fanden wir den CP Camp Dunav, direkt an der Donau gelegen und mit einem sehr netten Betreiber. Super neue Sanitäreinrichtungen und die ADAC Karte wurde akzeptiert (glatte 5 % bei Gesamtkosten von 17 €). In Serbien benötigt man keine Vignette, es fallen abschnittsweise Mautgebühren an (von der Grenze bis nach Belgrad 4,50 €).

Zum Abendessen sind wir nicht nach Belgrad reingefahren sondern in den netten Vorort Zenum, mit vielen sehr netten Restaurants direkt an der Donau.

 

 

Donnerstag, 10.5.:

Nach einem morgendlichen Plausch mit Bad Tölzer, die gerade auf dem Rückweg von Griechenland waren, ging es aus Belgrad heraus.

 

Wir wählten die Route über die Bundesstraße (im Glauben, dass es die landschaftlich schönere Strecke sei) nach Čačak, was sich wirklich als Fehler herausstellte. Ca 100 km vorbei  an – zugegeben sehr gut aufgeräumten Autofriedhöfen – (hier werden noch alle Autos ausgeschlachtet)  -und eigentlich ständig mit  60 Kmh erreichten wir gegen frühen Abend den CP Viljamovka in Kremna. Wir hatten ihn schon in Berlin ausgeguckt, weil sich „das Stehen unter Birnbäumen“ so nett angehört hatte. Und wirklich, der Platz söhnte uns für die etwas langweilige Fahrt mehr als aus. Der Eigentümer Ljubisa Carevic empfing uns mit seinem selbstgebrannten Birnenbrand, wobei er streng darauf achtete, dass wir an diesem Abend nicht mehr Auto fuhren. So ganz nebenbei hat er für seine Destillerie und das Produkt die Goldmedaille gewonnen.

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Freitag, 11.5.

Nach dem Frühstück im strahlenden Sonnenschein und der  ersten  großen Wäsche aus der Dachwaschmaschine 🙂 stand heute der Ausflug in den Nationalpark Tara auf dem Programm. Grenzmäßig direkt an Bosnien-Herzegowina und den Kosovo angrenzend kann man von dem wunderbaren Waldgebiet  nur begeistert sein. Die Bärenpopulation soll stabil sein.

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Die sehr freundlichen Serben übertroffen sich gegenseitig vom Anpreisen der Naturschönheiten, die man  „unbedingt gesehen haben muss“. Aber wir befinden uns ja auf der Durchreise….

 

Samstag, 12.5.

Bei bestem Wetter und nach einem ausgedehnten Frühstück verabschiedeten wir und von dem feinen Platz und machten uns auf den Weg nach Sofia.

 

Dies hiess, die kurvenreiche Landstraße nach Čačak retour ( der Abstecher in den Nationalpark hatte sich aber auf jeden Fall gelohnt) und dann über die Autobahn zur bulgarischen Grenze. An Mautgebühren sind bis zur Grenze 3,50 € angefallen. Landschaftlich fuhren wir durch landwirtschaftlich genutzte Gebiete, eingerahmt von Berghängen. Auffallend: keine Tierwirtschaft.  Herrliche Blitze über den Mazedonischen Bergen kündigten die Bestätigung derWettervorausschau an : Regengebiet über Sofia. Aber zunächst kam die Grenze. Bei der Ausreise war Geduld gefragt, für ca 25 Autos vor uns benötigten wir ca 45 Minuten. Nun ja…. Dafür hatte die Grenzpolizistin beim Blick in den hinteren Raum ihr Schreckerlebnis: Goya staunte sie an:).

Bei Sofia erwies sich das Regengebiet dann als ausgedehntes STARKregengebiet. Kein so richtiger Spaß, dann im Landi alles aufzubauen. Spontan entschlossen wir uns, weiter bis Plovdiv zu fahren. Dort sollte es nicht mehr regnen, es bedeutete aber noch einmal 110 km runterreißen.

In Plovdiv erwartete uns dann die nächste Überraschung: Der im Internet gefundene CP mit wirklich netten Bildern existierte nicht mehr, es gab nur noch alte Datschen (hier Bungalow genannt:)) zu mieten. Egal. Wir mieteten eines und überzeugten uns von den Überbleibseln des real existierten Sozialismus:). Aber immerhin trocken, heißes Wasser zum duschen und ruhig.

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Sonntag, 13.5.

Wieder strahlender Sonnenschein! Wir verließen die „exquisite“ Unterkunft, bevorzugten das Frühstück in freier Natur:) und entschieden, statt nach Edirne doch durch Griechenland zu fahren. Die Autobahn in Bulgarien und die Schnellstraße in Greece waren komplett leer.

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Und auch bei der  Ausreise aus Bulgarien (hier wollte man  erstmals Goyas Pass sehen… gut so, haben wir den nicht sinnlos dabei:)) und der Einreise in die Türkei ging es relativ flott. Die grüne Versicherungskarte haben wir natürlich dabei:)

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Und dann wurde es  einfach wunderbar: Ignaz hatte zum Übernachten die Gegend um den See im Gala Gölü Millî Parki ausgewählt. Ein Gebiet, dass der Camargue sehr ähnlich ist.  Riesige Wasser- und Sumpfflächen von kleinen Wegen durchbrochen. Gute Wahl: Offroad gleich hinter der türkischen Grenze, dafür Übernachtung im Nationalpark mit herrlichem Blick auf die Vogelwelt der Seiden – und sonstigen Reiher, Kormorane, sogar Pelikane, großen tanzenden Libellenschwärmen. Wasserbüffel und Kuhherden bewacht von ihren Hausbullen  und Hunden – alles ganz nach unserem Geschmack!

Die wenigen Türken die uns begegneten ( erstaunlich, mit ihren Uraltautos  fuhren sie durch Berg und Tal der Schotter- und Felsenpiste ) begrüßten uns jeweils mit einem strahlenden Merhaba und erklärten nebenbei, dass sie gerade mit der Reisaussaat zu tun hätten.

Genau unser Platz!

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Montag, 14.5.

Die Libellenschwärme erfüllten auch frühmorgens schon wieder ihren Auftrag: Mücken wegfangen:)

Frühmorgens um 7.00 Uhr der erste Blick aus dem Zeltfenster: Wir hattenBesuch! Wasserbüffel schauten neugierig auf unser für sie seltsames Gefährt:) . Wir waren begeistert, sie bei ihrer Wanderung durch das Wasser und vor allem beim Eintauchen der Köpfe zum Äsen unter Wasser zu beobachten!

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Das Ziel des heutigen Tages: Troja. Dazu nutzten wir die Fähre von Ecebat nach Čanakkale, die netterweise sogar auf uns gewartet hatte. Das soll heißen, mit unserer Auffahrt  fuhr sie auch schon los!

Die Überfahrt nahm ungefähr 15 Minuten in Anspruch und wir lernten, dass diese Bucht tatsächlich den einzigen schiffbaren Zugang nach Istanbul darstellt, die Dardanellen. Das erklärte auch die große Anzahl von Containerschiffen. Der Name leitet sich von Dardanos, einem Sohn des Zeus her. Die sich um diese Meerenge rankenden Legenden sollte ihr selber nachlesen…spannend! Und da Reisen bildet, haben wir weiter nachgelesen: Die Halbinsel Gallipoli war ein wesentlicher Kriegsschauplatz im 1. Weltkrieg. Die Deutschen, die mit den Osmanen verbündet waren, kontrollierten die Meerenge und verwehrten den Engländern und Franzosen damit den Zugang zum Schwarzen Meer. Der Versuch, über den Landweg der Halbinsel zum Ziel zu kommen, misslang. Maßgeblich soll  – Mustafa Kemal – besser bekannt als späterer Staatsgründer der Türkei – Atatürk- dazu beigetragen habe. Er  war der Held, der die Stellung gehalten hatte. Diverse Ehrenfriedhöfe auf der Halbinsel erinnern auch heute noch an die schweren Verluste.

In Tevfikiye steuerten wir einen netten kleinen CP, nur ca 700 m von der Ausgrabungsstätte von Troja weg, an.

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Die netten kleinen Begegnungen unterwegs: Beim Grenzübertritt von Serbien nach Bulgarien hatte uns ein Renault Kastenwagen mit deutschen Kennzeichen mit Lichthupe freundlich gegrüßt. Heute Abend fuhren genau diese Münchner hier auf diesen kleinen Platz…

 

Dienstag, 15.5.

Heute stand Troja auf dem Programm. Wenn auch nicht so spektakuläre Ausgrabungen und Rekonstruktionen wie z.B. in Ephesus so lohnt sich eine Besichtigung auf jeden Fall. Schon, um mehr über diesen Ort zu erfahren, der in unseren Köpfen fast immer nur mit der Legende (?) des Trojanischen  Pferdes verknüpft ist. L1040077Aber die Historie geht viel weiter zurück. Schon fast 3000 Jahre vor unserer Zeitrechnung lässt sich die Siedlung nachweisen. Auf den ursprünglichen Mauern wurde  in der jeweiligen Epoche wieder zusätzlich aufgebaut. Man spricht von Troja I bis Troja IX.

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Schliemann, der an diesem Ort maßgeblich gewirkt hat, hat  erst sehr spät verstanden, dass er mit seinen Ausgrabungen viel archäologisches Unheil angerichtet hat. Nicht ahnend, dass unterschiedliche historische Schichten vorhanden waren, wurde quer „durchgegraben“.

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der Schliemann – Graben

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stellt sich die Frage, wann Lego tatsächlich erfunden wurde 🙂

 

L1040091Die gefundenen Schätze befinden sich übrigens noch nicht wieder hier an diesem Ort sondern u.a. in St. Petersburg, Moskau, Berlin u.m. Aber gegenüber von dem CP ist ein Museumsneubau entstanden, der im August diesen Jahres eröffnet werden wird. Hier sollen  die Artefakte  möglichst wieder zusammengeführt werden.

Und zwischen den historischen „Klamotten“ das wunderschön lebendige Heute!

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Genug der Kultur für heute, uns zog es endlich an’s Meer! Der Schlafplatz für heute! Yeniköy – Strand.

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Mittwoch, 16.5.

Heute war Anbaden angesagt! Herrlich frisch! Nach der ersten Aufregung – der Kühlschrank schien ausgefallen – wurde es dann ein fauler  Tag…

Lesen, Joggen, die erste Schlange live und abends Zusammentun der Lebensmittel mit den netten Münchnern Marc und Selina.

 

Donnerstag, 17.5.

Uns zieht es nach Bergama zur Akropolis und dem Pergamonaltar  (siehe Museum in Berlin).

Dazu nutzten wir  die Tour durch die Berge. (Die zwar sehr gut ausgebauten Schnellstraßen entlang der Küste fanden wir nicht so interessant. Von Ort zu Ort und entsprechend viel Verkehr…)

Zuerst wirklich unendliche Olivenwälder, die dann in größerer Höhe mit Pinien wechselten. Genau der richtige Ort für eine Pause und Verkostung des türkischen Mürbeteiggebäcks.

Und unterwegs gab es jede Menge Möglichkeiten, die Wasservorräte wieder aufzufüllen.

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In Bergama angekommen legten wir uns im Gewirr der  kleinen und engen Gassen gekoppelt mit unübersichtlichen Einbahnstrassenregelungen die Karten. Die Idee des Restaurantbesuchs mussten wir knicken. Der Reiseführer hatte recht! Abends gegen 18.00 Uhr schlossen sie. – Der kleine CP ca 3 km außerhalb   gab uns ein gutes Nachtquartier und der Kühlschrank gab leckeres Essen her.

 

Freitag, 18.5.

Heute dann der neue Anlauf: Mit der Seilbahn fuhren wir auf die Akropolis und waren  von der Größe der Anlage (Ober- und Unterstadt, die in ihrer Blütezeit bis zu 150 000 Bewohner beherbergte) überrascht.

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Besonders muss man die Mosaike in der Unterstadt erwähnen.

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Von Bergamo zog es uns dann weg von der touristisch werdenden Küste. Wir fuhren in Richtung Manisa über die Berge und dort in den Stil-Dagi-Nationalpark. Von Manisa ging es ziemlich steil und kurvenreich in die Bergwelt. Es gab genügend Parkmöglichkeiten, um die spektakuläre Aussicht zu genießen. Eine davon nutzten wir als Nachtquartier.

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Samstag, 19.5.

Nach einer ruhigen Nacht, begleitet von den Rufen der Käuze, setzten wir heute die Fahrt durch den Park fort mit Ziel Usak. Beeindruckend die Felder mit wilden Pfingstrosen und den frei bzw. wild lebenden Pferden.

 

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Der Plan, in Usak (eine moderne Universitätsstadt) das Museum mit den Funden der Ausgrabungen von Sardes zu besuchen, löste sich leider auf: Zwar fanden wir erfolgreich die Adresse, mussten dort jedoch lesen, dass wegen Umbaus oder besser Neubaus der Ort verlagert sei…

Besonders hervorzuheben sind die von blühenden Rosenbüschen und Hochstammrosen!!! gesäumten Straßen!

Auf eine weitere Suche verzichteten wir und setzten die Fahrt Richtung Konya fort. Die Straßen, hervorragend ausgebaut, führten uns über mittlere Gebirgspässe und fruchtbare Hochebenen. An den Straßen immer wieder die Möglichkeit, Erdbeeren und Kirschen zu kaufen.

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Schließlich kamen wir auch in die Region des Schlafmohnanbaus. Dieser soll jetzt staatlicherseits streng reguliert und kontrolliert sein…Schön sind die weiß und lila blühenden Mohnfelder schon..

Auffallend ist die rege Bautätigkeit, nicht nur Straßen- sondern vor allem auch der Wohnungsbau boomt.

Bei einem Zwischenstop  am Gölü-See   genießen  wir in einer Lokanta einen ausgezeichneten Fisch und erreichen gegen Abend Egirdir. Das Städtchen liegt auf ca 1000 m Höhe. Der CP liegt direkt am Strand. Goya fühlt sich wohl. Wir stehen hier allein, Sanitäreinrichtungen, nur mit Schlüssel zu nutzen, sind sauber. Abends ist es  angenehm kühl.

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Sonntag, 20.5.

Nach einem gemütlichen Frühstück erkunden wir die Stadt. Vorbei am gut gesicherten Militärgelände (Egirdir ist Schulungsstandort) führt eine Uferpromenade bis direkt in die  sich  auf einer Halbinsel befindliche Altstadt.

Betrachtet man die Berge, sieht man Schneefelder ähnliche weiße Flächen. Sie rühren vom Steinabbau her, der hier in großem Stil betreiben wird. Die Lkw’s die aus dem Gebirge kommen sind mit tonnenschweren Quadern beladen.  Offensichtlich wurde in Egirdir auch einmal der Transport  per Schiene sichergestellt. Heute zeugt nur ein dekoratives Relikt von dieser Zeit.

Und die Recherche im Internet hat danach bestätigt: Hier wird in großem Umfang Mamor abgebaut (Travertin, Mamorgestein in rosa und beige). Und was wir vorher auch nicht wussten, in der Türkei lagert 40 % des Weltvorkommens an Marmor.

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Die Altstadt hat sich auch schon zu einem kleinem Touristenzentrum entwickelt (man findet sogar eine öffentliche und sehr saubere Toilette! Nett, man kann auch eine Zahnbürste erhalten).  Es ist wohl eher ein Ort für türkische Touristen.

im Zentrum befindet sich die Dündar Bey Medresesi.

 

Der See (der viertgrößte der Türkei) ist türkisgrün und die Umgebung der bis zu 3000 m hohen Berge bietet eine hervorragende Kulisse. Wir nutzen das Bootstourangebot die Halbinsel zu umrunden. Abends speisen wir lecker Fisch aus dem See im Restaurant direkt am Ufer gelegen.

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Montag, 21.5.

Wir fahren nicht direkt nach Konya sondern erst einmal direkt in die Berge zum Yazili Kanyon, einem kleinen Nationalpark. Die dort hinführende Straße ist zwar eng aber bestens asphaltiert, der Grund? Uns kommen wieder Lkw’s mit Steinquadern beladen entgegen. Auf den engen Straßen, fast schon single road eine gewisse Herausforderung.

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Am Ende der Straße und dem Eingang zum Nationalpark  findet sich zu unserer Überraschung ein Picknick-Platz mit einem kleinen Restaurant.  Die Tischnischen sind über die Bäche gebaut. Wir zahlen 15 türkische Lira Eintritt und können selbstverständlich! über Nacht bleiben.

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Aber zunächst geht es in den Canyon, der mit  kleinen Badetümpeln einlädt. Nicht nur Goya liebte sie:).

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Und abends gab es die beste Forelle vom Grill, die man sich denken kann! Dazu gegrilltes Gemüse. was will man mehr?

 

Dienstag, 22.5.

Heute geht es nach Konya, d.h. aber zunächst retour nach Egirdir. An die Laster mit Marmor hatten wir uns ja schön gewöhnt, trotzdem beeindruckte der Blick auf den Abbau.

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Die Fahrt führte uns über ca 240 km, durchweg gute Straßen, zumeist Autoleer. Dafür säumten für Kilometer Apfelplantagen den Weg, die dann, je näher wir nach Konya kamen , von steppenähnlicher Landschaft abgelöst wurden.

Einige Gedanken zur wirtschaftlichen Situation: Es fällt auf, dass überall die Städte boomen. Überall, auch auf dem Land wird massiv in die Infrastruktur investiert, Straßenbau in ganz großem Stil. Aber sie werden kaum befahren…Uns kommt der Vergleich mit der  A2 in NRW in den Sinn. Das Bruttoinlandsprodukt der Türkei ist seit Jahren sehr gut. Ein Wirtschaftswachstum um die 8 %. Aber die Schere zwischen wirtschaftlich gut situierten Bildungstürken und der ärmeren meist auch minder gebildeten Landbevölkerung geht immer weiter auseinander.

Fährt man über kleine Landstraßen  fühlt man sich in die Zeit von vor 100 Jahren und mehr zurückversetzt: kleine Häuser und Lehmhütten bieten die Unterkünfte für die Familien, die sich von der Landwirtschaft ernähren. Diese zeigt, auch wegen des ausgeklügelten Bewässerungssystems, guten Ertrag. Auch wenn die biologische Landwirtschaft (orientiert an den Standards der EU ) auf dem Vormarsch ist, sind die Traktoren mit den Spritzanlagen nicht zu übersehen.

Und überall trifft  man auf die viel gerühmte Freundlichkeit.

In Konya, einer der ältesten Städte der Türkei, finden wir mitten im Zentrum ein feines Hotel (Rumi Hotel). Nach einiger Diskussion ist sogar die Mitnahme von Goya auf unser Zimmer erlaubt. Wir haben uns dazu entschieden, weil wir so direkt neben den Museen und dem Mevlana-Heiligtum wohnen. Und außerdem bekommt der Landi einen hauseigenen Parkplatz direkt vor der Tür.

Die Siedlungstätigkeit geht auf ca 5000 Jahre zurück: die Hethiter, Phryger, Römer, Seldschuken, Mongolen, Osmanen haben hier ihre Spuren hinterlassen.

Der erste Rundgang durch das Zentrum beschert uns das erste Gewitter. Außerdem ist hier touristisch zur Zeit noch Nichts los. Gut für uns, bedenkt man, dass hier jährlich ca 2 Mio Pilger und Touristen durchströmen.

 

Mittwoch, 23.5.

Nach einem ausgiebigen Frühstück auf der Dachterrasse mit herrlichem Blick über das Mevlana Museum und die Ruhestätte sowie  der Selimye Camii Gebetsstätte machen wir uns auf den Weg.

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Einige Worte zu Mevlana: Um 1200 als Celaleddin Rumi in Nordafghanistan geboren und von seinen Anhängern als „unser Meister“, also Mevlana geehrt, wurde er durch den persischen Wandermönch Sems Tebrizi hin zum Sufismus beeinflußt. Diese islamische Mystik strebt über die Auslöschung des „Ich“ die Vereinigung mit Gott an, z.B. durch geistige Versenkung, asketische Übungen und rituelle Tänze. Dies führte zur Gründung des Ordens der Tanzenden Derwische.

Das Gebäude mit dem Sarkophag Mevlanas und seiner Familienangehörigen gilt als Heiligtum.

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Originalschriften des Korans aus dem 13. Jahrhundert werden dort aufbewahrt. Die  Kalligrafischen Kunstwerke sind unübertrefflich.

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Von dort führte uns der Weg vorbei am Basar zur Aziziye Moschee. Zwischen 1671-1676 errichtet, gehört zu den „jüngeren“ Sehenswürdigkeiten. Hervorzuheben ist der verspielte Baustil und die auffällig prunkvolle Innenausstattung.

 

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Mit dem Dolmus erreichten wir dann den Aladdin oder auch Alaettin Tepesi, auch Burghügel. Dazu muss man wissen, dass die jeweiligen Bewohner/Siedler des heutigen Konya  immer wieder auf den Mauern der Vorgänger aufgebaut haben. 5000 Jahre übereinander geschichtet.

An der Aladdin Keykubal Camii , die nach über 100 jähriger Bauzeit 1221 vollendet wurde und heute komplett restauriert erstrahlt, vorbei erreichen wir das Karatay Museum. Von den vielen Möglichkeiten der Museenbesuche  haben wir uns für dieses kleine aber sehr feine „Kachelmuseum“ entschieden. Und diese Entscheidung hatte sich bewährt. Fayencen aus dem 13. Jahrhundert , der  Seldschuken-Zeit. Die ausgestellten Funde vom Kubadabad-Palast am Beysehir See sind überaus beeindruckend. Vor allem die Darbietung der Tiergestalten und auch die menschlichen Gesichter sind faszinierend, zeigen sie doch  den Bezug zur Mongolei und den Turkvölkern.

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Zwischendurch war nach all  den Altertümern  zwischen Rosenfeldern die Möglichkeit zum Luft holen gegeben. Erstaunlich auch hier, wie gepflegt die Anlagen  sind. Das genauere Hinschauen erklärte es dann. Hier sind nicht vereinzelt Arbeiter/innen des Gartenbauamtes unterwegs, sondern ganze Kolonnen…

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Wir haben genug von Pflastertreten und entscheiden uns sehr spontan, Konya mit seinem Verkehr und der Lautstärke zu verlassen und starten noch Richtung Kapadokien. Wir machen Halt in Sultanhani und besuchen die größte erhaltene Karawanserei. Ich bin ein wenig enttäuscht: Die Veränderung im Vergleich zu meinem ersten Besuch vor ca 30 Jahren sind doch zu offensichtlich. Aber immerhin, es wird restauriert!

Den kurz zuvor gefassten Plan weiter bis nach Göreme zu fahren canceln wir. Wir haben Mustafa kennengelernt, der uns den CP direkt in Sultanhani vorschlägt. Dem Vorschlag kommen wir gern nach und finden tatsächlich eine kleine grüne Oase und darüber hinaus ich einen sehr gut deutsch sprechenden Türken, der uns eine Menge über die Restauration von alten Teppichen erklären kann.

Gleichzeitig macht er uns darauf aufmerksam, wie heute Teppiche auf „alt“ getrimmt werden, die dann für viel Geld in Amerika und Europa verkauft werden.

Wir lernten Fabienne und         aus Grenoble kennen, die 12 Wochen mit ihrem Camping-Lkw unterwegs sind.

Donnerstag, 24.5.

Wir fahren zu den Salzseen Tersakan Gölü und Tut Gölü. Allerdings treffen wir keine Flamingos an. Ist wohl nicht die richtige Zeit….Trotzdem spannend zusehen, wie sich die Landschaft plötzlich wieder verändert hat. Und auch immer noch bewohnte Lehmhütten säumen unseren Weg.

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Wir  fassen nun das Ziel Kappadokien wieder in’s Auge und folgen der Empfehlung von Mustafa, die Ihlara Schlucht anzusehen. Die Fahrt über kleine Straßen führt uns zu ersten Eindrücken der Wohneinheiten im Tuffsteingebirge.

In Belisirma Ihlara finden wir eine gute Übernachtungsmöglichkeit direkt an einem Restaurant. Gerne nutzen wir die Möglichkeit, direkt über dem Bach – so ganz auf orientalisch- zu speisen. Im Sommer dürfte es hier nur so von Gästen „wimmeln“, aber jetzt (noch dazu ist gerade Ramadan…) ist es herrlich leer.

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Goya, der von einer  Hundefamilie, 7 halbwüchsige Welpen inklusive Vater und Mutter, mehr als argwöhnisch betrachtet wurde – sicher sahen sie ihn als Eindringling und Futterkonkurrenten an, fühlte  sich aber trotzdem sehr wohl.

 

Freitag, 25.5

Morgens mussten wir Goyas Geschirr suchen…die lieben Kleinen hatten es nachts entwendet und ihre kleinen, scharfen Zähne daran ausprobiert…Dafür gehörte Goya heute morgen zu ihnen und es wurde Hundefreundschaft geschlossen. By the way, war das Frühstück ausgezeichnet.

 

Anschließend standen die Wanderung durch die Schlucht und die Besichtigung der alten Felsenkirchen auf dem Programm. Ein sehr zu empfehlender Weg, immer an dem Melendez Çayi entlang, begleitet vom Gesang der Rohrsänger, zwischendurch ein Wiedehopf und natürlich die herrlichen Fresken aus dem 9 bzw. 11.-12. Jahrhundert.

 

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Nachmittags führte uns der Weg dann über Güzelyurt (übersetzt „schöne Heimat“) und der Besichtigung einer unterirdischen Stadt. An Güzelyurt ist der Tourismus bisher vorbeigegangen. Die unterirdishen Städte (hier gibt es gleich drei) sind noch nicht abschließend ausgegraben. Sie sind mindestens so beeindruckend, wie die, die auf den bekannten Touristenwegen um Göreme liegen.

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Das aufziehende Gewitter erwischt uns am Kratersee des Narli Gold auf ca 1500 m Höhe. Die gesamte Gegend ist vom Vulkanismus geprägt, auch wenn die Vulkane schon vor tausenden von Jahren erloschen sind, findet man plötzlich Landstriche, die Island sehr ähneln.

Gegen frühen Abend kommen wir auf einem der CP in Göreme an und freuen uns über den ausgezeichneten Platz mit Blick über die Ebene um Göreme herum.

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Samstag, 26.5.

Morgens um 5.30, welch ein Anblick!

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Ca 80 Heißluftballons und eine unheimliche Ruhe. Spontan entscheiden wir uns, das wollen wir auch! Aber erst einmal  wird dieser Tag  für die Umgebungserkundung genutzt und die Buchung über das Internet für Sonntag klar gemacht. Zugegeben, es ist schon sehr touristisch, aber eben auch etwas Besonderes!

Wir nutzen den Tag heute vom Kaya Camping zum Open Air Museum von Göreme zu gehen. Leider fast immer an der Straße entlang. Und dort – für uns wenig überraschend – finden sich auch schon einige Touristenbusse… Was muss hier erst in der Hauptsaison los sein.

Wir bezahlen den Eintritt und freuen uns, dass Goya mit in den Park darf. Dort ist er prompt die Sensation für viele Chinesen, die ihn gern fotografieren.

Die vielen Kirchen, die Namen wie Schlangenkriche, Apfelkirche usw. tragen, sind nur teilweise restauriert und erinnern uns sehr, an die Meteora-Klöster in Griechenland. Beeindruckend! Die Namen wurden den Kirchen übrigens erst später von den türkischen Bauern der Umgebung gegeben.

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Und alle Kirchen und Unterkünfte –  für teilweise viele Hundert Menschen –  sind in den Tuffstein hineingegraben.

Für morgen heißt es früh aufstehen. Um 4. 20 soll der Transfer zur Ballonstation stattfinden. Ein französisches und Schweizer Paar haben sich der Idee angeschlossen, morgen mit dem Ballon aufzusteigen.

 

Sonntag, 27.5.

Wecker um 4.00 Uhr, kurz eine Runde mit Goya und dann warteten wir auf den Transfer. Vergeblich! Es war Null-Wind und dementsprechend  gab es auch keinen Flug:(

Nun ja, man muss das Wetter nehmen, wie es ist. Eine große Runde durch den wunderbaren Canyon mit Goya am frühen Morgen hatte auch etwas.

 

 

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Nach dem Frühstück ging es dann noch einmal oberhalb des Canyon mit Ig in den Ort. Wir fanden Maulbeerbäume. Es ist schon nachvollziehbar, dass die Seidenraupen ausschließlich die Blätter dieses Baumes als Nahrung bevorzugen. Die Früchte schmecken ausgezeichnet.

Morgen machen wir dann einen zweiten Versuch zur Ballonfahrt. Mal schauen, die Wettervorhersage sagt etwas mehr Wind voraus. Hoffentlich klappt es!

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Montag, 28.5.

Mit der Ballonfahrt ist es leider wieder Nichts geworden. Die Wettergötter waren gegen uns. Wir riefen Plan B auf und nahmen Ziel in Richtung Nemrut dagi auf. Zuerst interessierten uns aber die Feenkamine. Dazu fuhren wir von Göreme Richtung Avanos in das Pasabagi-Tal, ca 4 km nordöstlich von Göreme. Hier zeigte die Winderosion ganz besondere, bizarre Gebilde. Die „Hüte“ auf den Türmen rühren davon her, dass hier eine härtere Gesteinsschicht (Basalt) über dem Tuffstein gelagert war, die entsprechend langsamer erodierte. Noch kostete es hier keinen Eintritt, obwohl reichlich Reisebusse Tagestouristen heranschafften. Eine seltsame Mischung: uraltes auf Vulkanismus zurückzuführendes Gestein. Felsen, die schon vor hunderten von Jahren ausgehöhlt wurden und als Mönchzellen, Grabkammern und auch mehrstöckige Wohnungen gedient haben  und daneben Souvenirläden und Möglichkeiten zum Kamelreiten.

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Die Weiterfahrt führte uns zunächst über steppenartige Hochebenen (ca 1000 m ) nach Kayseri: Einkaufen war angesagt! Und vor allem suchten wir für Goya neues Trockenfressen. Ein nicht so ganz einfaches Unterfangen. Hier findet man nur noch Hütehunde. Spezialgeschäfte  für Tiernahrung (in Deutschland  ein ganz wichtiger Wirtschaftszweig) sucht man hier vergeblich. Straßenhunde gibt es hier keine mehr. In dem Zusammenhang: Bemerkenswert ist, dass in der Türkei erhebliche Anstrengungen in den Kommunen unternommen worden sind, um das Problem der herrenlosen Hunde in den Griff zu bekommen. Sie wurden kastriert und gechippt.

Tatsächlich konnten wir einen großen 15 Kg Sack Trockenfutter  erwerben  und damit  Goyas Glück weiterhin sichern (bei Migros ;-))).

Den knapp 4000 m hohen Vulkanberg Erciyes Dagi ließen wir auf der Weiterfahrt südlich liegen, passierten zwei ca 2000 m hohe Pässe und waren erstaunt, wie weit hier die  Skigebiete bereits ausgebaut worden sind. Die Straßen waren gewohnt gut ausgebaut. Leider lag die herrliche Berglandschaft mit Schneefeldern im Dunst, ein Gewitter kündigte sich in der Region an.

Rast machten wir im Irgendwo in 1600 m Höhe zwischen Hanyeri und Doganbeyli.

 

Dienstag, 29.5.

Dass Ruhe so laut sein kann… Wir haben herrlich geschlafen! Frühstückten und machten uns dann auf den doch noch recht langen Weg zum Nemrut Dagi. Wir fuhren weiter über Tufanbeyli, Göksun, Elbistan, Nurhak, Gölbasi Richtung Katha. Auch wenn es eine ordentliche Strecke war, wurde es nicht langweilig. Zwei Pässe mit knapp 2000 m Höhe, kurvenreiche Straßen und eine phantastische Landschaft. Selbst in dieser Höhe wird intensiv Landwirtschaft und Obstanbau betrieben. Und überall gab es Netzempfang!!!

 

Katha ist eine aufstrebende Stadt, die durch Ölvorkommen zu Reichtum gelangt ist. Wohnungsneubauten säumten die Straße. Ganz vereinzelt sieht man noch voll beladene Mopedfahrer. Die großen deutschen Automarken überwiegen. Überhaupt fällt schon die ganze Tour über auf, dass es z.B. keine alten Dolmus Fahrzeuge mehr gibt. Hier überwiegen Mercedes und VW. Alle in erstklassigem Zustand. Wer erinnert sich noch an die Türkei, in der die kleinen Busse fast auseinanderfielen?

Die Strecke war weiterhin von einigen großen Straßenbaustellen gesäumt. In den Straßenbau wird massiv investiert. Obwohl das geringe Verkehrsaufkommen das sicherlich nicht erforderlich macht. Aber diese Maßnahmen sind für die Bevölkerung halt gut sichtbar…..

Ab Katha ging es dann in die Bergwelt des Nemrut Dagi (nicht mit dem gleichnamigen Vulkan in der Nähe des Van-Sees zu verwechseln). Wir steuerten zunächst das UNESCO Kulturerbe an. Wilde Schluchten, kurvenreiche Singelroads führten uns nach oben.

Ca 1 Km vor dem Gipfel wurde am Nemrut -Dagi -Haus gestoppt, ab hier ging es nur mit einem Transferbus weiter ( 5 TLira). Goya erweckte bei dem Fahrer großes Erstaunen. Wie immer waren alle etwas ängstlich. Der große braune Hund flößte Respekt ein. Aber: Goya durfte mit auf den Gipfel und war wahrscheinlich der erste Touristenhund, der dieses Weltkulturerbe besichtigte.

Wir schafften den Gipfel noch vor Sonnenuntergang. leider waren Gewitterwolken vorhanden, sodass die Sonne nicht „spektakulär“ unterging.

 

Besonders fein war, dass wir die Erlaubnis bekamen, auf dem – verschlossenen –  Platz für die Transferbusse mit unserem Landi zu stehen und so die Nacht verbringen konnten. Da war es dann wieder, das Thema mit der „lauten“ Ruhe. Und das bei Vollmond.

 

Mittwoch, 30.5.

Aufstehen für mich um 4.00 Uhr morgens, der Sonnenaufgang auf dem Berg reizte mich sehr. Ich erreichte gerade noch den Transferbus und war dann mit 4 !!! weiteren Menschen allein und genoss!

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Irgendwie ein mystischer Ort!

Was hat  es mit ihm auf sich? König Antiochios I. schuf diesen wohl weltweit größten und höchsten (2160 m) Grabhügel zur Götter- und Eigenverehrung. So bilden die riesigenGesteinskulpturen neben Antiochios Zeus, Apollo, Herakles und Commagene ab. Der riesige Grabhügel wurde künstlich erschaffen. Es wird vermutet, dass allein für die Schaffung des Gipfelplateaus, auf dem der Tumulus steht, ca 200.000 Kubikmeter Gestein abgetragen wurden. Und das 69 – 34 v. Chr.!

Für die Ausgrabung zeichnet übrigens wieder der deutsche Archäologe Carl Human verantwortlich.

Heute sollte es dann weiter nach Diyarbakir gehen. aber zunächst nahmen wir auf der Rückfahrt  noch Arsameia (antike Stadt bei dem Ort Kocahisar) mit.

Auch die Cendere-Brücke über den Cendere Suyu lag auf dem Weg nach Katha. Die alte bereits 194 n. Chr. erbaute Brücke soll ca 1800 Jahre später durch einen vollbeladenen Tanklaster eingestürzt sein. Sie wurde wieder aufgebaut, wobei zum Teil alte Steine verwendet wurden.

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Und noch ein Stück Kultur, der Karakus-Hügel. Auch dieser  ein künstlicher Grabhügel, den König Mithradates 36 – 20 v. Chr. für seine Mutter und weitere weibliche Angehörige angelegt hatte. Der Löwe  und der Adler symbolisieren die Macht über die Erde und den Himmel, wobei die Adlersäule (Karakus = Adler) am Besten erhalten ist.

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Nachdem wir Yussuf, einen netten Türken, der uns oben am Nemrut Dag das Tor geöffnet hatte und sich damit eine Mitfahrgelegenheit im Landi ergattert hatte (obwohl er eigentlich Angst vor Goya hatte, ist er tapfer nach hinten zu ihm eingestiegen…) zu Hause  in Katha abgesetzt hatten ging es nach Diyarbakir, der heimlichen Hauptstadt der Kurden. Nun begleiteten uns endlose Getreidefelder und ebenes Gelände. Die Einfahrt nach Diyarbakir offenbarte es dann: Die Stadt hat Nichts mehr mit dem Diyarbakir vor 30 Jahren gemein. Mittlerweile leben dort über 1,1 Mio Menschen! Die Altstadtmauer ist zwar noch in der alten Form vorhanden, aber der Blick auf den Tigris (der sich durch einen Staudamm auch nicht mehr als breiter Strom präsentiert) ist durch Neubauaktivitäten verwehrt.

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Ich finde, die Stadt hat ihren Charme verloren. Die hier lebenden sehen sicher eher den Fortschritt.

Ignaz nutzte die Gelegenheit für einen Frisörbesuch. Der sorgfältigste Haarschnitt seit Jahren 🙂 Und natürlich haben uns wieder einige Menschen auf deutsch angesprochen und wollten wissen, wo wir herkamen, wie es uns geht, ob uns die Türkei gefällt…..

Auffallend ist: Seit Siverek gibt es verstärkt Militär- und Polizeitkontrollpunkte. Wir befinden uns im Kurdengebiet. Immer noch eine zum Teil spannungsgeladene Gegend.

Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz eines Imbisstandes in Batman (schreibt sich tatsächlich so!). Ein Ort, der sich durch Rinderherden und ihre Hinterlassenschaften – auch auf der Straße – einer gemischten Bevölkerung und einer riesigen Staumauer auszeichnet. Und über dem Dorf die Überwachungsinsel des Militärs. Da kann ja Nichts schief gehen.

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Donnerstag, 31.5.

Nachdem die Dorfjugend das Interesse an uns doch relativ schnell verloren hatte (sie wollten sich alle mit dem Landi fotografieren lassen und die Kinder sollten uns ihre Englischkenntnisse präsentieren) hatten wir eine ruhige Nacht.

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Ein letzte Blick auf das Dorf und dann ging es Richtung Van-See über Kozluk, Baykan, und Bitlis nach Tatvan. Dort fanden wir nach einigem Suchen (die Ausfahrt führte über eine Fabrik) die Zufahrt zum Nemrut Dagi ( 3050 m) .

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Er soll mit seinem gigantischen Ausbruch ca 1600  (der Durchmesser des Kraters – fast kreisrund – umfasst 8,5 km ) dafür verantwortlich sein, dass der Van See 8 4 x so groß wie der Bodensee und sodhaltig, Fische leben nicht in ihm) aufgestaut wurde.

Die Zufahrt – ca 25 km – führte uns zu einem der drei Kraterseen, der als Besonderheit auch eine warme Quelle hat.

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Wir waren von dem idyllischen Platz nur so begeistert. Fazhiel, der dort oben in den Sommermonaten in einer Art Steinhöhle lebt, begrüßte uns freundlich und bot uns an, uns mit der warmen Erde einzureiben. Ignaz nahm dieses Angebot abends an. Ich entschied mich, am nächsten Tag mit ihm eine Wanderung zu machen.

Seine Geschichte, dass es Bären in der Region gebe und man sie mit viel Glück sogar sehen könne, taten wir eher als „einem einen Bären aufbinden “ ab.

Ignaz kam etwas durchgefroren von der Erdmassage zurück. Aber die dicken Schlafsäcke und die Ikea-Fleece Decken sorgten schnell für die nötige Wärme.

Die Nacht hätte total ruhig sein können….wenn wir nicht unseren persönlichen Naturkrimi erlebt hätten: Gegen 22.00 rappelte es im Auto, fälschlicherweise bezichtigten wir Goya. Als es dann aber ein sehr untypisches Geräusch gab, waren wir irritiert. Fenster im Zeltdach auf, Stirnlampe an, und komischerweise lag der Außenspiegel auf dem Boden….Und dann hörten wir  auch noch zwei Schüsse…..

Wir vermuteten Bärenbesuch, räumten auch die letzen Schuhe und den Tisch rein und hatten dann eine etwas unruhige Nacht. Unsere Wahrnehmung war eindeutig nach draußen gerichtet. Richtig spannend wurde es, als Goya deutlich machte, dass er unbedingt sofort raus müsste (kommt sonst nie vor). Könnt ihr euch das Gefühl vorstellen, mitten in der  Nacht das Auto zu verlassen, wenn ihr Bären in der direkten Umgebung vermutet? Aber es half Nichts!

 

Freitag, 1.6.

Nach einer eher unruhigen Nacht wachten wir um 7.00 Uhr auf und fanden unsere Vermutung bestätigt!

Zwei eindeutige „Beisserchen“ in unserem Kotflügel, einige Kratzspuren auf der Motorhaube….Ein „Schadbär“ hatte uns besucht. Warum? Konnte keiner erklären. In der Gegend des Sees sind viele Touristen mit ihren Autos unterwegs, Bären sind von Natur aus scheu, wir hatten keine Lebensmittel draußen…..Wir konnten es nicht aufklären.

Der Vormittag wurde von der Reparatur des Außenspiegels beansprucht. War gar nicht so einfach, eine einzige! Schraube von unten in das Gewinde zurückzudrehen, zumal die Halterung verbogen war. Aber mehr schlecht als recht ist es dann doch gelungen.

So konnte ich dann doch noch ca 3 Stunden mit Fazhiel wandern. Was dann hier so wandern hieß. Diretissima über Geröllfelder immer nach oben. Ich habe selten so vielfältige Bergblumenwiesen gesehen. Warum nur hatte ich mein Pflanzenbestimmungsbuch nicht dabei ( in dem Zusammenhang muss man wissen, dass Wikipedia in der Türkei nicht funktioniert. Wikipedia widersetzte sich den Bedingungen des türkischen Staates)!

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Wir haben uns dann doch entschlossen, diesen traumhaften Ort zu verlassen. Die vergangene Nacht und dass Darübernachdenken, dass Goya einen Reiz ausüben könnte, die Bären jetzt vielleicht gerade Junge haben…, ließ uns die Entscheidung treffen, zurück in die Ebene des Van Sees zu fahren (der auch immerhin 1600 m hoch liegt).

Noch etwas zum Thema Bienen und Honig: Auf unserem Weg haben wir sicher tausende von Bienenstöcken gesehen. Überall auf den Feldern, in den Bergtälern stehen sie. Das türkische Honiggebäck kennen und lieben wir ja alle. Nun versteht man auch, dass es überall in der Türkei Honig in bester Qualität zu kaufen gibt.

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Samstag, 2.6.

Nachdem wir einen prima ruhigen Platz auf einer Halbinsel des Van-Sees gestern gefunden hatten ging es heute weiter am See entlang nach Ahlat. Die zuvor im Reisebericht angelesene Information, dass Ahlat über den reizvollsten, um nicht zu sagen spektakulärsten Friedhof Anatoliens ( Selçuklu Mezarligi) verfügt, wurde voll bestätigt.  Die Geschichte des Ortes besagt, dass der bereis in urärtäischer Zeit um 900 v. Chr. bewohnte Ort um ca 1060 durch die von Osten kommenden Seldschuken besiedelt wurde. Er wurde von diesen als einer ihrer Stützpunkte genutzt, von denen sie in die Schlacht von Manzikert zogen.

Die Seldschuken und ihre Nachfolger machten den Ort zu einem Kunst- und Kulturzentrum. Auch heute noch deutlich an den kunstvollen Grabstelen abzulesen. Die meisten stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. einige datieren noch aus dem 12. Jahrhundert und lassen eindeutig armenische Einflüsse in ihrer Ornamentik erkennen. Nicht umsonst hat  die Unesco diesen Ort als Weltkulturerbe  anerkannt.

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Vater und Tochter bekamen einen Grabplatz nebeneinander.

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Die zuvor beschriebenen Drachenmotive.

Konsequenterweise führte uns der Weg dann über Malazgirt, dem früheren Manzikert. Hier schlugen die Seldschuken 1071 die byzantinischen Heere. Damit endete das byzantinische Reich und die Migration der Türken nach Anatolien begann.

Mit einem herrlichen Rundblick auf die 4000’er verabschiedeten wir uns vom Van-See und richteten unseren Blick auf Pathos.

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Die Fahrt ging über einsame  Höhenzüge, immer so um die 2200 – 2300 m mit dem  Blick auf  saftige Blumenwiesen.

Pathos, eine typische türkische Dorf-Stadt nutzten wir zum Einkaufen. Doch wie findet man einen Bäcker? Da wir genügend Erfahrung haben suchten wir nur die Holzstapel auf der Straße.

 

Das Ziel Georgien rückte langsam näher. Wir fuhren über Tutak in die Berge mit Ziel Agri und fanden für die Nacht einen prima Platz direkt am Bach.

 

Sonntag, 3.6.

Morgens um 7.00 Uhr, der Blick aus unserem Dachfenster:

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und auf der anderen Seite des Baches wurde fleißig gearbeitet:

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Heute führte uns der Weg über die enge Schotterpassstraße (2200 m ) nach Tutak und weiter nach Agri. Von dort dann über eine zweispurige Schnellstraße (unser provisorisch  reparierter Außenspiegel fand die 90 km/h allerdings nicht so gut, er wackelte immer wieder) nach Dogubayazit ( noch ca 20 km bis zur iranischen Grenze). Der Blick auf den Ararat (5137 m – hier Agri dagi genannt) war schon beeindruckend, auch wenn er leider nicht mehr ganz wolkenfrei war. Total verschneit und vereist. Auf dem Weg Richtung Kars machten wir im  Irgendwo stop auf einer Wiese, face to face zum Ararat, umgeben von blühenden Blumen- und Kräuterwiesen. Der Thymian hatte ein Aroma… das durfte man nicht  ignorieren. Also gesammelt und zum trocknen aufgehoben.  Mit den kurdischen oder auch armenischen Frauen (? – sie verstanden eindeutig kein Wort türkisch) kam ich so dann auch gleich in Kontakt.

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Die Gegend scheint hier so friedlich, die Menschen sind trotz ihrer Armut ( die Arbeitslosigkeit soll bei 60 % liegen, wie immer man das auch bei der Landbevölkerung belegen will) so freundlich und wirken zufrieden. Die meisten leben offensichtlich von der Schafhaltung. Große Herden werden von den Männern begleitet. Kaum zu glauben, welch geschichtsträchtiger Boden es war und irgendwie auch immer noch ist. Der Grenzübergang  nach Armenien ist weiterhin von der türkischen Seite nicht möglich. Es soll auch etwas damit zu tun haben, dass Aserbaidschan droht, den Gashahn für die Türkei zuzudrehen, falls diese den Kontakt zu Armenien wieder normalisiert.

Wir genießen die friedliche Stimmung und erfreuen uns an den vorüberziehenden Schafherden.

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Montag, 4.6.

Wir wachten von der Sonne geweckt um 5.30 Uhr !!! auf, und wurden durch einen freien Blick auf den Ararat – ganz wie von uns erhofft – belohnt:

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Die morgendliche Hunderunde bescherte uns erneut einen wunderbaren Einblick in die blühenden Bergwiesen. Wir konnten uns nicht satt sehen!

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Das heutige Ziel war Ani, 961 n.Chr. zur ersten Hauptstadt Armeniens erhoben. Dazu führte uns der Weg immer an der armenischen Grenze entlang. Dementsprechend gab es immer noch reichlich Militärpräsenz auf der Straße. Wir kamen auch prompt in die erste Kontrolle hinein. Es mutete schon seltsam an, an einem mit Sandsäcken, Betonstelen und Panzern gesicherten Kontrollpunkt anzuhalten. Aber nachdem wir unsere Pässe gezeigt hatten wurde uns freundlichst ein gute Fahrt gewünscht und fröhlich hinterhergewinkt.

Ani erreichten wir über eine zwar breite aber ansonsten alle Anforderungen an eine „echte“ Schotterpiste erfüllende Strecke (35 km) mit „netten“ Wasserlöchern.  Diese führte durch baumlose Steppenlandschaft. Trotzdem lagen hier kleine Dörfer, oder besser Ansammlungen von Lehmhütten mit Pyramiden aus Kuhdungfladen vor der Tür. Dieser dient im Winter zum Heizen. Wer redet hier noch von Arbeitslosenquoten? Und trotzdem begegnete uns hier in dieser entlegenen, bevölkerungsarmen Gegend ein Wahlkampfauto der Îyi-Partei. Die der regierenden AKP haben wir hier nicht gesehen, auch fehlen die sonst die Stadtbilder dominierenden Roten Halbmondflaggen.

Bei einem Imker machen wir neugierig einen Zwischenstopp und wurden zum çay eingeladen. Die Kommunikation über google Übersetzer war zwar langatmig aber klappte, mal abgesehen davon, dass nur der Sohn Husseyin schreiben und lesen kann… Der Vater ist eher im Nüsse-Aufschlagen geübt:)

 

Wir erfuhren, dass die Bienenvölker hier in den hochgelegenen Ebenen (immerhin durchgängig ca 1600 m ) nur von Mai bis Ende August „arbeiten“. Dann setzt bereits wieder der Schneefall ein.

Anis liegt direkt an der armenischen Grenze.  Etwas zu ihrer Geschichte: Die erste Festung soll bereits im 9. Jh.v.Chr. gegründet worden sein. Es ist auch ein idealer Platz – von drei Seiten durch tiefe Canyons und Flussläufe geschützt musste nur von einer Seite die Verteidigung gesichert werden. Die große Zitadelle wurde rund 1800 Jahre später einhergehend mit einer Stadtgründung erbaut. Die Stadt expandierte so sehr, dass eine zweite Stadtmauer, die auch heute noch gut erkennbar ist, notwendig wurde.

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Stadtmauer am Löwentor von der inneren Seite

Zu Beginn des 11. Jahrhunderts sollen bis zu 100 000 Menschen hier gelebt haben. Die Stadt soll über mehr als 1000 Kirchen verfügt haben (neben einer auch heute noch recht gut erhaltenen Kathedrale, georgischen Kirchen auch Moscheen), sicher eine Besonderheit -.

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Kathedrale (Fethiye Camil)

Innenansicht

 

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Blick von der Moschee auf den Grenzfluss Arpa Çayi nach Armenien – die Grenze geht durch den Fluß)

Die Moschee Menüçehr Camil (1071-1072 von dem seldschukischen Emir Menüçehr erbaut) zählt zu den ältesten islamischen Bauwerken in der Türkei.

 

Die Gregorkirche des Abughamrentz wurde 2011 restauriert. An ihr findet sich noch eine armenische Inschrift.

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Der Glanz der Stadt ging mit dem Angriff des georgischen Königs Georg I. (1014-1027)unter. Die Byzantiner folgten um 1042. Drei Jahre später wurden weite Teile Armeniens durch die Seldschuken besetzt, die 1064 den Angriff auf Ani erfolgreich führten. Es folgten Jahre der erbitterten Kämpfe zwischen Georgiern und Kurden um die Stadt. 1250 äscherten die Mongolen Ani ein. Mit einem Erdbeben in 1319 wurde dann der Rest zerstört. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts finden Ausgrabungen und Restaurierungsarbeiten statt.

Wir waren hungrig geworden und fuhren nach Kars.

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Windeln werde hier säckeweise verkauft (oder einzeln abgezählt???)

Die Stadt ist bekannt für ihre Ansiedlungsvergangenheit. Zar Alexander III. ließ neben Russen auch Deutsche, Litauer und Letten in der Gegend ansiedeln. Sie sollten die Landwirtschaft vorantreiben und territoriale Ansprüche sichern. Noch heute leben die letzten verbliebenen Christen in  Karacaören (Ende des 19. Jahrhunderts als „Paulinenhof“ gegründet).

Auf die deutschen Siedler geht der Karser Käse zurück, der auch heute noch in den Geschäften als örtliche Spezialität angeboten wird. Genau nach unserem  Geschmack.

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Wir nahmen ein lecker Abendessen ein, die jugendliche Bedienung (ca 14 Jahre) war sichtlich stolz, „die aus Alemanya“ bedienen zu  können (natürlich half wieder der google Übersetzer). Nach dem Einkauf von Gemüse, Joghurt und Trockenfrüchten (auch getrocknete Maulbeeren) fuhren wir weiter an den Çildir-See und fanden einen feinen Platz für die Nacht.

 

Dienstag, 5.6.

Wir hatten einen faulen Tag vor; der Platz am See war so herrlich ruhig, begleitet von Lerchen und der Beobachtung „unseres“ Hausadlers. Im Ernst, er ist direkt neben uns an den Bach geflogen. – Der Bauer, der uns mit seinem Traktor besuchte war ausgenommen freundlich, bat uns nur, den Müll mitzunehmen. Für uns eine Selbstverständlichkeit.

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Und Goldammern gibt es hier in der Population unserer Blaumeisen.

 

Am Nachmittag erwischte uns dann ein kräftiges Gewitter mit Hagel!!! Der Vorteil: Der Landi war fast wieder richtig sauber. Der Nachteil: Für Ignaz zu kalt!   Aber wir haben ja eine Standheizung. Kam die eben auch einmal zum Einsatz.

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Mittwoch, 6.6.

Der Weg führte uns weiter am Çildir – See, mit einem Zwischenstopp zum Einkaufen in Çildir und dann zur georgischen Grenze.

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Eigentlich ein kleiner unbekannter und unbenannter Grenzübergang am Aktas Gölü/ Kartsakhi Lake. ..aber mit einem Riesenneubaukomplex versehen. Offensichtlich rechnet man irgendwann mit einem starken Grenzverkehr.

Wir waren neben einem iranischen LKW das einzige Auto. Dafür wurden unsere Pässe von türkischer Seit 3 x kontrolliert. Noch im Duty free einen Whisky gekauft und dann stellten wir uns der Einreise. Sehr freundliche Grenzer, die uns darauf hinwiesen, dass wir eine georgische Kfz-Versicherung abschließen müssten. An Ig’s Medikamenten waren sie sehr interessiert. Ich musste sogar aus der Dachbox den Vorrat vorzeigen. Auch Goya’s Pass wurde kontrolliert, mit freundlichen Interesse an dem Labrador.

Nach ca 45 Minuten waren wir eingereist. Das Ziel unserer Reise Georgien ist erreicht !

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Direkt hinter der Grenze an der Petrolstation konnten wir die ersten Lari tauschen (100 € =283 Lari) und gleich nebenan für 50 Lari für 30 Tage eine kfz -Versicherung erwerben. Alles ganz easy.

Nach kilometerlangen Steppenstrecken in der Türkei sehen wir hier direkt hinter der Grenze wieder Waldflächen.

 

Das Ziel war Vardzia. CA 45 km hinter der Grenze, aber die hatten es in sich. Wir fuhren über Vachiani, Okami,Kartsebi und Apnia. Schotterstraße mit teilweise tiefen Schlaglöchern voller Wasser. Auch hier muss es in den vergangenen Tagen ausgiebig geregnet haben. Zum Glück gab es teilweise „mongolische Parallelwege“… Die Dörfer waren von Armut gekennzeichnet. Trotzdem winkte man uns immer freundlichst lächelnd zu.

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Nach ca 30 km wurden wir mit einem phantastischen Ausblick auf das Höhlenkloster belohnt.

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Die Zufahrt von dieser Seite erfolgte über eine ca 3 Km lange enge, einspurige Schotterstraße, mit der 500 Höhenmeter überwunden wurden. Wie steht es so nett im Reiseführer? Nicht bei Regen zu empfehlen. Und man sei froh, wenn man die Strecke ohne Gegenverkehr absolviert habe. Stimmt!

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Per Zufall fanden wir einen heißen Swimming pool (heiße Thermalquelle) den Ig auch nutzte.

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Die Besichtigung des Klosters haben wir uns für morgen aufgehoben.

 

Donnerstag ,7.6.

Heute stand nach dem Aufstehen und frühstücken erst einmal Kultur auf dem Programm: das Höhlenkloster Vardzia am Mtkvan. Gestern hatten wir ja schon den Blick auf die gesamte Anlage genossen, heute erklommen wir die einzelnen Höhlen. 2000 sollen es insgesamt sein, 500 hat man bís heute wieder erschlossen und restauriert. Die Gründung soll auf Giorgis III und seine berühmte Tochter Königin Tamara zurückgehen. Es ist aber davon auszugehen, dass die Einsiedelei und die Gemeinschaft von Mönchen bedeutend älteren Ursprungs ist.

Die Anlage verfügte über Wohnzellen, Küchentrakte, Apotheke und Weinpressen (jedem Mönch soll täglich 1 1/5 l Wein zugestanden haben !!!). Alle Räume waren durch unterirdische Gänge und Tunnel miteinander verbunden.

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Viele konnte man nur über in den Stein gehauene Stufen erreichen. Natürlich gab es auch Räume für Meditation und innere Einkehr, in denen teilweise auch heute noch alte Fresken zu erkennen sind. Besonders in der großen Kirche sind die Fresken gut erhalten und beeindruckend.

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Die Kirche wird heute noch für Andachten genutzt.

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Die Besichtigung war spannend, zumal wenn man auch die unterirdischen Tunnel durchquerte.

 

Die Straße führte uns immer an dem Mtkvan entlang nach Akhaltsikhe. Die erste größere Stadt ermöglichte uns nicht nur den Erwerb einer SIM-Karte sondern zeigte auch den wunderbaren Gegensatz zwischen Plattenbauten und Straßenverkäufern. Hier gibt es statt kopftuchtragender Frauen westlich gekleidete .

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Der Kauf der SIM-Karte löste Lachanfälle auf allen Seiten aus: Die georgisch sprechende Verkäuferin versuchte irgendwie englisch zu intonieren begleitet von der immer funktionierenden Zeichensprache, Ignaz erinnerte sich seiner Russisch-Kenntnisse, und das Ganze gipfelte in dem Versuch der Verkäuferin, dann deutsche Worte zu finden. 20 Minuten später waren wir im Besitz einer SIM-Karte.

Ein Jugendlicher hatte uns auf der Straße auf Englisch angesprochen, ob wir Hilfe benötigten. Auf unsere Frage erzählte er, dass seine Eltern ihm einen Privatlehrer finanzieren und er später in USA studieren wolle.

Auf der anderen Seite erwarben wir bei einem Mütterchen je 1 Kilo Himbeeren und frische Maulbeeren, und das für 7 Lari ( ca 2,50 €).

Das Ziel einer campside im Borjomi Natur Reserve erreichten wir über einen mit zwei Fahrrillen versehenen Wanderweg! Der Landi war gefragt; die Campside – eher ein Bergzeltplatz am Bach aber mit einer großen Schutzhütte. Wir trafen auf eine Schulklasse einer internationalen Schule die alle ausschließlich englisch sprachen . Dan, der Lehrer stammt aus Montana.

Ein wunderbarer Platz.

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Freitag, 8.6.

Der Tag begann mit etwas Aufregung: Ein Hund aus dem Dorf war zum Platz gekommen und prompt gab es einen Rivalenkampf mit Goya. Allerdings hat Goya auch nicht nachgegeben. Aber der konsequente Stockeinsatz brachte die Beiden auseinander.

Dan gab uns noch diverse Tipps, die wir uns gar nicht alle merken konnten.

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Wir machten einen faulen Tag, d.h. Goya und ich machten eine kleine Wanderung , und planten den weiteren Verlauf der Tour. Wir stellten fest, dass wir klare Akzente setzen müssen, Georgien verfügt an allen Ecken über Vergangenheit und historischen Boden.

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Ach ja, wir hatte die erste Pilzmahlzeit!

Samstag, 9.6.

Nah dem Faulenzertag stand heute nun wieder Kultur auf dem Programm! Der Reiseführer hatte uns auf die Fresken  von Kintsvisi neugierig gemacht. Diese sollten mit einem Blau, das in die Geschichte der Malerei eingegangen sei, hinterlegt sein. Das bedeutete ca. 80 km immer weiter am Mtkvari Richtung Gori fahren und dann über eine Seitenstraße und einige enge Serpentinen die Zufahrt zum Kloster nehmen. Uns erwarteten diverse Marschroutka (die hiesigen Dolmus) und auch einige  Reisebusse. Kintsvisi ist eindeutig ein Wallfahrtsort.

Der Widerspruch  zwischen lauten Touristen mit einer „Horde“ von umherspringenden Kindern und tiefgläubigen in der Andacht versunken Menschen rührte uns seltsam an.

Das Innere der Kirche erfüllte dann die Versprechen des Reiseführers:

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Die Besonderheit: An der Nordseite befinden sich Abbildungen des Königs Giorgi und seiner Tochter Tamara. Dazu muss man wissen, dass in ganz Georgien nur zwei Fresken-Porträts der sagenumwobenen Königin Tamara erhalten sind. Eines in Vardzias und dann eines hier in der Nikolaikirche des Klosters von Kintsvisi. Einige Anmerkungen zu Tamara: 1184 wurde sie mit 24 Jahren Königin. Da sie „nur“ eine Frau war, weigerten sich Adel und Klerus zunächst, in ihre Thronbesteigung einzuwilligen. Unter ihrer Regentschaft wurden Todesstrafe und Verstümmelung von Missetätern abgeschafft, die Gesetze modernisiert. Sie gilt als weise, gütige und gerechte Königin. So wird sie noch heute verehrt.

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Dieses wirklich beeindruckende Kloster wurde geht mit seiner Errichtung auf das 13. Jahrhundert zurück.

Von Kintsvisi zog es nun in das Tan – Tal (Tana =  ein Nebenfluss des Mtkvari). Auf dem Weg dorthin durchfuhren wir mehrere kleine Dörfer, kauften auf einem kleinen Markt wunderbar duftende Kräuter und frische Kartoffeln ein, erwarb georgisches Bier und eine Flasche Rotwein und genossen dann das wunderbar grüne Tal. Kirschen verkaufen und kaufen war übrigens „Männersache“:)

Auf der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht (Camping-Plätze sind in Georgien wirklich kaum vorhanden) stiessen wir auf eine Geburtstagsgesellschaft. Die 15- jährige Alina feierte  mit ihrer Familie und ihren Freunden. Wir bekamen sogleich auch Kuchen geschenkt.

 

Sonntag, 10.6.

Das Tana- Tal noch bis zum Ende durchzufahren machte aus unserer Sicht keinen großen Sinn, vielmehr fassten wir die Höhlenstadt von Uplisziche als Ziel ins Auge. Aber als wir ankamen traf uns fast der Schlag: Busse über Busse, Menschenmassen und schon von weitem konnte man sehen, wie überrannt dieser Punkt war. Es ist eben Sonntag und offensichtlich nutzen die Georgier diesen freien Tag mit Ausflügen gepaart mit ausgiebigen Picknicks. (Hier ist es üblich, Tische zu buchen, d.h. ein Anbieter stellt Picknicktische und -bänke gegen ein kleines Entgelt zur Verfügung, Essen und Getränke bringt man selbst mit – ein gern und viel genutztes Angebot).  Wir kehrten dem Ort den Rücken und fuhren direkt nach Tiflis (tblilisi). Ig hatte vorher schon recherchiert, welche Stellplätze es gab und so fuhren wir zielgerichtet über die Autobahn in die Stadt rein. Apropos Autobahn. Hier verfügt sie über Bushaltestellen und auch Fahrradfahrer können einem begegnen…

Die Stadt Gore haben wir nicht weiter besichtigt und auch auf das Stalin-Museum haben wir verzichtet.

Die Einfahrt in die Stadt Tbilisi hatte etwas von Ketcar- bzw. Auto-Scooter- fahren: 4 – 6 Spuren, allerdings ohne Spurlinien, und jeder fuhr so, wie es für ihn dass Beste schien. Schon eine gewisse Herausforderung! Dann über Einbahnstraßen und schon im Internet als enge und steile Zufahrt ausgewiesene Straße zum ersten Stellplatz – den es leider nicht mehr gab! Also den zweiten angesteuert, direkt an der Metehi Kirche. ein Parkplatz, der nachts zugeschlossen wird und den Riesenvorteil bietet, dass man einen wunderbaren Blick auf die Altstadt hat.

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Reiterstandbild von Griorgiros am Stellplatz

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Blick auf die Friedensbrücke

Der Rundgang durch einen Teil der Stadt wie auch die Stadtrundfahrt machten die Gegensätze, die in dieser Stadt sehr nah beieinander liegen, überdeutlich. Einerseits moderne Neubauten und andererseits dem Verfall preisgegebene Altbauten.

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Tbilisi wird in der Literatur nicht umsonst als Perle bzw. Paris des Ostens bezeichnet. Fährt man die großen vierspurigen Straßen rechts- und linksseitig des Mtkvari entlang, kann man schon das Gefühl bekommen, man sei an der Seine. Nimmt man dann noch die gut restaurierten Gründerzeitbauten dazu, wird das Bild stimmig.

Direkt unterhalb unseres Stellplatzes wartete noch eine Überraschung auf uns: Ein Teilstück der Berliner Mauer. Die Tafelunterschrift klärte uns dann auf!

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Wir beendeten den Tag mit einem vorzüglichen Abendessen mit Blick über die Altstadt, auf die Friedensbrücke und den Europaplatz. Beeindruckend auch das Parlamentsgebäude, dass eine Glaskuppel analog Reichstag in Berlin aufweist.

Leider muss man auch klar registrieren, dass sich  mit der Anbindung an den Westen und dem Interesse westlicher Großinvestoren die Altstadt zu einer Touristen-Souvenirmeile verändert hat. Es blinkt und leuchtet und Techno-beats die ganze Nacht. Der Preis für das Gefühl zu Europa gehören zu wollen?

 

Montag, 11.6.

Außenspiegelreparatur stand auf dem Plan! Die provisorische Reparatur von Ignaz hielt bis Tempo 70 km/h  ganz gut,  alles darüber hinaus führte zu einem Anklappen des Spiegels. Auf den Autobahnen und Schnellstraßen nicht gerade prickelnd. Bei jedem Überholmanöver Scheibe runter, Spiegel zurecht drehen usw. – Ignaz hatte eine Landrover Reparaturwerkstatt per Internet gefunden. Also Nichts wie hin und Spiegel reparieren lassen! Schön wär’s gewesen… wir haben die Werkstatt zwar gefunden, aber das Tor war fest verrammelt. Nachfragen mit Händen und Füßen ergab, dass der Monteur „im Hotel gegenüber schlafe“. .. Aber hilfsbereite Allroundhandwerker halfen uns und siehe da, mit mechanischen Dingen kennen sich die Georgier aus. Kein Wunder, gut 1/3 der Autos fahren ohne Kotflügel, manche auch ohne Kühlerverkleidung.  Eine zwingende Folge ihrer Überholtechniken???

Unser netter Monteur bekam nach einigem Hin-und Herfrickeln den Spiegel fest, wir zahlten 10 Lara (ca. 3 E€) und waren zufrieden.

Die Fahrt führte uns dann weiter in Richtung Kachetien zur großen Weinstraße. Unterwegs auf dem Weg nach Telavi entstand  die Idee, in den hohen Kaukasus nach Omalo (Bergdorf in ca 2050 m Höhe) zu fahren. Omalo gehört zu Tuschetien. Wie wir jetzt wissen, leben hier die Tuschen, die, aufgrund ihres Widerwillens gegen die zwangsweise Christianisierung, im 4. Jahrhundert vornehmlich aus Khevsuretien geflohenen Bergbewohner. Auch heute soll die Region noch reich an „Heiligen Orten“ (Khati) wie Hainen, Steinhaufen und ähnlichem sein.  Die Tuschen umgehen diese Orte, unkundigen Fremden wird diskret der „rechte Weg“ gewiesen. Während der Wintermonate sind die Menschen teilweise wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen. Die nur mit 4- Rad -getriebenen Fahrzeugen bezwingbare Wegstrecke ermöglicht den Zugang zu ihren Dörfern nur in den Sommermonaten. Zugegeben, dass reizte uns sehr, zumal eines der Dörfer als das „schönste“ in ganz Georgien im Reiseführer angepriesen war.

Wir machten Station an einer „Campside am river“! Der Platz erwies sich natürlich als eine Wiese, aber immerhin direkt am Bach und wirklich idyllisch gelegen. Goya durfte abends auch wieder die Rinderherden „begrüßen“. Er hat sie zu seinen persönlichen Feinden erklärt. Und dass diese auf sein Gebell und seine Aufgeregtheit nur mit glotzenden Kuhaugen reagieren versteht er schon mal gar nicht.

Nachts gab es ein gigantisches Gewitter, Donnergrollen und Blitze, die das Tal taghell erleuchteten.

 

Dienstag, 12.6.

Das Gewitter war vorbei, die Hunderunde mit Goya ergab einige Pfifferlinge und so gingen  wir frohen Mutes die Strecke nach Omalo an. Die Beschreibung stimmte. Schon nach ca 4 km ging es durch Bachläufe, über Felsplatten, immer an dem tosenden Bach entlang und natürlich als single road. Der Landi war klasse und im 1. Gang nahm er alle Hürden. Allerdings setzte nach 10 km Wegstrecke Regen ein. Wir besannen uns auf die Warnung, dass der Weg bei Regen nicht ungefährlich sei.

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eine noch harmlose Wegstrecke…

Die Vernunft siegte und wir kehrten um (wobei das Umdrehen mit dem Landi-Wendekreis ein Erlebnis für sich war…).

Wieder unten im Tal schauten wir noch einmal zurück und fühlten uns in unserer Entscheidung bestätigt.

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In den Dörfern konnten wir dem Überangebot an Aprikosen, Melonen und georgischen Käse nicht widerstehen. Die dörfliche Männergesellschaft  hatte ebenfalls etwas zu tun…:)

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Der Weg führte uns nun weiter über die Festung Gremi ( Gremi war die eigentliche Hauptstadt Kachetiens, durch König Giorgi II dazu erwählt), die aus dem 15. Jahrhundert stammt. Aus der Zitadelle, die schon restauriert ist, ragt die Erzengel-Kirche hervor, die über feine Fresken verfügt.

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Schließlich erreichten wir Gurjaani! Hier hatten wir uns einen Familienbetrieb der Weinproduktion herausgesucht (Gurjaani Weinhaus) und hatten Glück: der Eigentümer machte uns trotz seines freien Tages auf und erklärte uns die traditionelle georgische Weinproduktion.

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Im Fußboden die Einlässe für die Kvevris

Der Saft der Trauben, die hier immer noch traditionell mit den Füßen gestampft werden, wird in den in die Erde eingelassenen Riesentongefäßen (Kvevris) gelagert. Zum Reinigen der Gefäße steigt man in diese hinein.  Wenn dieses bei den kleineren Kvevris nicht möglich ist, benutzt man Kirschbaumrinde.

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Der Rotwein der Saperavi Rebe ( der Ursprung geht 200 Jahre zurück) hatte es uns angetan:)!  – Und ist der Landi noch so klein, zwei Flaschen passen doch hinein.-

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Mittwoch, 13.6.

Der Vashlovani Nationalpark! Wer kannte diesen Namen? Wir auch nicht…!

Ganz im Südosten Kachetiens und damit Georgiens gelegen, an die Aserbaidschanische Grenze anstoßend und als Schutzgebiet auf 20 000 Hektar ausgewiesen, interessierte uns diese Region  sehr. Zumal die Aussicht auf Steinadler und Gänsegeier  – allerdings auch Schlangen – bestand.  Um eine Besuchsberechtigung zu erhalten mussten wir nach Dedoplistskaro fahren (die Straße dorthin überraschend neu und perfekt asphaltiert) und dort das Haus der Natur aufsuchen. Mit Hilfe eines freundlichen Taxifahrers, der uns den Weg vorfuhr, waren wir erfolgreich und  und  konnten ein Permit für einen Aufenthalt von zwei Tagen erwerben. Die Prozedur  war wegen der sprachlichen Barrieren nicht einfach, aber sie gelang. Auch Goya durfte mit! Nachdem unsere Pässe und der Kfz-Schein gescannt waren und wir 28 Lari bezahlt hatten waren wir im Besitz der erhofften Zugangsberechtigung.

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Für die Orientierung war gesorgt:)

Die Zufahrt zum Schutzgebiet erfolgte über ca 30 km schnurgerader aber nichtsdestotrotz mit einer Unzahl von teilweise auch reichlich mit Wasser gefüllten, tiefen Schlaglöchern. Aufpassen, ausweichen bzw. gerade durch war angesagt.  Dann führte der Weg  in den äußeren Teil des Schutzgebietes. Statt schlechter Schotterstraße war nun offroad angesagt. Wir kennen Menschen, die zahlen für eine Off-Road-Tour viel Geld…  wir bekamen diese mit dem Permit inklusive.

 

Zwischendurch gab es eine Erfrischungspause.

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Nach ca 12 km kam der Vorposten des Schutzgebietes, dem wir frohgemut unser Permit zeigten. Sein Kopfschütteln konnten wir erst nicht deuten, aber dank Google Übersetzer stellte sich dann heraus, dass wir beim Kauf und der Registrierung doch zu deutsch gedacht hatten. Wir hätten nach dem Kauf erst noch zur örtlichen Polizeidienststelle gemusst und uns dort MIT dem Permit registrieren lassen müssen. Also versuchten wir es mit Bitten. Der nette Mensch bedauerte sein „Nein“ zwar sehr, aber wies immer wieder darauf hin, dass er nicht berechtigt sei uns den Zutritt zu gewähren. Auch der Hinweis bei der Polizeidienststelle anzurufen, unser Permit und die Passkopien per elektronischer Post zuzuleiten, wurde nicht akzeptiert. Er schlug vor, zurückzufahren, die Polizeiregistrierung vornehmen zu lassen und dann wiederzukommen…

Im Ernst, darauf hatte ich Null Bock. Das hätte insgesamt 84 km Weg bedeutet, davon 24 offroad und der Rest auch nicht ohne.

Also fuhren wir zurück und hatten wieder etwas dazugelernt: In Georgien reicht ein Stempel und ein Beleg nicht aus! Immer lieber noch einmal nachfragen, ob nicht noch mehr erforderlich ist.

Der Ausflug hatte sich aber trotzdem gelohnt, Stiglitze in Mengen, Adler, Schwarzstorch und eine unberührte Landschaft.

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Die  leergezogenen Häuser in den kleinen Dörfern zeigten einen ganz eigenen Weg der Nachnutzung!

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Wir fuhren den Rückweg eng an der aserbaidschanischen Grenze,  immer am Grenzfluss Alazani entlang.

 

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Die Straße war in unserer Landkarte gelb als Hauptstraße 171 markiert. Tatsächlich trafen wir wieder nach einigen Kilometern auf eine schlechte Schotterstrecke. Der Blick auf die Bergspitzen des aserbaidschanischen Teils des Kaukasus entschädigte uns für diesen Weg.

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Grenzfluss mit Blick nach Aserbaidschan

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georgische Seite

Müde wie wir waren fanden wir  einen schönen sehr ruhigen Stellplatz am Kornfeld mit Blick auf den großen Kakasus. Wie zum Ausgleich zogen zwei Adler ihre Kreise.

Wir genossen die Ruhe und die abendliche Stimmung. Geräusche gab es keine mehr, kein Windhauch, ein irrer Sternenhimmel wartete auf uns (Lichtverschmutzung war hier ein Fremdwort).

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der 7399’igste Sonnenuntergang, aber der musste sein

 

Donnerstag, 14.6.

Der Tag fing früh an, genau um 3.38 Uhr. Scheinwerfer in den Landi und barsche Stimmen…Georgische Soldaten hatten uns aufgespürt und versuchten uns klar zu machen, dass  wir dort nicht stehen dürften. Pässe und Kfz Schein zeigen, alles aus dem Dachzelt heraus..Goya, der wunderbar gehorchte und sein Bellen einstellte..Gegenseitiges Verstehen war nicht gegeben. Bis der eine Soldat einen,  1/4 der deutschen Sprache mächtigen, Kollegen anrief, der uns dann erklärte, dass wir in der Grenzregion nicht stehen dürften. Die Idee, unser Permit für den Vashlovani-Nationalpark vorzuzeigen, entspannte die Situation maßgeblich. Wir wurden aufgeklärt, dass wir am falschen Platz  wären, der Park weiter südlich läge,  dass es aber kein Problem sei, wir die Nacht dort  noch verbringen dürften, aber am nächsten Morgen den Ort zu verlassen hätten. Ignaz bestätigte, dass er verstanden habe und dann verließen uns die Soldaten mit einem freundlichen „Auf Wiedasähen“ und einem fröhlichen Lachen. Nun ja, wir waren ziemlich froh, dass die Angelegenheit so ausgegangen war und wir unsere Pässe wiederhatten.

Am Morgen nach dem Frühstück hatten wir dann erneut Besuch von zwei Soldaten. Ganz offensichtlich hatten sie den Auftrag zu prüfen, ob wir den Platz auch verlassen hatten. Deren Interesse an dem Landi war unübersehbar (gut Maschien). Als Sie gesehen hatten, dass wir schon zusammengeräumt hatten, boten sie Ignaz noch aus ihrer Trinkflasche Wasser an und zogen dann mit einem freundlichen „Guten Weg“ davon.

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Die Fahrt führte uns weiter an der Grenze entlang Richtung Tbilisi. Die in vollem Gange befindliche Getreideernte zeigte, dass auch uraltes Gerät weiterhin gut nutzbar ist.

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Wer sich die Frage stellt, wo die ganzen Handwerkerautos, die in Deutschland nicht mehr die Umweltnormen erfüllen, hingekommen sind, muss hier nur die Augen offen halten: Kleinlaster mit der Aufschrift Gas- und Heizungstechnik, Miele-Service und so weiter sind hier überall auf den Straßen zu sehen und erfüllen ihre Aufgabe.

Nach der Tour hatte der Landi eine Waschung nötig.

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Ig nutzte die Zeit, den 60 Jahre alten russischen Militärjeep, liebevoll  restauriert, zu bewundern.

Wir fuhren durch Tbilisi Richtung Mtskheta zur Jari-Kirche. Von ihrem Standort hat man einen wunderbaren Blick auf den Zusammenfluss der beiden Flüsse Mtkvari und Aragvi.

 

 

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Hier waren keine Fresken zu bewundern, dafür eine karge Schlichtheit, die nicht weniger beeindruckend war.

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Die Nacht wollten wir auf einer Wiese, neben einem als „Camp-Side“ -ausgewiesenen Picknickplatz verbringen. Zuvor trafen wir noch auf Sebastian und Anne aus Saarbrücken. Beide seit 2016 in der Welt unterwegs und mittlerweile professionelle Reiseblogger. Spannend!

Leider war die Nachtruhe nicht ungestört. Kurz nach Mitternacht Scheinwerfer und Blaulicht: Die Polizei forderte uns auf, die Wiese zu verlassen, es sei zu gefährlich….Wir sollten besser auf dem Parkplatz vor der Kirche stehen… für uns schwer nachvollziehbar, aber der Wille der Polizei….Also packten wir alles zusammen, fuhren die 1,5 km zum Parkplatz und verbrachten dort – genauso wie Anne und Sebastian –  den Rest der Nacht.

 

Freitag, 15.6.

Nach einem weiteren netten Gespräch mit Anne und Sebastian, Austausch der Adressen, nahmen wir das Dorf Shatli ( 2676 m hoch gelegen) als Ziel ins Visier. Wir hatten uns gegen die Georgische Heerstraße entschieden. Den Bericht über Khevsretien, in dem auch das Dorf liegt, fanden wir spannender.

Und nach relativ kurzer Fahrt erreichten wir das Aragvi Adventure Center, dass  sehr einem CP ähnelt. Kleine Hütten, direkt am Fluß gelegen, Duschen, Sanitärräume: diese Infrastruktur kam uns nach den letzten Tagen sehr entgegen.

Und die junge Familie, die das Center entwickelt und betreibt hat sicher den richtigen Riecher: In der Nähe von Tbilisi, gut zu erreichen wird die  junge, auch an fun interessierte Bevölkerung sicher zukünftig für den wirtschaftlichen Erfolg sorgen. Zumal es neben dem Spaß für die Großen auch einen Kletterwald und Spielplätze für die Kleinen gibt.

 

Samstag, 16.6.

Ein fast fauler Tag:) joggen (endlich mal wieder), immer am Fluß entlang, einfach schön! Ig eine große Runde gehen, mit drohendem Gewitter bewältigte er den Rückweg in einer Super Zeit:) und als Belohnung ein wunderbares georgisches 5 Gänge Menü:)

 

Sonntag, 17.6.

Miekes Geburtstag! Der Telefonversuch klappte leider nicht, aber die große Maus ist heute 10 Jahre alt geworden!!

Wir packten die Strecke nach Shatili an. Dazu ging  es über eine Schotterstraße, die sich bald zu einem Schotterweg entwickelte, immer am Aragvi River entlang. Von dem Campingplatz bis nach Shatili sind es ca 90 km. In Baarisakho, ein bis auf vielleicht 20 Einwohner verlassenes Dorf verfügt über ein kleines Geschäft, in dem wir uns vorsorglich noch mit Keksen eingedeckt haben. In 2676 m überquerten wir den Bärenkreuzpass (nur von Ende Mai bis Anfang September begeh- bzw .befahrbar)..

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Goya auf Reisen

Vorher waren wir von Hängen mit gelben blühenden Rhododrenden fasziniert.

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Auf dem Pass trafen wir drei Georgier, die uns sofort zum Essen einluden. Da aber ein kräftiges Gewitter aufzog, entschieden wir uns zur Weiterfahrt.

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Bärenkreuzpass 2676 m

Der einsetzende Hagel und Regen gab uns recht. Für die gut 20 km bis Shatili benötigten wir dann auch gut 1 Stunde.

Gegen 16.30 erreichten wir Shatili. Und lernten Steven und seine Frau sowie Kate kennen, die von Südafrika kommend Georgien mit ihren bikes bereisen. Die Besichtigung des Dorfes haben wir uns für morgen  aufgehoben.

 

Montag 18.6.

Der frühe Vogel fängt den Wurm, wie wahr! Um 7.00 morgens hatte ich die erste Möglichkeit Fotos mit Sonnenschein von dem alten Dorf zu machen.

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Shatili ist berühmt für seine aus massiven Schieferplatten aufgeschichteten Häuser/Festungen . Das Dorf als Ganzes ist eine Burg. Über dem Dorf schichten sich 68 Wehrtürme auf, die auf das 6. Jahrhundert zurückgehen.

Die Architektur ist beeindruckend, alle Wehrtürme waren irgendwie miteinander verbunden. Selbst Rundbogen über den Fenstern hat man mit dem Schiefer gestaltet.

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Heute leben im Winter nicht mehr als 15 Personen dort. Aber es gibt ein Gästehaus und ein kleines Hotel.

Apropos Vogel….:

Nach dem Frühstück entschlossen wir uns die noch ca 12km bis Mutlo  (1600 m hoch gelegen) zu fahren. Ebenfalls ein altes Wehrdorf, aber seit ca 100 Jahren komplett verlassen. Seit 2014 wird es von dem Government restauriert. Der Weg führt immer dicht an der russischen Grenze entlang, durch ein wirkliches Bilderbuchtal und eng am Andaki entlang.

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Mutlo selbst erreichte ich über einen engen Bergpfad, ca 100 Höhenmeter über dem eigentlichen Tal gelegen. Ig versuchte den Pfad, aber nach der Hälfte  wurde es zu riskant. Aber immerhin, es ging schon etwas!!!

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Blick nach Tuschetien

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Auf der Rückfahrt hielten wir am Anatoris Jvari Shrine an. Direkt in der Ecke von Georgien und Russland (Tschetschenien) ist dieser Ort gelegen. Wir konnten uns die dort liegenden menschlichen Knochen nicht erklären. 2 Studis aus Jena sind da am forschen. Auch google konnte bisher nicht weiterhelfen. Haben wir wohl eine Aufgabe für zu Hause.

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IMG_3689Obwohl uns ein etwas mulmiges Gefühl beschlich…hatte der Ort auch etwas mystisches! Eine Bibel, die auf den ersten Blick wie eine echte aussah, bei näherem Hinsehe sich aber als aus Stein gefertigt erwies.

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Konsequenterweise ist auch der Friedhof in Shatili im Stil des alten Dorfes gehalten.

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Bemerkenswert auch, dass die Khevsureten auch heute noch ihre Riten und Lebensweisen teilweise aufrecht erhalten, auch wenn die meisten die Wintermonate in den Tieferen Lagen verbringen.

Dienstag, 19.6.

Heute Nacht hatten wir ein Zimmer in einem der alten Wehrtürme in Shatili gebucht. So ganz das Gefühl des besondren Ortes auskosten. Außerdem gab es dazu ein hervorragendes Abendmenü. Und die Sanitäreinrichtungen stimmten auch, heißes Wasser in den Duschen! Kosten inklusive Frühstück (mit Pfannkuchen) 60 Lari pro Person.

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Wir brachen recht früh auf, um den Rückweg anzutreten, wussten wir ja, welche Herausforderung im Pass auf uns warteten.

Aber zunächst genossen wir die wirklich wunderbaren Blumenwiesen, faszinierend wie sich die Ansiedlung der unterschiedlichen Pflanzen von Tal zu Tal veränderten.

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Und natürlich begleiteten uns die Kühe, die eine stoische Ruhe ausstrahlen.

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Den Pass bewältigten wir ohne Gegenverkehr aber mit vielen Schafherden.

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Ganz große Freiheit für die Tiere, aber für die Schäfer ein hartes Leben. Als Unterkunft dient ihn lediglich eine blaue Plane.

Weiter ging die Fahrt  über Aragvispiri, Odzisi, Iogoeti auf die Autobahn Richtung Gori, Stalins Geburtsort. Dabei liessen wir die Grenze nach Süd- Ossetien seitlich liegen. Es ist schon irre, Georgien ist wirklich ein kleines Land und immer stößt man an Grenzen! In einem kleinen Ort ließen wir mal wieder den Landi waschen, er hatte es nach der Tour in den Hohen Kaukasus bitter nötig. So sauber war er wohl noch nie. Der „Chef“ wollte gar nicht von dem Auto lassen und konnte es kaum verstehen, dass wir ihn nicht auch noch umfänglich innen reinigen lassen wollten.

An Gori vorbei zog es uns dann in die Richtung das Tal des Acharistskali. Dazu folgten wir der S 1 Richtung Kutaisi. Die Stellplatzsuche erwies sich entlang dieser Schnellstraße als etwas schwierig, aber schließlich fanden wir bei einer kleinen Häuseransammlung die Möglichkeit auf dem Fußballplatz zu stehen, gemeinsam mit Kühen und Schweinen, bewundert von den Dorfbewohnern.

 

Mittwoch, 20.6.

Zum Frühstück begrüßten uns die Kühe und Schweine, ein echtes Bullerbü…

Wir fuhren durch Kutaisi (die vorhandene Autobahn war nur in der entgegengesetzten Richtung freigegeben, so dass uns  die Stadtdurchfahrt nicht erspart blieb).

Auf dem Weg dorthin befanden wir uns in der Gegend der Tonbrennereien, die auch immer noch die großen Weingefäße für den Reifungsprozess herstellen.

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Und dann ging es in die Berge. Die 74 führte uns wieder auf ca 1600 m Höhe des  kleinen Kaukasus. Bewaldete Hänge – urwaldähnlich – Rhododendren und natürlich (!) Knabenkraut in Mengen.

Wir hatten einen prima Stellplatz und Goya fühlte sich labradorwohl.IMG_3770

Das Gewitter verbrachten wir unter der Markise. Es goss mal wieder aus Kübeln.

Donnerstag, 21.6.

Um nach Kuhlo (in der autonomen Republik Adscharien liegend – die Wurzeln der Autonomie reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück -) zu gelangen, mussten wir zwei Pässe passieren. Zunächst führte uns die Asphaltstraße in gefühlt oxtrillionen Kurven und Serpentinen auf 2050 m Höhe.

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Das auf der Passhöhe liegende Dorf Bakhmaro (bekannt für seine Mineralwasserquellen) erstaunte uns mit einer regen Bautätigkeit. Offensichtlich greift hier langsam der Tourismus.

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Nachdem wir dem von maps me angezeigten Abzweig gefolgt waren, hatte es sich dann auch mit der Asphaltstraße. Klamotten, Schotter, loses Geröll und  Felsbrocken. Wir schauten uns fragend an…(sollten wir, oder doch besser umkehren???) Der uns zufällig begegnete Touristguide machte uns klar, das die Strecke so bliebe, sie aber nicht schwierig sein. Er bräuchte mit seinem mit 4 Personen besetzten Jeep ca 4-5 Stunden bis nach  Kuhlo…

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Zur Sicherheit (echt klasse) gab er uns noch seine Mobilfunknummer und weiterhin  den Tipp, weiter oben am Pass die linke Piste zu nehmen. Sie käme wieder mit der rechten zusammen???Erklären konnten wir uns das nicht, aber es sollte sich später zeigen….

Auf Zurückfahren hatten wir wenig Lust. Wir bunkerten noch einmal Wasser und machten uns an die Auffahrt auf ca 2500m Höhe bei Sakulaperdi. Bereits nach ca 300 m mussten wir das erstmal die Untersetzung einlegen. Danke an das Training in der Lausitz!!! Im 1. Gang und immer wieder einmal mit Untersetzung erreichten wir nach einer Flußdurchquerung den Pass. Und dann erklärte sich auch der Tipp des Guide in Bakhmaro: Die rechte Piste war komplett noch von den Resten einer Lawine versperrt. Die Landschaft war einfach faszinierend. Der Weg hatte sich auf jeden Fall gelohnt.

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Wir trafen auf die Bergbewohner, die doch einigermaßen erstaunt waren, einen deutschen Jeep zu sehen. Sie waren sehr sehr freundlich und luden uns sofort auf einen Kaffee, hochprozentigen Trester aus der Colaflasche und einen Imbiss ein.

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Die sprichwörtliche georgische Gastfreundschaft.

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Nachdem wir uns im „Magasin“, das extra für uns aufgeschlossen wurde, noch mit Brot und Eiern versorgt hatten, machten wir uns weiter auf den Weg. Wie nicht anders zu erwarten, blieben die „Straßenverhältnisse“ so wie bisher. In unserer Landkarte war dieser Bergweg übrigens als normale Straße eingezeichnet…

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Blick zurück

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Goya genoss die Schneefelder, eine willkommene Abwechslung für seinen Rückentanz. Wir genossen die Fahrt, die wunderschönen Bergblumen – Pflanzen die wir in unseren Gärten haben, wachsen hier in Mengen – und freuten uns auch an ihm:

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IMG_8091Gegen ca 15.00 Uhr – und schon ein gutes Stück aus demPass heraus – beschlossen wir, in der Bergregion für die Nacht zu bleiben.

Ignaz gratulierte mir und meinte, ich hätte heute mein Landi-Diplom gemacht.

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Die Bergkette im Hintergrund gehört schon zur Türkei

Abends zog wie gewohnt ein Gewitter auf (ich war schon froh, aus dem eigentlichen Pass heraus zu sein, bei den hier üblichen Starkregen wäre so eine Schotter-/Fels-/Sandpiste mit den Steigungen und Gefälle sicher ein „besonderes Erlebnis“.

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sucht den Landi, unser Stellplatz…!

 

Freitag, 22.6.

Das Gewitter hatte uns verschont. Wir füllten noch die Wasserkanister an der Mineralwasserquelle und machten uns dann an die letzten 10 km des Passausläufers. Die Berglandschaft ähnelte jetzt sehr dem Allgäu, nur die am Rande stehenden Autos, Die Beladung  und manche Hausbauten machten klar, in welcher Gegend wir uns befanden.

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IMG_3829Hier findet jede Art von Baustoffen ihre Verwendung. Und die alten russischen LKW’s, die offensichtlich in Privatbesitz übergegangen sind, erfüllen bei diesen Straßen und Pisten hervorragend ihre Aufgabe. Wir staunten gestern nicht schlecht, als uns in 2300 m Höhe ein solches Vehikel, beladen mit zwei Riesenbaumstämmen (jeder einen Durchmesser von ca 1,00 bis 1,10 m !!) langsam  aber stetig nachkam. Wohlgemerkt, ich nutzte teilweise die Untersetzung,….! Wir wunderten uns auch nicht mehr, als wir den 5 l Kanister Öl auf der Stoßstange sahen, mit einem Schlauch direkt in den Motorrad:)

Das Ziel war zunächst Kuolo, das Städtchen, das sich über mehrere Berghänge erstreckt und für seine noch in sowjetischer Zeit erbaute Seilbahn bekannt ist. Wir verzichteten auf eine Fahrt in das gegenüberliegende Dorf Tago und kauften lieber frisches Obst und Gemüse ein und besichtigten die kleine aber feine Galerie mit örtlicher Kunst.

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Bauern verkaufen ihren angebauten Tabak

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Ab jetzt fuhren wir wieder Asphaltstrecke, die uns durch das Tal des Acharistskali führte. Wer glaubt, dass jetzt entspanntes Gleiten des Autos angesagt war, wurde eines Besseren belehrt: die linke Fahrbahnseite (also unsere) war wiederholt durch plötzliche Schlaglöcher von bedeutenden Ausmaßen gekennzeichnet. Erhöhte Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, jederzeit! scharf abzubremsen, waren gefragt.  Das Tal selbst, dass uns bis nach Batumi führen sollte, wird durch rege Bautätigkeit drangsaliert. Die Überlandstrommasten werden erneuert und damit einher geht ein reger LKW-Verkehr.

Zum Übernachten nutzten wir einen Abstecher in den Machakhelja Nationalpark und fanden bei einem Fischrestaurant (frische Forelle und in einer tollen Marinade eingelegte Kebab)

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direkt am Bach einen prima Nachtplatz. So ganz nebenbei konnten wir das traditionelle Fischen beobachten.

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Goya fand das Wasser natürlich super und fand auch jede Menge Stöcker, die er „retten“ musste.

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Samstag, 23.6.

Heute fuhren wir nach Batumi, aber zuvor bewunderten wir die mittelalterlichen Bogenbrücken, die es vor allem in dieser Gegend gibt.

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Ca 20 km später hatte uns der Trubel von Batumi eingeholt. An die irre Fahrweise hatte ich mich nur teilweise gewöhnt…Autoscooter mit  vielen PS unter der Haube hat eben immer noch etwas..

Wir fanden einen guten Parkplatz direkt im Zentrum.

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Kaum hatten wir uns auf den Weg gemacht, holte uns ein Gewitter mit Regengüssen ein. Vom Meer geschweige den dahinterliegende Bergen war Nichts mehr zu sehen, also kehrten wir erst einmal in ein Restaurant ein und versüssten uns das Warten.

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der aufmerksame Kellner sorgte dafür, dass die Autos nicht durch die Pfütze rasen konnten und verhinderte damit erfolgreich unsere Regendusche

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Kaum war das Gewitter vorbei wurde es sommerlich heiß. Batumi: Der Name soll sich vom griechischen „limen bathys“  = tiefes Gewässer herleiten. Und tatsächlich sind die  natürlichen Gegebenheiten für einen Hafen geradezu prädestiniert. Die Russen bauten Batumi zum wichtigsten südlichen Schwarzmeerhafen aus (nachdem im früheren Zeiten Phönizier, Griechen, Römer und Türken den Ort frequentiert hatten). Durch die von Baku nach Batumi verlegte Erdölpipeline kam es zu einer weiteren Aufwertung des Hafens und damit natürlich auch zu entsprechenden Einnahmen der Stadt.  Unsere Erkundung Batumis zeigte, dass es sich wirklich um eine prosperierende Stadt handelt.  Der Investitionsboom lässt Städte wie Tbilisi und Kutaisi (die heimliche Hauptstadt, die davon träumt, dass der Parlamentssitz zu ihr verlegt wird) erblassen. Alt und neu bieten einen ganz besonderen Reiz. An der Strandpromenade, die komplett neu gestaltet wurde, findet sich der bekannte Alphabetturm mit allen 33 Buchstaben des georgischen Alphabets.

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Gleich daneben steht die 2010 von Tamara Kwesitadse geschaffene Skulptur von Ali und Nino, eine Huldigung an  den Roman von Kurban Said – ein Pseudonym –  (einer Liebesgeschichte zwischen der Georgierin Nino und dem Aserbaidschaner Ali, die während des 1. Weltkrieges in Baku beginnt und mit dem Sieg der Roten Armee einige Jahre später im Bürgerkrieg endet. Sehr lesenswert.

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In der Altstadt findet sich dann neben klassizistischen Bauten auch ganz Altes, teilweise noch dem Verfall preisgegeben und neu geschaffenes , wie z.B. die neuerbaute Piazza.

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die Piazza

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Deckengewölbe an der Piazza

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die Strandpromenade vom Wasser aus gesehen

Wir waren von dieser quirligen Stadt sehr angetan. Sie strahlt eine ganz eigene Atmosphäre aus und konnte sich gerade in den Altstadtgassen auch den Charme der Vergangenheit erhalten.

Die Hitze in der Stadt (Goya wollte eigentlich immer nur zum Meer)  trieb uns dann aber doch in Richtung Grenze zur Türkei. Die 18 km waren schnell zurückgelegt und dann war Abwarten angesagt. Ignaz musste die Grenze zu Fuß überqueren und ich stand mit Goya im Auto ca 1,5 Stunden an, ohne dass sich etwas bewegte. Zuvor hatten die Georgier die Ausreise ganz schnell abgehandelt. Aber schließlich war auch das geschafft, Ig konnte ich in der Türkei wieder aufnehmen und wir konnten zusammen die Fahrt fortsetzen.

Die Fahrt entlang des Ostteils der Schwarzmeerküste bestätigte das zuvor Angelesene: Eine Autobahn, zwar neben dem Gebirge immer direkt am Meer entlangführt, aber durch Industrieansiedlung geprägt ist. Wir fuhren deshalb noch bis Trabzon und schlugen uns dort in die Berge. Hinter Maçka fanden wir beim Sumela Restaurant einen kleinen Campingplatz.

 

Sonntag, 24.6.

Sonntag und  ein ausgezeichnetes türkisches Frühstück!  Das Kloster Sumela hatten wir uns für heute vorgenommen. Es liegt  hoch an und auf einem Felsen gebaut (es erinnert irgendwie an Butan) über dem Tal des Altindere. Eine Legende besagt, dass ein Marienbildnis, das der Evangelist Lukas geschaffen haben soll, von Engeln aus einem kleinen Kirchlein in Athen in eine abgeschiedene Felsspalte des Pontischen Gebirges gebracht wurde. In einer Vision sollen zwei Mönche ( Barnabas und Sophronios) den Aufenthaltsort entdeckt haben, die Ikone aber nicht nach Athen zurückgebracht sondern vielmehr einen Schrein um das Bildnis herumgebaut haben. Zukünftig sollen sie  es als „Heilige Maria vom Schwarzen Berg “ = Panagia Sumela verehrt haben. Das Kloster soll im Jahr 385 gegründet worden sein.

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Wir hatten gelesen, dass viele der Innenräume durch Kritzeleien beschädigt seien, insofern entschädigte uns dieses Wissen für die Tatsache, dass wir uns den Weg umsonst gemacht hatten. Das Kloster ist wegen Restaurierung für ca 2 Jahre geschlossen. Schade!!

 

Montag, 25.6.

Geplant starteten wir um 9.00 Uhr und wollten die Strecke bis nach Sinop (ca 500 km) bewältigen. Die Beschreibung der kleinen Küstenstadt hatte uns gereizt und außerdem hofften wir auf einen schönen Strand und ein paar Tage ausruhen und relaxe. Zunächst begleitete uns ein dauerhafter Nieselregen. Aber die zweispurig ausgebaute Strecke (die Herausforderungen bestanden nur in den plötzlichen rechts anhaltenden Dolmus und den plötzlich auftauchenden Ampeln) stellte keine besonderen Anforderungen.quellen. Nach Samsun (noch ca 150 km von Sino entfernt) war die Gegend dann auch wieder mehr von Landwirtschaft geprägt: Haselnuss- und Reisanbau sind in dieser Region die wesentlichen Erwerbsquellen.  Nach einer ausgiebigen Pause erreichten wir gegen 18.00 Uhr den CP marti, direkt am Strand gelegen, Wiese und saubere Sanitäranlagen. Freiheit auch für Goya, der sich ziemlich sofort mit einer Hündin anfreundete. Die größte Überraschung aber war es die Franzosen, die wir schon zweimal getroffen hatten (in Sultanhani und Göreme), erneut zu treffen. Sie waren die vergangenen 4 Wochen ausschließlich in der Türkei unterwegs. Außerdem lernten wir Lukas und Barbara kennen (Schweizer). Lukas ist als Botschafter für die Schweiz in Georgien tätig, beide planen sich dort auch niederzulassen. Möglicherweise sieht man sich in Georgien wieder um vielleicht auch gemeinsam weitere Touren anzugehen….

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Dienstag, 26.6.

Ein prima Platz, große Freiheit für Goya, der sich gleich morgens drei Hunden angeschlossen hatte und es offensichtlich genoss, mit denen schon einmal einen Strandrundgang zu machen..

Heute stand Wäsche waschen auf dem Programm, mal nicht mehr im Bach sondern mittels einer Waschmaschine:) und ansonsten lesen, schwimmen und eine Runde joggen.

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nach getaner „Arbeit“…:)

Mittwoch, 27.6.

Tagsüber genossen wir den menschenleeren Strand.

Zum frühen Abend fuhren wir mit dem Dolmus nach Sinop (Provinzhauptstadt), erkundeten ein wenig das Fischerstädtchen mit seiner alten Stadtmauer.

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Anschließend speisten wir ausgezeichnet im Okyanus Fish Restaurant (sehr zu empfehlen). Das Deutschlandspiel gegen Südkorea und sein Ausgang konnte uns das wirklich delikate Fischgericht nicht vermiesen.

Zurück auf dem CP lernten wir Vincent und Moritz kennen, zwei Studenten, die auf dem Weg nach Georgien waren  und hier  Zwischenstation machten.

 

Donnerstag, 28.6.

Ein weiterer Tag auf dem CP. Der Tag geht mit Schwimmen (der Salzgehalt des Schwarzen Meeres ist sehr gering), lesen und einer Joggingrunde auch gut vorbei:)

 

Freitag, 29.6.

Heute ist Schluß mit Faulenzen, wir machten uns auf den Weg nach Gideros, ein kleines Dorf 260 km westlich gelegen. Aber was für eine Strecke: Kurven über Kurven, Buchten über Buchten, die alle ausgefahren werden mussten… Aber eine herrliche Umgebung- urwaldähnlicher Wald, Steilküste, und immer wieder der Blick auf die Buchten. Um zwischendurch zu entspannen, kauften wir mal wieder Obst und Gemüse ein, ein Markt war schnell gefunden!

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Und schließlich erreichten wir das kleine Kaff und das wirklich kleine aber sehr feine Fischrestaurant. Neben gutem Essen war die Lage einmalig.

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Samstag, 30.6.

Safranbolu gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und wird als Perle der pontischen Kleinstädte bezeichnet. Da  sie ca 90 km von der Schwarzmeerküste im Landesinneren liegt lag zunächst die Bucht von Kurucasile auf dem Weg. Ein idealer Platz zum Frühstücken and by the way konnten wir uns auch von der hier immer noch gepflegten traditionellen Bootsbaukunst überzeugen.

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Nach einigem „small talk“ mit den Dorfbewohnern, die allesamt ihre Sprachkenntnisse über „Bonjour Madame“, „Hallo guten Morgen Allemagne“ und „Günaydin“ zusammensuchten, und einem erfrischenden Bad steuerten wir Amasra an.

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Zu erreichen war Amasra über die weiterhin sehr kurvenreiche und leider nicht immer gute Straße, aber die Landschaft söhnte uns aus.  – Rechts eine Bucht, links eine Bucht und dazwischen liegt das Städtchen. Malerisch. Auf der gerade einmal 200 m breiten Landzunge konnten wir die Wehrmauern aus der byzantinischen-genuisischen Zeit bewundern.

Zur Geschichte ist zu sagen, dass Amasra mit seiner Gründung wohl auf das 6. Jahrhundert v. Chr. zurückgeht. Damals trug die Stadt noch den Namen Sesamos. Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. trug sie den Namen der persischen Prinzessin Amastris (Gemahlin des Fürsten Dionysos von Herakleia – dem heutigen Eregli).

Vereinzelt finden sich auch heute noch alte Holzhäuser.

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Gegen Mittag nahmen wir dann die Fahrt in das Landesinnere auf. Eine sehr reizvolle Landstraße durch tiefe Wälder, immer an einem Flussbett entlang führte uns langsam aber stetig auf ca 1000 m Höhe. Und wieder einmal erwischte uns ein Gewitter, dass mit Starkregen einhergehend mit Hagelschauern zum Anhalten zwang.

Schließlich erreichten wir Safranbolu. Einst lag die Stadt an einer der wichtigsten Handelsrouten von Zentralanatolien zum Schwarzen Meer. Heute prägt der Tourismus die Stadt, ist es doch gelungen, den Osmanenstil der Gebäude zu erhalten bzw. zu restaurieren (viele private Geldgeber , meist Intellektuelle sollen das ermöglicht haben). Die vielen alten Villen (Konaks) im Fachwerkstil vermitteln einen Eindruck vom ehemaligen Reichtum der Stadt, war sie doch früher von Safranfeldern umgeben (der Name sagt es).

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Der Gang durch den Basar machte die Kupfer- und Schmiedekunst deutlich, und nahm uns ordentlich gefangen.

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Nachdem wir den Schlafplatz auf dem CP des Kadioglu Hotels aufgesucht hatten (die Duschen und Sanitärräume des Hotels konnten mit genutzt werden., allerdings musste man den Weg über die Straße nehmen – aber da gibt es Schlimmeres:) machten wir uns erneut zu einem Abendrundgang durch die Altstadt. Zunächst suchten wir die Karawanserei Cinci Han auf. Errichtet um 1685 für reisende Händler dieses Teils der Seidenstraße dient sie heute als Hotel.

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Im Abendlich hatte der Ort seinen ganz besonderen Reiz. Wir suchten die Safranstände heim und fanden auch noch eine traditionelle Fladenbrotbäckerin. Das Brot schmeckte  mit Käse- und Spinatfüllung und Ayran dazu ausgezeichnet.

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findet Ignaz…:)

 

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Sonntag, 1.7.

Die Nacht war in dem ersten Teil erfüllt, von nicht unbedingt schöner dafür aber um so lauterer Feiermusik, es war eben Samstag Abend. Aber irgendwann hatte uns der Schlaf in unserem Dachzelt doch übermannt, sodass wir heute morgen frisch erholt die Tour zurück zum Schwarzen Meer angehen konnten. Wir wählten dazu den Weg über die Schnellstraße vorbei an Bolu, passierten ein wirklich riesiges Stahlwerk (die Waggons der Lokomotiven sahen im Verhältnis zu den Gebäuden wie kleine Modelleisenbahnen aus), ließen Düzce links liegen und erreichten bei Akçakoca wieder die Küste. Ein Badestopp und dann wollten wir den empfohlenen CP aufsuchen. Nur leider gab es den nicht mehr(:

Deutschsprachige Taxifahrer wiesen uns aber darauf hin, dass im weiteren Verlauf der Küstenstraße ein Platz nach dem nächsten käme.

In der Tat fanden wir nur ca ca 15 km weiter einen einfachen sowohl sonnigen als auch schattigen Platz.

Kaum waren wir angekommen, wurden wir von einer Großfamilie nicht nur zum Tee sondern gleich auch zum Abendessen eingeladen. Google Übersetzer erleichterte die Kommunikation ungemein:).

Gegen 20 Uhr verließen sämtliche Besucher den Platz und wir hatten das ganze Areal für uns!

 

Montag, 2.7.

Der Platz und das Meer waren so herrlich, dass wir uns kurzfristig entschieden, einen faulen Badetag einzulegen. Goya hatte sich mit der 1-jährigen Hundedame Maja angefreundet und ging mit ihr am Strand seine eigenen Wege:)

Beim Frühstück erinnerten wir uns sehr an die Baltische Ostseeküste, dort hatten wir mit Uschi und Kuddel vor einigen Jahren ähnlich herrlich gestanden.

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Wir lernten eine Berliner Familie (Anja und  Benjamin mit ihren Söhnen Lennard und Klaas) kennen, die seit Ostern  mit ihrem Wohnmobil auf Tour sind  und auch Georgien als Ziel haben. Wir tauschten Tipps aus, da sie mehrere Wochen in Albanien waren und für uns dieses Land auf der Rückroute liegt.

So ganz nebenbei gab es natürlich auch wieder Sonnenuntergänge:):) – mit und ohne Lametta:)

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Dienstag, 3.7.

Gegen 9.30 hatten wir unseren Kram zusammengepackt und machten uns auf den Weg zur Marmarisküste. Wir fuhren weiter an der Küste entlang, wobei die Straße sich schon ziemlich bald (Richtung Kandira) in das Landesinnere schlängelte. Große geschlossene Mischwaldflächen unterbrochen von Haselnussplantagen begleiteten uns. Wir fuhren an Sile vorbei und hielten uns dann Richtung Kilyos, um den Horrorverkehr von Istanbul zum umgehen. Das gelang weitestgehend. Einige Male stand heute „verfahren “ auf dem Programm. Die Suche nach einem CP (im maps put waren diverse eingezeichnet) gestaltete sich schwierig, weil man jeweils, um einen anzufahren die Seite der Schnellstraße wechseln musste. Und das ging immer nur so alle 3- 5 Kilometer. War ein wenig nervig, aber schließlich fanden wir einen kleinen Platz, belegt mit türkischen Dauercampern. Direkt am Strand, die uns fröhlich begrüßten und natürlich sofort eine deutschsprachige Camperin holten.

Das Meer hatte hier eine lange flache Zone, für Ig bedeutet das, etwas lange im Wasser zu laufen – nicht ganz so optimal. Und leider war der Strand auch nicht so sauber. Aber morgen wollten wir ja sowieso gleich weiter. Bei unserem Abendspaziergang entdeckten Goya und ich noch einen – leider – toten Schweinswal.

 

Mittwoch, 4.7.

Griechenland war für heute als Ziel angesagt. Unterwegs konnten wir uns davon überzeugen, dass die beste Werbung immer ein „echter“ Hingucker sein muss:)

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Die Sonnenblumenfelder zeigten uns deutlich, dass wir schon einige Wochen unterwegs sind. Auf der Hinreise waren die Pflanzen gerade erst aus der Erde getrieben, nun standen sie in voller Blüte. Und die westliche Marmarisregion ist ganz offensichtlich Sonnenblumenland.

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Bis zur Grenze waren es noch ca 80 km. Die Ausreise (drei Autos vor uns) ging so etwas von reibungslos, mit einem freundlichen Gruß und wir sollten doch bald wiederkommen. Bei der Einreise nach Griechenland mussten wir eine kurze Zeit warten, konnten dafür aber bei einem Auto vor uns die Arbeit des Drogenhundes beobachten. Anschließend durften wir und auch Goya ohne Kontrolle wieder in die EU einreisen.

Für die Nacht suchten wir bei Mandra einen Camping municipal auf. Dieser liegt direkt am Strand, sehr sauber und hundefreundlich. Wir waren die einzigen deutschen Besucher, umgeben von Familien aus Bugarien. Kein Wunder, die bulgarische Grenze ist nur ca 60 km entfernt.

Auch hier ein langer flacher Uferbereich mit der Konsequenz, dass das Wasser dort auch gut aufgewärmt war. Aber nach ca 150 m konnte man dann schwimmen. Ein idealer Ort für Familien mit kleinen Kindern!

Zuvor hatten wir noch Xanthi angesehen und in dem dortigen Basar Fisch und Skampis eingekauft.

Die abendliche Joggingrunde ergab noch einen schönen Überblick über die Bucht.

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Donnerstag, 5.7.

Heute morgen wurden wir durch das Klappern der Störche geweckt.

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Für heute hatten wir uns eine große Tour vorgenommen, wir wollten möglichst nah an die Albanische Grenze heran.

Der Weg führte uns wesentlich über die E 90 (und dank Navigon immer ohne Mautgebühr, d.h. immer einmal für eine kürzere Strecke abfahren) vorbei an der Halbinsel Athos, Thessaloniki, über Veria und Kozani. Bei Neapoli verließen wir die Autobahn endgültig und fuhren in die Berge, das Ziel des Grenzüberganges bei Sarantaporos vor Augen. Aber zunächst machten wir im Irgendwo Station für die heutige Nacht.

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lecker Fisch zum Abendessen, dank der Fischstände im Basar von Xanthi

 

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und nachts absolute Ruhe und ein Sternenhimmel, ganz ohne Lichtverschmutzung

 

 

Freitag, 6.7.

Zunächst führte uns der Weg noch ca 80 km durch eine fast unbewohnte Gebirgsgegend, das bedeutete Kurven!!!

Das hier in dieser Region noch Bären leben (an der E 90 waren wir auf die vom Griechenlandurlaub 2017 vertrauten Hinweisschilder getroffen) , konnten wir gut nachvollziehen, sie ist im Prinzip komplett unbewohnt. Und dann der Grenzübergang! Die Griechen setzten ohne Hinzugucken den Stempel in die Pässe und dann kam nach ca 300 m Niemandsland der albanische Grenzpolizist. Der netteste Grenzpolizist ever! „Besuchen Sie das erste mal Albanien?“ – „Ja:“ – “ Da wünschen wir Ihnen einen angenehmen Aufenthalt und kommen sie nächstes Jahr wieder!“

Die Weiterfahrt führte uns dann über eine single road durch eine atemberaubende Landschaft. Sie führte immer an dem glaskaren, türkisfarbenen Fluß Vjosa entlang.

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Die Landwirtschaft liegt ganz eindeutig bei Familienbetrieben. Heu wird noch von Hand gerecht und kleine Pferde, Maultiere und Esel sind die vierbeinigen Transportmittel. Auf der Straße begegneten  uns aber auch vereinzelt neue SUV’S, neben alten Mercedes. Und überall hieß es, „Deutschland gut“.

Der erste kleine Ort nach der Grenze war Përmet. Wir tauschten Geld, tankten (das Benzin ist teuer, ca 1,50 €) und kauften ein (die Lebensmittel sind wie in Georgien sehr preisgünstig) und suchten die Touristik Information auf. Leider konnte uns die sehr freundliche Mitarbeiterin nicht mit einer Albanienlandkarte weiterhelfen. Im Telekom-Laden kauften der noch eine SIM Karte und hatten damit unsere Grundausrüstung wieder hergestellt.

Der Weg führte uns von Përmet ca 7 km zurück zu den Thermalquellen von Banjat e Benjës.

Was für ein Ort! Kristallklares Wasser, Badewannenbecken und die Möglichkeit an diesem Ort auch zu übernachten. Was wollten wir mehr!

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ideale Bedingungen für Ignaz

Der Schwefelgeruch hielt sich SEHR in Grenzen. Goya und ich machten unseren Abendspaziergang durch die Schlucht, die sich wirklich in einen Canyon verwandelt. Die „Wanderung“ war für Goya optimal, mussten wir doch ganz viel durch den Fluß laufen.

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Auf dem Rückweg gab es – quasi als Belohnung – wir dann noch das Postkartenmotiv in realita!

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Leider gab es das kleine Restaurant hier an diesem idyllischen Ort nicht mehr, aber wir hatten ja beim Einkauf in Përmet vorgesorgt….!

Wir lernten noch zwei Tschechen kennen, die mit ihren 4×4 Pajero schon das dritte mal in Albanien waren und sehr gut deutsch sprachen. Dementsprechend hatten wir keine Kommunikationsschwierigkeiten.

 

Samstag 7.7.

Der Tag begann mit einem ausgedehnten Bad! Auf der Suche nach Landkarten- und Informationsmaterial fuhren wir nach  Këlcyrë, leider ohne Erfolg. Dafür gab es ausreichende Netzstärke und wir konnten einen Guide als ebook herunterladen.

Die Entscheidung fiel uns danach nicht mehr schwer, wir wollten zurück in die Berge! Also ging es ca 15 km retour und nach Përmet links ab in den Nationalpark.

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Parku Kombetar i Bredhit te Hotoves-Dangëlli

Die Strecke war dann wieder eine echte 4 x 4 road, auch wenn es ohne Untersetzung ging. Aber so ist es eben noch im Land der Skipetaren. Auch heute noch sprechen die Albaner gern von sich als Skipetaren (albanisch: Shqiptarët). Und wie wir gelernt haben umfasst das geschlossene Siedlungsgebiet der Albaner einen großen Teil des  Kosovo, Albanien und den nordwestlichen Teil Mazedoniens. In Albanien liegt ihr Bevölkerungsanteil bei 90 %. Die Kriegswirren der Vergangenheit lassen sich auch hier im Wesentlichen darauf zurückführen, dass die Albaner nicht über ein geschlossenes Siedlungsgebiet verfügten…auch hier wieder eine spannende und sich immer wieder wiederholende Geschichte der Vergangenheit.

Aber uns reizte die Natur. Und wer dieses sieht fühlt sich an Karl May erinnert.

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Nach gut 1,5 Stunden Rumpelstrecke mit wirklich herrlicher Berglandschaft sahen wir plötzlich einen Hinweis auf ein Café.

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Die sehr geschäftstüchtige Oma einer ansonsten landwirtschaftlich arbeitenden Bergfamilie wies alle vorbeifahrenden „Touristen“ auf ihr Angebot hin. Sie hatte mit ihrer Familie  einen wirklich netten Freiluftgastraum geschaffen und überraschte mit einem feinen Essen,  alles aus eigener Produktion.

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Dieses Angebot konnten wir natürlich nicht ausschlagen, zumal wir nach dem Pistenstaub auch ordentlich durstig waren. Außerdem gab es auf einer Wiese einen wunderbaren Stellplatz für die Nacht. Zuvor allerdings hatten wir Familienanschluss, sei es, dass ich das 2 Monate alte Baby auf den Arm gedrückt bekam, sei es, dass die Dorfkinder Interesse am Mac hatten:)

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Sevran i Made

 

Sonntag, 8.7.

Zuerst war Goya mit einem Morgenspaziergang dran. eine gute Gelegenheit, die kleinen Dinge zu bewundern.

Nach einem leckeren Krapfen – mit Honig – Frühstück bei Oma machten wir uns an den zweiten Teil der Piste, das Zwischenziel war Corovodë. Nach ca 45 Minuten „mutierte“ die Piste zur Straße und führte uns immer an dem herrlichen Canyon des Osum River entlang.

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Den Plan, am Fluss über Nacht zu bleiben und die Gelegenheit zum Baden zu nutzen, hatten wir aufgegeben. Für Ignaz wäre es doch zu schwierig gewesen, über die Steine in die „Badewannen“ zu kommen. Stattdessen fuhren wir nach Berat(seit 2008 UNESCO Weltkulturerbe), die Stadt der 1000 Fenster, wie sie im Reiseführer angepriesen wird. Aber bevor wir ihren Reiz auf uns wirken lassen konnten hieß es ca 50 km Kurvenfahrt (immer weiter am Fluß entlang) zu bewältigen. Die Reisegeschwindigkeit lag bei ungefähr 40 -50 km. Die Straßen sind hier eben noch nicht breit und gut ausgebaut.

Das Gewitter hatte sich bei unserem Eintreffen in Berat gelegt, sodass wir die Stadt erkunden konnten. Als Besonderheit bietet sie neben dem reizvollen Anblick eine alte Zitadelle, die auch heute noch zu großen Teilen im Innenbereich bewohnt ist.

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Wir stöberten durch die engen Gassen und standen plötzlich vor einem Museum. Und dieses barg dann einen ganz besonderen Schatz: Neben der beeindruckenden Ikonostase von 1797  (Wallnussholz mit Gold verziert) in der Kirche Kathedrale der Heiligen Maria (die seit 1807 Kirche der Entschlafenen Maria heißt)

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wird dort auch ein sehr feines Museum geführt, mit über 100 Ikonen, teilweise aus dem 16. Jahrhundert.

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Für die Nacht suchten wir einen CP ca 12 km nach Berat auf (liegt zwar direkt an der Landstraße, wird aber durch zwei Häuserreihen abgeschirmt, daher sehr ruhig – außerdem hatte er eine sehr gute Ausstattung).

 

Montag, 9.7.

Zuerst musste das Interessen von anderen CP-Nutzern am dem Defender befriedigt werden. Wir sollten Besichtigungseintritt erheben…

Der Weg zum Lake Ohrid führte uns über Elbesan nach Lbrazhid und Prrenjas nach Progradec. Der Ohridsee – der zweitgrößte Binnensee der Balkanhalbinsel- mit einer Grenze zu Mazedonien, die schräg durch den See geht, reizte uns, wegen seines kristallklaren Wassers als Badesee.

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Beim Abendspaziergang kamen wir zu einem „Naturpark“ – dieser kristallisierte sich als „kleines Wandlitz“ heraus. Der heutige Drilon Park war zur Zeit des kommunistischen Regimes nur hohen Parteilmitgliedern (auch Hoxha) zur Erholung vorbehalten. Heute ist er ein kleiner sehr gepflegter Aufenthaltsort für Alle. Mit der Möglichkeit, Boote zu mieten (wie im Tiergarten) und in diversen Restaurants zu speisen.

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Auch die allerorts sichtbaren Betonbunker versuchte man zu verschönern…:)

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Der See erinnert uns ein wenig mit seinem klaren Wasser und der Lage (umringt von Gebirgen) an den Gardassee.

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Dienstag 10.7.

Wir machen einen „faulen“ Tag, d.h. morgens eine Jogging Runde und Ig dann Training im Wasser.

Zeit ein wenig über Albanien und die Gegend hier nachzudenken und zu lesen…Welche Vorstellung habt ihr von Albanien? Wir müssen zugeben, wir hatten nur sehr diffuse. War doch die Abschottung zur Zeit des Enver Hoxha zu perfekt. Hoxha hatte 1944 die Macht übernommen und in den Folgejahren dafür gesorgt, dass jegliche Opposition ausgeschaltet und eine kommunistische Einparteienherrschaft etabliert wurde. Mit Hilfe der Geheimpolizei (Sigurimi) fielen zehntausende von Menschen dem Herrschaftsregime zum Opfer. 1945, bei der Aufteilung des Balkan in Einflusszonen durch Churchill und Stalin, wurde Albanien nicht mit einbezogen. Vielmehr hat Tito und seine Führung versucht, Albanien einzugliedern. Jugoslawien war das erste Land, dass die provisorische Regierung von Tirana diplomatisch anerkannte (Jugoslawisch-Albanischer Freundschaftsvertrag von 1946). Interessant auch zu lesen, wie die kommunistische Regierung ihre Macht stützte: Zuerst eine Bodenreform, die den Großgrundbesitz entschädigungslos an landlose Bauern aufteilte. Dies führte zu einer erheblichen Popularität der Kommunisten. Außerdem setzte sich die politische Elite mehrheitlich aus den südalbanischen Städten ( Korça, Vlora, Gjirokastra) zusammen, der Grund dafür war wiederum in den persönlichen Beziehungen von Hoxha zu suchen. Seine Macht war gesichert, als 1946 durch eine Verfassungsänderung alle nichtkommunistischen Parteien und Vereinigungen verboten wurden.

Die Beziehungen zwischen Jugoslawien und Albanien verzeichneten alsbald eine Krise, die auf unterschiedlichen wirtschaftlichen Vorstellungen beruhte.

Auch mit der UDSSR überwarf sich Albaniens Führung im Jahr 1961.

1967 erfolgt ein totales Religionsverbot, Albanien wurde damit zum 1. atheistischen Staat der Welt.

Während der gesamten Zeit hat Albanien kaum Beziehungen zu westlichen Ländern unterhalten.

Ramiz Alia, der als Nachfolger Hoxha, nach dem mysteriösen Tod des albanischen Ministerpräsidenten Mehmet Shehu 1981, aufgebaut wurde, setzte nach Hoxhas Tod 1985 zwar dessen Politik fort, nahm aber wegen der desolaten Wirtschaftslage die diplomatischen Beziehungen zu westlichen und östlichen Staaten auf.

Im Januar 1990 erfolgten die ersten antikommunistischen Demonstrationen.

Soweit ein Kurzabriss. Heute kann man nur staunen über die Offenheit und auch die wirtschaftlichen Anstrengungen, die überall erkennbar sind.

Als Beispiel fügen wir hier ausnahmsweise ein Bild des CP Ari ein.

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Gepflegter geht es kaum. Beim Joggen am Seeufer richtete sich mein Blick auf kleine Hotels, allesamt sehr gepflegt und voller Blütenpracht.

Das Abendessen nahmen wir in dem zum CP gehörigen kleinen Restaurant ein. Der bekannteste und leider wohl vom Aussterben bedrohte Fisch des Orith-Sees ist der Koran, eine besondere Forellenart.

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Dass dieser vom Aussterben bedroht sein soll, hatten wir erst nach dem Diner gelesen und gleich ein schlechtes Gewissen bekommen. Die große Gefährdung geht wohl auf die Tatsache zurück, dass profitgierige Fischer (für 1 kg Koran werden wohl 20 Dollar geboten) mit Dynamit fischen. In Mazedonien (die Grenze zwischen Albanien und Mazedonien verläuft längs durch den See) ist der Koran wohl bereits umfassend geschützt.

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wir können es mit den Sonnenuntergängen auch nicht lassen:)

 

Mittwoch, 11.7.

Wir hatten einen Plan: Mit der Fähre von Komanit nach Vabonë (im Norden Albaniens gelegen) zu fahren. Unterwegs hatten uns ein norwegisches Ehepaar berichtet , dass man sich unbedingt vorher für diese Fahrt, die zu den Highlights Albaniens gehören soll, anmelden solle. Also veranlassten wir per Internet eine Reservierung für den 13.7. Leider bekamen wir als Antwort keine Bestätigung sondern die Mitteilung, dass die Fähre „gebrochen“ sei. Ein Telefonat ergab, dass es irgendwie einen Schaden gäbe…

Wir wollten den Plan noch nicht aufgeben und mussten daher umdisponieren.

Der Weg führte uns daher zunächst nach Mazedonien – der Grenzübergang war ja nur 2 km von unsrem CP entfernt. Der Grenzer auf mazedonischer Seite bewies seinen Humor, in dem er uns fragte wo wir hinwollten und wo wir wären…Auf unsere Antwort „na in Mazedonien“ sprang er vor Freude fast in die Luft und wünschte uns eine gute Reise und einen angenehmen Aufenthalt.

Wir fuhren nun die östliche Uferseite des Ohrid Sees entlang . Die Orte waren erheblich touristischer im Vergleich zur albanischen Seite. Und überhaupt: Wir sahen nur Einfamilienhäuser als Neubauten bzw. Berge von Bauschutt. Zeichen des Wiederaufbaus nach den Kriegswirren?

Die Besichtigung des Museumsdorfes „Bay of bone“ ließen wir ausfallen, erstens hätte Goya nicht mitgedurft und zweitens hatten wir gelesen, dass es Nichtssagend sein soll…

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Nach ca 85 km erreichten wir bei Bllatë e Sipëme wieder die albanische Grenze, überschritten auch diese problemlos. Die Auswirkungen der Balkankriege sind diese Kleinstaaterei, nach einigen Kilometern kommt man bereits wieder an eine Grenze…

Der Weg führte uns wieder in die Berge. Die Strecke von Peshkopi über eine Offroadpiste nach Burrel hatten wir uns vorgenommen. Zuvor führte uns die Straße an mehreren Stauseen vorbei und durch eine waldreiche Landschaft.

Nach einem Café und Eisstopp in Peshkopi ( auffällig hier: die Straßen werden am laufenden Band gefegt, es liegt wirklich kein Schnipsel herum! )suchten wir dann den Einstieg in die Ofroadpiste über die Berge. Trotz der Hinweise in dem off road guide nicht ganz so einfach: eine Brücke war unpassierbar, ein anderer Straßenabschnitt war offensichtlich von den Bürgern blockiert worden… Schließlich gelang es und wir waren im vetrauten Rumpelmodus. Auf der Piste war an vielen Stellen noch sehr gut dass  Pflaster der alten Handelsstraße erkennbar.

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Für die Nacht fanden wir einen super Stellplatz auf einer herrlich geraden Wiese,

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und genossen das Feierabendbier:)

Die single raod ist gut befahren. Beeindruckt schauten wir auf die Holztransporter. Mal sehen, wie das morgen wird.

 

Donnerstag, 12.7.

Während der Nacht hörten wir doch einige LKW’s, die sich schon auf den Weg zum nächsten Holztransport gemacht hatten.

Wir selbst gingen ebenfalls unser Ziel Barrel an. Die Strecke war landschaftlich herrlich, die Piste mit dem 1.Gang an allen Stellen gut zu bewältigen (der Landi hat ja auch die nötige Bodenfreiheit).

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Zwischendurch stießen wir vereinzelt immer wieder auf Häuserruinen. Unter Hoxha sollen Regimekritische wenn nicht inhaftiert oder gleich umgebracht auch in die Berge verbannt worden sein. Sind diese Ruinen Hinweise dafür?

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Nach einiger Zeit passierten wir das Dorf Selishtë. Kleinteilige Landwirtschaft  und Viehzucht im kleineren Rahmen bilden hier die Lebensgrundlage.

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Weiter ging es am Berg Maja (kein Witz!) vorbei über einen 1150m hohen Pass, gut geeignet für eine Kaffeepause. Es wimmelte nur so von Schmetterlingen, auch noch im Raupenstadium.

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Die Bunkerbauten waren allgegenwärtig (wir wir gelesen hatten, sollen unter Hoxha 75000, manche sprechen auch von 200 000, gebaut worden sein…)

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Und als puren Gegensatz dann die Grabstellen, immer oben auf einem Hügel, dem Himmel möglichst nah!

IMG_4338Leider hatten wir immer noch keine Nachricht von dem Fährbetreiber …. deshalb fuhren wir über Rrëshen, Laç nach Shëngjin an die Küste. Wir fanden einen als CP definierten Stellplatz, waren aber nach der Tour zufrieden, eine angenehme Abkühlung im Meer zu finden. In den Bergen sind die Temperaturen ja sehr angenehm, vor allem die Nächte auch kühl…bei der Fahrt durch die Ebenen zahlt sich die Klimaanlage im Landi aus.

Und dann Lesen bei Mondschein und einer prima Brise vom Wasser:)

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Freitag, 13.7.

Wir hatten auf die SMS an den Fährbetrieb keine Antwort erhalten…(: entschieden aber trotzdem, nach Komanit zu fahren, die Strecke entlang des Drini versprach landschaftlich interessant zu werden.

Noch ein kurzer Eindruck, von dem was geht…:)

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Der Drini wird innerhalb der Gebirge aufgestaut, es bilden sich sehr verzweigte Stausseearme, die auch der Fischzucht dienen.

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In Karmë trafen wir auf ein Denkmal für Mutter Theresa und erinnerten uns, dass diese ja albanischer Abstammung war.

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Die Weiterfahrt auf der Strecke hielt, was wir uns am morgen beim Blick auf map out versprochen hatten.

IMG_4355Die Straße war zwar gewohnt schlecht, aber daran hatten wir uns ja schon seit langem gewöhnt.

In Komanit angekommen fuhren wir dann Richtung Fährterminal. Kurz vor dem Staudammtunnel,

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den man durchqueren muss, hielt ein Auto neben uns, drinnen der „Fährmanager“; der uns erklärte, dass wir für die Fahrt „eine Reservierung benötigten….!“ Ach nee!! Auf unseren Hinweis, dass wir diese in den letzten Tagen auf verschiedene  Art und Weise (Telefon, Internet und SMS ), leider ohne Erfolg, realisieren wollten, drehte er sein Auto um, fuhr zum Terminal und gab uns ein Ticket für morgen 12.00 Uhr!!! Manchmal muss man Glück haben.

Wir machten Station an dem CP AL Natura, direkt am Terminal und am Abfluss des Stausees gelegen. Es gibt schlechtere Plätze:)

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Samstag, 14.7.

Wir konnten ja heute ganz geruhsam frühstücken, da wir erst um 11.00 Uhr am Parkplatz für den Fährterminal sein mussten. Auch Goya konnte noch einen ausgiebigen Morgenspaziergang inklusive Bad in dem klaren Stausee genießen. Und so ganz nebenbei ergab es auch wieder einige Impressionen:

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Blick auf die Stauseemauer, hinter der der Fährterminal liegt, zu erreichen über einen Tunnel

Die Oma hatte sich sehr über mein Interesse an ihrer Sammelaktion gefreut und war ganz begeistert, eine „gscherman“ zu treffen.

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Pünktlich waren wir dann auf dem Parkplatz und warteten in guter Gemeinschaft  auf den Zugang zum Tunnel.

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Die Vorfreude auf diese Fährfahrt durch fjordähnliche Berglandschaft stieg ungemein. Um so größer war zunächst unsere Enttäuschung, dass wir an der Fähre rechts raus fahren und erneut warten mussten. Franco, unser Manager von gestern, begrüßte uns freundlich und meinte , alles sei gut, wir wären halt die letzten, weil wir zuletzt gebucht hätten…

IMG_4424Die Zufahrt gestaltete sich ungemein chaotisch und unorganisiert. Und unser Ärger war vollkommen, als klar war, dass wir KEINEN Platz erhielten. Einigen vor und nach uns erging es ebenso. Wir bekamen zwar unser Geld zurück, aber es war trotzdem sehr schade. Und ich gestehe, ich  fühlte mich auch ziemlich veralbert, hatten wir doch am Tag vorher unser Ticket (oder was es auch immer wahr) bezahlt und fühlten uns sicher…

IMG_4416Wir warfen noch einen Blick in die Richtung, in die es hätte gehen sollen und fuhren verärgert ab. Hatte uns das albanische Chaos also doch noch erwischt!

Wir planten um (unser ursprünglicher Plan, über den Kosovo und die Berge nach Montenegro einzureisen, hatte sich ja nun erübrigt) und entschieden, heute noch möglichst Kroatien zu erreichen, d.h. Montenegro nur als Transitland zu nutzen.

Wir fuhren am Seeufer die Strecke nach Mjedë zurück, genossen noch einmal die Landschaft…

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Kurz nach Dodaj auf der E 851 passierten wir die Grenze nach Montenegro, nicht ohne zuvor noch unsere letzten Lekki in einem kleinen Markt in Ware umgesetzt zu haben. Die Ausreise, die zugleich die Einreise darstellte, dauerte keine fünf Minuten.

Montenegro nutzen wir wirklich nur zum Transit. Bei Lepetane nahmen wir die Fähre nach Kamenari und kürzten somit die Fahrt um die große Bucht herum ab – so kam der Landi heute doch noch auf ein Schiff:)!

Nach insgesamt  ca 125 km waren wir erneut an einem Grenzübergang, nämlich von Montenegro nach Kroatien. Die Einreise war aus unerklärlichem Grund mit einer Wartezeit von gut 45 Minuten verbunden, die  Kontrolle unserer Pässe dauerte nicht einmal 1 1/5 Minuten….

Mittlerweile ging es kräftig auf 19.00 Uhr zu…also wurde ein CP gesucht. In Plat wurden wir gleich bei dem 1. Versuch fündig: ein netter kleiner Platz mit Terrasse und Olivenbäumen und direktem Zugang zum Meer. Prima!

 

Sonntag, 15.7.

Der Platz war so prima, unaufgeregt, klein, genügend Platz und ein prima kleiner Kiesstrand. Dazu kristallklares Wasser, dessen Temperatur so bei 23-24 Grad lag und entsprechend erfrischend war. Wir legten einen Badetag ein.

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IMG_4437Und ja, wir konnten es nicht lassen …:)IMG_4439

 

Montag, 16.7.

Heute stand „Kilometerfressen“ an, wir wollten einen gut Teil Kroatien hinter uns lassen. Zuerst führte der Weg an Dubrovnik vorbei immer an der Küste entlang. Die Küstenstraße nach wie vor reizvoll, viele kleine Badeorte, nicht mit riesigen Hotelkomplexen verbaut und immer wieder der Blick auf das türkisgrüne Meer.

Um aber ein wenig schneller voran zu kommen nutzten wir die Autobahn, auch wenn die Mautgebühren heftig waren (für 200 km ca. 22,50 €). Witzigerweise trafen wir auf einem Rastplatz einen polnischen Landifahrer wieder, der mit uns an der Fähre in Albanien gescheitert war…

Als wir das Hinweisschild auf die Plitvička Seenplatte sahen entschieden wir kurzentschlossen, dort einen Aufenthalt einzulegen. Wir kannten beide diesen seit 1949 bestehenden und 1979 zum Weltnaturerbe der UNESCO erklärten Nationalpark noch nicht.

Nachtquartier bezogen wir auf dem CP Borje bei Rudanovac.

 

Dienstag, 17.7.

Um den Nationalpark kennenzulernen schlossen wir uns nicht den Touristenströmen an, die Rückkehr in diese Art von Zivilisation ist uns noch nicht so ganz gelungen. Vielmehr fuhren wir bei Cudin Klanac auf eine kleine Nebenstraße und erreichten so die oberen Seen. Allerdings nur zu Fuß! Vorher hatten wir uns noch angelesen, dass dieser Nationalpark wegen des  Dolomit – und weicheren Karstgesteines, durch dass sich das Wasser quasi durchfrisst,  und die sich bildenden Travertinbarrieren, die  sich auch heute noch immer wieder verändern, etwas ganz Besonderes ist. Hinzu kommt  die Tatsache, dass über 50 endemische Pflanzen für dieses knapp 300 qkm nachgewiesen wurden.

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An der ersten Stufe der Wasserfälle angekommen, waren dann – nach ca 4 km – auch  viele Menschen da – ein kleiner Touristenzubringerzug machte es möglich. War aber trotzdem sehr beeindruckend – kristallklares Wasser – und dieses versiegte dann in Erdlöchern um einen Meter weiter als Wasserfall wieder aufzutauchen.

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Der Pflanzenreichtum faszinierte uns erneut!

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Und noch ein Blick:

Nachdem wir auf dem Rückweg noch mit Pfifferlingen fündig geworden waren und auch Goya vom Laufen genug hatte steuerten wir die Grenze nach Slowenien an. Wir wählten dazu die kleineren Straßen aus ( über Vrhovine, Oštarije, Hajdine ) zum Grenzübergang bei Brod na Kupi. Die Dörfer, die wir durchquerten, waren so wenig fremd, Blumen, Gärten, Almwiesen, alles sehr gepflegt, irgendwie mussten wir uns immer in Erinnerung rufen, dass wir noch in Kroatien waren.

Am kleinen Grenzübergang mussten wir dann doch tatsächlich die Pässe kontrollieren lassen…

Auf unserem Weg Richtung Ljubljana fanden wir dank des Stellplatzfinder einen prima Platz in Rudnik bei Kočevje. Direkt am See gelegen hat dort offensichtlich die Gemeinde ein Areal an der Touristikinformation fein hergerichtet. Super Infrastruktur – nur die Preisgestaltung war etwas seltsam: Zwei Personen mit WoMo (oder eben unser Landi) 12  € inkl. Strom. Für Toiletten– und Duschbenutzung kamen noch einmal 8 € dazu. Hätte man gleich den Preis von 20 € „all inklusive“ aufgerufen, hätte ich mich wohl weniger geärgert…

 

Mittwoch 18.7.

Lubljana durchfuhren wir auf dem Weg zum Bohinjsko jezero im Triglavski narodni park (Julischeu Alpen). Bled haben wir „links liegen“ lassen, der Rummel war uns einfach zu viel. Lieber fuhren wir noch die knapp 30 km in das Tal hinein um dann fast am CP Kamp Bohinj zu scheitern. Eigentlich war alles voll, aber der Hinweis auf das Handikap von Ig ermöglichte uns, noch einen Platz zu ergattern. Wenn auch nicht direkt am Seeufer, aber immerhin. Auffallend: Es gibt auf diesem CP keine vorgegebenen Stellflächen, sondern die Kapazität richtet sich nach der aufgenommenen Personenzahl. Dabei handelt es ich um eine Vorgabe von der Nationalparkverwaltung. Für Bergwanderer, die müde von den Gipfeln kommen, wird immer ein gewisses Reservekontingent vorgehalten. Von diesem konnten wir profitieren.

Wir ernteten die übliche Neugierde, als wir den Landi aufbauten. Dann machten wir einen Erkundungsgang. Von dem türkisgrünen klaren Wasser und dem Blick auf die Berge in dem Talschluss waren wir begeistert und hatten schon Pläne für die nächsten zwei Tage gemacht.

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Kurz nach dieser Aufnahme konnten wir die Kleinen beim Babyentenrafting beobachten:)

 

Donnerstag, 19.7.

Heute ging es hoch in die Berge. Dazu nutzten wir für die erste Teilstrecke die Gondel (interessant: hier gibt es bereits ab dem Alter von 60 Jahren einen Seniorenrabatt:). Die Aussicht auf die umliegenden Berge des Talkessels waren phantastisch, wunderbar klares Bergwetter!

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Gemeinsam bewältigten wir die Strecke bis Orloff Glava. Dort konnte Ig das erste mal nach Oktober 2016 wieder ein Gipfelkreuz erreichen. Anstrengend aber glücklich!

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Goya und ich nahmen uns anschließend den Gipfel Šija vor (1880m),  von dort gab es einen beeindruckenden Blick auch auf den Triglav, dem Namensgeber für den Nationalpark.

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Und natürlich wunderschöne kleine Bergblumen:

 

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Und das Beste: Unser 11 jähriger Labradorrüde war wieder der Erste auf dem Gipfel. Auch er war heute Abend müde und erschöpft. Nach einem gut gefüllten Fressnapf entspannte er  bei der angenehm kühlen Temperatur.

 

Freitag, 20.7.

Heute führte uns der Wanderweg oberhalb des Seeufers über ca 5 km nach Ribčev Laz. Unterwegs sahen wir den Schwalbenwurz-Enzian.

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Wetterpro hielt was es vorausgesagt hatte : Ein Gewitter zog auf. Für den Rückweg nutzten wir daher die kleine elektrobetriebene Fähre.

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Auf der Fähre erfuhren wir, dass der Natursee von einer Quelle und dem Regen gespeist wird. Der starke Abfluss ermöglicht es, dass der nur 45 m tiefe See dreimal jährlich einen kompletten Wasseraustausch verzeichnen kann. Dieses führt zu hervorragender Wasserqualität.

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Samstag, 21.7.

Wir verließen diesen chaotischen Platz und nahmen den Wurzenpass in Angriff. Ab der österreichischen Grenze erklang ein freundliches „Grüß Gott“ und damit hatten wir endgültig wieder den deutschsprachigen Raum erreicht.

Für das Ziel Freiburg am 28.7. hatten wir uns die Strecke über Bruneck ausgesucht. Dazu fuhren wir heute über Hermagor und Kötschach in das Gailtal und über die Dolomitenstraße durch das Lesachtal.

Auf der Höhe von Klebas fanden wir einen feinen CP mit beheiztem Schwimmbad, gut für Ig’s Übungen.

 

Sonntag, 22.7.

Wir nutzen den Tag für eine Wanderung zur Steineckenalm, 200 Höhenmeter direttissima, durch einen herrlichen Wald, in dem wir für das morgige Abendessen vorsorgen konnten

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Montag, 23.7.

Die heutige Fahrt führte uns zunächst nach Bruneck, das Messner Museum Ripa ( tibetisch: Ri = Berg, Pa= Mensch) mit seinem Schwerpunktthema Bergvölker stand auf unserer Agenda. Untergebracht in dem Schloß der Stadt (sein Ursprung geht auf das 13. Jahrhundert zurück), vor einigen Jahren von der Stiftung Südtiroler Sparkassen der Stadt zur Nutzung überlassen. Das Schloß hat eine eigene wechselvolle Geschichte, hier soll aber ein kurzer Eindruck von der Ausstellung erfolgen. Nachvollziehbar liegt der Schwerpunkt auf den Bergvölkern der Himalaja – Region, Afrikas, Südamerikas und natürlich des Alpenraumes. Die Bergvölker des Kaukasus fehlen.

Eindrücklich wirbt Messner mit der Ausstellung für den Schutz der Kultur und der Lebensform der Bergvölker, die auch heute noch auf Eigenverantwortung, Konsumverzicht und Nachbarschaftshilfe aufbaut. In dem  modernen  Freizeitalpinismus sieht Messner eine echte Gefährdung. „Die Bergregionen sollen nicht für die Städter den Raum hergeben, um ihr Freizeitbedüfnisse, die sie in der Stadt nicht befriedigen können, um jeden Preis in den Bergen zu verwirklichen.“

Eine Ausstellung, die auch nachdenklich macht.

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tibetisches Festzelt

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Blick vom Schloßturm

 

Anschließend bewältigten wir noch den Jauffenpass und fanden in St. Leonhard einen hervorragenden CP. Obwohl total belegt, ermöglichte der nette Betreiber uns noch eine Stellmöglichkeit!

 

Dienstag, 24.7.

Strahlender Sonnenschein, wie eigentlich immer 🙂 Wir brachen früh auf um über das Timmelsjoch zu fahren. Der Landi brauchte Kurven!! Und wir den Grenzübergang von Italien nach Österreich. Es ergaben sich herrliche Ausblicke auf die umliegende Bergwelt der  Ötztaler und Stubaier Alpen.

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Wenn mich jemand fragen würde, was an der Passüberquerung genervt hat, gibt es nur ein Antwort: die vielen Fahrradfahrer, die in den sehr engen Kurven mit steilen Abhängen – nachvollziehbar – oft die Straßenmitte nutzten ( bei eigentlich nur 1 1/5 Spuren). Nicht ganz ungefährlich.

Über Landeck und dem Arlbergpass erreichten wir dann Klösterle, einen kleinen, unaufgeregten Ort.  Ig hatte schon vorher herausgefunden, dass Klösterle über einen kleinen CP verfügt, den wir uns für die nächsten drei Tage ausgesucht hatten.

Abends gesellte sich dann noch ein Landi mit Dachzelt dazu: Camilla und Peter mit Hund Joiz aus der Schweiz. Klar führte das zu Erfahrungsaustausch.

 

Mittwoch, 25.7.

Wir nutzten den Tag geplant zum Wandern – Aufstieg zur Alpe Nenzigast, im Naturschutzareal des Verwall.

Neben Blau- und Himbeeren, Walderdbeeren und Pfifferlingen bot auch die Flora Überraschungen:

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Donnerstag, 26.7.

Für den letzten Tag in den Vorarlberger Bergen haben wir uns eine Fahrt mit der Gondelbahn auf den Sattelkopf vorgenommen. Der Zubringerbus war über die Klösterle-Karte kostenfrei. Goya akzeptierte sogar den Maulkorb(:

Vom Sattelkopf 1841 m  (auf dem es ein herrliches Kinderparadies  – das Bärenland – gibt, mit wirklich interessanten Spielgeräten (mit einem Floß „hol rüber über den See“, einer Wasserschaukel u.v.m.) wanderten wir zum Muttjöchle 2074 m und genossen noch einmal die Eindrücke.

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Arnika

 

Montag, 30.7.

Von Freitag Abend bis Sonntag Mittwoch haben wir Simone, Thomas und Finn in Freiburg besucht und sind dann mit einem Zwischenstopp im Thüringer Wald heute gegen Mittag wieder zu Hause gelandet.

Unser Abenteuer hat damit nach 14 180 km leider ein Ende gefunden. Voller vieler kleiner und großer Erlebnisse ziehen wir uneingeschränkt das Fazit, dass es sich immer lohnt, sich vor Ort über ein Land und seine Menschen ein eigenes Bild zu machen. Wir haben durchweg nur positive Erlebnisse gehabt. Neugierde bzw. Interesse, Akzeptanz, Freundlichkeit, Gastfreundschaft und ganz viel Lächeln sind uns begegnet.

Georgien, dass uns in der Vorbereitung so weit weg und so fremd erschien, ist tatsächlich überhaupt nicht fremd. Und die Türkei und ihre Menschen , die wir ja –erneut – intensiv kennengelernt haben – sollte unbedingt unabhängig von der Politik Erdogan’s beurteilt werden.

Der Landi, der in den vergangenen 11 Wochen unser Zuhause war,  hat uns zuverlässig durch „oxtrillionen“ Kurven und alle Pässe gezogen.

 

Und unser Hundesenior war glücklich und zufrieden, so nah mit seinen Menschen die die Zeit verbringen zu können.

Wir hoffen, dass viele neugierig und mutig werden, sich auf ähnliche Pfade zu begeben.. Man ist nie zu alt! Wir bedanken uns bei Allen, die uns auf dieser Reise begleitet haben und schließen mit Herrmann Hesse diesen Blog bis zum nächsten Abenteuer:

 

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

An keinem wie an einer Heimat hängen,

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,

Nur wer bereit zu Aufbruch und Reise,

Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.“

Hermann Hesse

 

Die mit Goyaaufreisen gingen.

 

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